Ich habe Harry Potter and the Cursed Child ausgelesen und bin ziemlich enttäuscht.
Das liegt selbst verständlich unter anderem daran, dass die Geschichte eindeutig für das Theater geschrieben wurde. Man merkt beim Lesen, dass es Szenen gibt, die man durch das Lesen mit dem Buch nicht so aufnehmen kann wie man das könnte, wenn man die Geschichte mit eigenen Augen sehen würde. Einige Szenen vergehen für ein Buch zu schnell und der Geschichte geht die Magie etwas verloren, denn rein durch die Dialoge von Menschen aus der Zaubererwelt, kann das fantastische der Welt einfach nicht so wiedergegeben werden wie durch ausführliche Beschreibungen in den originalen 7 Büchern.
Für mich ist das aber das bei weitem kleinere Problem. Das viel größere ist die Geschichte, die voller Plotholes ist und besonders die Geschichte der ursprünglichen Harry Potter Bücher meiner Meinung nach verschlechtert. Es ist wie mit dem Serienfinale von HIMYM. Wenn man einmal weiß die die Geschichte endet bzw im Fall von HP fortgesetzt wird, sieht man alles was davor passiert in einem anderen Licht. Und glaubt mir, meine Kritikpunkte haben wirklich nichts damit zu tun, dass ich das Buch gelesen und nicht das Theater gesehen habe. Um das genauer zu erklären muss ich aber spoilern.
Das mit Abstand größte Problem an Harry Potter and the Cursed Child ist, dass es eine Zeitreisegeschichte ist. Das muss ja noch nicht umbedingt was schlechtes sein, bei HP 3 ging es auch sehr viel um Zeitreisen und die Geschichte dieses Bandes halte ich eigentlich für die beste der gesamten Serie, denn nur das eine mal wird der Plot in Harry Potter nicht komplett linear. In den meisten Bänden passiert ein wichtiges Ereignis nach dem anderen und es führt immer Eines zum Nächsten. Im dritten Band ist die Story allerdings viel komplizierter, extremst gut durchdacht und ein Twist jagt den Nächsten.
Der neue Teil hat leider nichts davon. Stattdessen hat Rowling den Fehler gemacht und geändert wie Zeitreisen im Harry Potter Universum funktionieren was zu riesigen Plotholes führt und die Geschichte extremst unlogisch macht. Es geht darum, dass der zweite Sohn von Harry Potter an den Anforderungen die an ihn aufgrund seines berühmten Vaters gestellt werden scheitert. Gleichzeitig ist Harry aber auch nicht mehr der der er einmal war und arbeitet zumeist im Büro. Eines Tages kommt der Vater von Cedric Diggory zu Besuch und bittet Harry darum mit einem Zeitumkehrer seinen Sohn zu retten, denn das würde er ihm schulden, da Cedric für Harry gestorben ist. Harry sind aber die Hände gebunden wieso Harrys Sohn Albus beschließt in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und sich in das Abenteuer zu stürzen. Hier taucht der erste große Logikfehler auf, denn Zeitreisen haben in Harry Potter immer so funktioniert, dass man das was schon passiert ist nicht mehr ändern kann, Cedric ist also nicht mehr zu retten. Das ist auch die einzig sinnvolle Variante einer Zeitmaschine in der Zaubererwelt, ansonsten würde wohl ständig die Zeit zurück gedreht werden immer wenn irgendwas passiert, was irgendwer nicht will. Außerdem tritt bei dieser Variante einer Zeitreise das alt bekannte Zeitparadoxon auf, denn in einer Welt in der Cedric nicht gestorben wäre, wäre auch alles danach ganz anders passiert und das Kind von Harry würde noch nicht einmal existieren oder zumindest ein anderes sein.
Aber dennoch reist Albus in der Zeit zurück er und sein Freund Scorpius (der Sohn von Malfoy) verändern den Verlauf des trimagischen Turniers, doch Cedric stirbt trotzdem und natürlich wurde einiges in der neuen Gegenwart verändert, Albus und Scorpius existieren aber immer noch, was alleine schon unlogisch genug ist. Ich will nicht den gesamten Verlauf der Geschichte nacherzählen, aber um es kurz zu machen, es kommt noch zu zahlreichen weiteren Zeitreisen die am Ende größtenteils nur noch dazu da sind um die alte Realität wieder herzustellen, was eigentlich unmöglich ist. Was mir daran ganz stark aufstößt ist, dass die neue Realität unmöglich genau so sein kann wie die, die in den ersten 7 Büchern beschrieben wurde, diese Geschichten sind also eigentlich hinfällig und so gar nicht wirklich passiert. Durch die Zeitreisen kommt Scorpius einmal sogar in eine Realität in der Voldemort den Krieg gewonnen hat, Harry gestorben ist und kurz gesagt alles schlecht ist. Dass die Geschichte die hinter dieser Realität steht genau so passiert ist wie die Geschichte die wir in den ersten 7 Teilen gelesen haben und, dass die beiden Geschichte somit beide gleich richtig sind, ist für mich schwer einfach so hinzunehmen.
Ein weiteres Problem ist die Vorhersehbarkeit der Geschichte und, dass einem einiges einfach nicht mehr überraschen kann. ZB.: Um an den Zeitumkehrer zu kommen muss Albus am Anfang des Buches ins Zaubereiministerium einbrechen um ihn aus Hermines Büro zu stehlen, was er natürlich mit Hilfe von Vielsafttrank macht. Defakto genau das gleiche passiert auch im siebenten Teil um das Amulett zu stehlen. Auch den großen Storytwist des Buches habe ich schon einige Zeit bevor er offenbart wird erahnt.
Was ich hier schreibe ist leider nur die Spitze des Eisberges und ich könnte noch lange über weitere Plotholes schreiben. Eine Kleinigkeit die aber noch erwähnen will ist, dass das Buch an einigen Stellen unfassbar awkward wird. ZB.: Während dem Einbruch in Hermines Büro muss der durch den Vielsafttrank wie Ron aussehende Albus, Hermine ablenken was er tut in dem er Beginnt sie zu küssen und sie auf Themen anspricht wie ob sie nicht noch ein Kind haben will. Zur Erinnerung, Hermine ist die Tante von Albus...
Wenn ich dem Buch etwas zugute halten muss, dann das Finale, dass ziemlich spannend und emotional geschrieben ist, und noch dazu etwas von dem Harry Potter Fair aufkommen lässt, das ich das ganze restliche Buch vermisst habe.