Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

  • Ich habe Vorgestern Assassins Creed angesehen und bin ziemlich enttäuscht. Der Film spiegelt leider das große Problem von Videospiel Verfilmungen wider. Er ist nicht entstanden weil ein Drehbuchautor eine gute Geschichte im Kopf hatte, sondern weil eine große Firma Geld im Kopf hatte.
    Somit ist der Film zwar teilweise sehr hochwertig produziert (die Actionszenen sind zumindest teilweise sehr gut, wie der Animus dargestellt wird fand ich noch bei weitem besser als in den Spielen und prinzipiell mag ich die Optik des Films) aber bei allem das nicht durch viel Geld erreicht werden kann mangelt es. Die Geschichte ist komplett blah, die Dialoge ebenso und die Charaktere...oh Gott, oh Gott, die Charaktere. So ziemlich jede Handlung der Charaktere in diesem Film kommt komplett aus dem nichts. Die Meinungen der Personen ändert sich teilweise innerhalb einer Minute von 0 auf 100 ohne, dass es dafür einen Grund gibt. Im schlimmsten Fall hat eine Person sogar eine Charakterentwicklung die sich über den ganzen Film zieht und, sagen wir's so, es gäbe einen logischen Abschluss für diese Charakterentwicklung. Stattdessen macht diese allerdings in der letzten Szene des Films eine 180° Drehung und ist noch weiter Weg vom logischen Abschluss als am Anfang (Das ist schwer zu erklären ohne zu Spoilern, aber um es in Zahlen auszudrücken: Der Charakter entwickelt sich langsam von 0 in Richtung 100 nur um in der letzten Szene auf -100 zu springen)


    Zudem wird leider fast die gesamte Geschichte in der Jetztzeit und nicht im Animus erzählt. Daraus hätte man dann immer noch eine gute Geschichte zaubern können, aber
    a) Wenn jemand an Assassins Creed denkt, dann denkt er an den Animus und nicht das was rund herum passiert, ergo wenn ich einen Assassins Creed Film ansehe will ich auch das Flair der Vergangenheit haben.
    b) Das bisschen Geschichte das in der Vergangenheit spielt ist durch die Kürze komplett belanglos, soll zwar teilweise Emotionen wecken, schafft das aber nicht, da null Verbindung zu den Charakteren aufkommt und man besonders schon von Anfang an weiß, wie die Geschichte im Animus enden wird. Der einzige Grund wieso der Animus im Film überhaupt vorkommt ist, damit man überhaupt bemerkt, dass es in diesem Film um Assassins Creed geht und um ein paar Actionszenen zu haben. (Auch die vermitteln meiner Meinung nach allerdings nicht wirklich den Flair des Spiels)


    Trotz der guten Trailer also leider erneut absolut keine gelungene Videospiel Verfilmung. :thumbdown:

  • La La Land:
    Meine Güte was war ich auf diesen Film gespannt. Ich konnte es teilweise kaum aushalten das der Film noch nicht bei uns erschienen ist und habe die Wartezeit mit täglichem Hören des Soundtracks verbracht. Ich hatte seltsamerweise die unwahrscheinlich hohe Erwartung an den Film, dass er mir das gleiche Gefühl gibt wie Jacques Demys Filme oder mein Favorit unter den Musicals, 'Singin in the Rain' (RIP Debbie Reynolds ;( ).
    Der Film ist letztendlich genau darin am stärksten, diese Freude der 50-er Jahre Hollywoodmusicals wiederaufleben zu lassen. Es ist unglaublich toll gefilmt, choreographiert, gespielt und die Regie ist unglaublich in ihrer Präzision. Der Soundtrack funktioniert im Film noch besser, da das Visuelle perfekt darauf abgestimmt ist. Es gibt so viel an diesem Film was funktioniert, vor allem der Eröffnungs Trackingshot und die finale Montage. Dazwischen hat der Film aber ab und zu Schwächen, wie ein paar sehr zweidimensionale Charaktere (John Legend), ein paar etwas danebengegriffene Pacing Entscheidungen und einfach einem etwas abgesunkenen Qualitätslevel. Ich kann über diese Schwächen hinwegsehen, da ich alles andere so unglaublich liebe und legitim emotional berührt war, aber ein Meisterwerk ist der Film nicht, was ich aber ehrlich gesagt auch gar nicht erwartet habe.
    Da sich das Jahr dem Ende nähert und man so auf die Filme zurückschaut, kann man schon ziemlich zufrieden sein was dieses Jahr angeht. Und La La Land ist auf meiner Jahresliste auch die Nummer zwei tatsächlich vor objektiv besseren Filmen wie ELLE, aber diese 50-er Hollywood Musicals sind einfach etwas besonderes für mich, weshalb ich einfach viel mehr Spaß bei diesem Film hatte. (Schaut euch trotzdem unbedingt Elle an wenn er im Februar bei uns anläuft).


    An Toni Erdmann kommt er natürlich nicht einmal ansatzweise heran, der Film ist für mich einfach die Krönung des Autorenkinos dieses Jahrzehnts und da wird es sehr viel brauchen um diese unglaubliche erzählerisch ambitionierte Leistung auch nur in Ansätzen zu erreichen. Meine Güte Toni Erdmann. Ich muss schon wieder über den Film reden, weil sonst kann ich nicht mehr schlafen. Ich bin wohl der größte Fan der von diesem Film existiert, aber ich habe ihn schließlich auch schon 10-mal gesehen und bei jedem Mal hab ich mich ein bisschen mehr in ihn verliebt. Während wir immer mehr Filme erhalten, die mit hochgegriffenen Konzepten jonglieren und mit Metapher über Metapher arbeiten, ist Toni Erdmann einfach komplett roh und geerdet. Es ist einfach legitim der beste Film den ich dieses Jahrzehnt gesehen habe und dass liegt vor allem an seinem Drehbuch, das so unglaublich präzise unsere gesamte moderne Gesellschaft Stück für Stück, Aspekt für Aspekt dekonstruiert und dabei so unglaublich surreal und lebensnah zur selben Zeit ist, das man überhaupt nicht weiß was man überhaupt fühlen soll und das auf die beste Art und Weise. Ich habe es Maren Ade schon einmal persönlich gesagt, aber da wusste ich noch nicht wie ernst mir es ist: "Toni Erdmann representiert fast alles was ich vom Kino haben will". Die Charaktere gehören zu den wenigen, deren Namen ich mir extrem leicht merken kann obwohl ich die Namen der Schauspieler kenne (Das fällt mir sonst unglaublich schwer), einfach weil die Figuren so eine distinktive eigene Identität haben, dass man sie als wahre Personen anstelle von Charakteren wahrnimmt. Und meine Güte, die Momente die der Film bietet. So unglaublich brilliant, so unglaublich unangenehm, so unglaublich surreal und gleichzeitig schockierend geerdet und ergreifend. My name is Toni Erdmann. Don't lose the humour. The Greatest Love of All. Die Nacktparty. Die Umarmung. Ines wartet. All diese Momente werden für immer in meinem Gedächtnis verankert sein und ich glaube (und hoffe) ich werde sie bis zu meinem Tod nicht vergessen.
    Wenn ihr euch den Film noch nicht angesehen habt tut ihr euch ernsthaft Unrecht an. Es gibt auch gar keine Ausrede mehr, den Film gibt es sowohl auf BluRay/DvD als auch on Demand, als auch teilweise noch im Kino. Und falls ihr den Film beim ersten Mal nur Gut fandet, kein Problem, mir ging es genauso. Gebt ihm noch eine Chance. Oder zwei. Oder wie ich neun. Manche Filme verlangen es einfach, dass man sie untersucht und analysiert um zu erkennen wie genial und komplex sie eigentlich sind.

  • Wege zum Ruhm: Der Film ist ja mittlerweile ein Klassiker und nachdem ich den zu Weihnachten geschenkt bekommen habe habe ich ihn ein paar Tage danach eingeworfen. Ein wirklich großartiger Antikriegsfilm, der sich zu keiner Zeit in Sentaminialität verliert und auch was die Sets anbelangt toll aussieht. Ein verdienter Klassiker!

  • Suicide Squad (Extended Cut)


    Ich habe diesen Film nun zum ersten Mal gesehen und bin absolut baff darüber, wie schlecht er doch ist. Als er damals im Kino lief, wollte ich all den negativen Kritiken nicht blind glauben und dachte, dass all die Unkenrufe überspitzt sind. Tja, leider waren sie es nicht. Im Grunde stimme ich all dem zu, was @Robin schon im Hooked-Podcast zu diesem Film gesagt hat. Tatsächlich habe ich Suicide Squad auf keiner Ebene so richtig verstanden und frage mich, was sich sowohl die Produzenten, als auch das Studio dabei gedacht haben.


    Wenn man mich fragt, was ich an diesem Film überhaupt gut fand, dann komme ich schon ins Grübeln. Vielleicht schaut er sich nicht ganz so träge wie Batman v Superman. Margot Robbie als Harley Quinn und Will Smith als Deadshot sind ganz nett, wenngleich ziemlich eindimensional und ohne nennenswerte Momente. Eine Gefühlsbindung sucht man bei Suicide Squad ohnehin vergeblich. Nicht übel fand ich außerdem, dass man Batman kurz zu sehen bekommen hat wie er den Joker verfolgt. Ähhh...was sonst? Die Kostüme und das Make-Up der Charaktere waren ordentlich. Mehr fällt mir gerade nicht ein.


    Ich komme nicht umhin, zu sagen, dass alles andere bei diesem Film für die Tonne ist. Das fängt schon bei der Geschichte an, die überhaupt keinen Sinn ergibt und bei den Charakteren, die dermaßen überzeichnet und schlicht sind, dass da jeder ab Minute eins zum Abziehbild wird. Charakterentwicklung? - Nie gehört! Sinnvolle Dialoge? - Was'n das? Alleine die Bösewichte in diesem Film sind so unfassbar schlecht präsentiert, dass man bei jedem Auftritt beinahe die Luft anhält und darauf wartet, bis die wieder verschwinden. Diese Amanda Waller (ein hohes Tier in der Regierung) tut erst so arrogant und voller Selbstbeherrschung, springt dann aber zehn Minuten später mit ihrem Samsung-Handy durch die Gegend und ruft lauthals "Bitch!". Oh, Mann.


    Und an dieser Stelle muss ich jetzt verallgemeinern, sonst wird die Kritik jeglichen Rahmen sprengen. Das Drehbuch ist ein Witz und die Musikuntermalung besteht aus ausgelutschten, pseudo-hippen Songs, die immer zum peinlichsten Augenblick eingesetzt wird. So nach dem Motto: "Kommt Leute, wir schaffen das!" - Song setzt ein: "You can do it! Yo! Come on!".


    Die Kamera macht nichts anderes, als an Margot Robbies Hintern zu kleben. Die Produktplatzierung ist aggressiv. Die Dialoge bestehen aus inhaltslosen One-Linern. Die Spezialeffekte sind allem voran eins: bunt und billig. Da gibt es ein Überwachungsvideo von Diablo, wie er den Gefängnishof in Schutt und Asche verwandelt und dieses Video sieht so aus, als hätte man es in der Mittagspause auf dem Handy mit einer kostenlosen App schnell zusammengeschustert. Wie viel Geld hatte der Film nochmal zur Verfügung? Das Finale artet zudem in einem kunterbunten CGI-Feuerwerk aus und endet auf eine so unbefriedigende Art und Weise, dass man nur noch mit den Schultern zuckt.


    Die Gewaltdarstellung ist ebenfalls ein absoluter Witz und zu keinem Zeitpunkt kommt eine bedrohliche oder düstere Stimmung auf. Dafür sorgt auch der miserable Schnitt, der alles stets aus dem Zusammenhang reißt und unverständlich aneinanderklatscht.
    Selbst bei den Schauspielern gibt es ein Auf und Ab. Während man Margot Robbie und Jared Leto ansieht, dass die sich in die Rolle hineingedacht haben, sticht Cara Delevingne negativ heraus. Sie ist ja ganz hübsch, aber ihre schauspielerische Leistung hat mich noch nie überzeugt.


    Kommen wir also zu den beiden größten Problemen des Films. Erstens: nichts ergibt irgendeinen Sinn. Wenn man mit Suicide Squad Spaß haben möchte, sollte man bloß nichts hinterfragen. Warum gibt es dieses Selbstmordkommando überhaupt? Wo ist eigentlich Batman geblieben? Oder Flash? Warum ist die Regierung so dumm, Enchantress frei laufen zu lassen? Warum sind diese Wesen, die Enchantress erschafft, überhaupt eine Bedrohung, wenn man die gemütlich mit einem Baseballschläger zusammenkloppen kann? Warum hat das Suicide Squad ein so schlechtes Balancing? (da sind auf der einen Seite Leute, die lediglich "gut klettern" bzw. mit einem Bumerang werfen können und zugleich welche auf der anderen Seite, die sich in einen Feuerdämon verwandeln bzw. mit einem Seelen-Katana kämpfen können)


    Selbst im eigenen Superhelden-Universum wirken die Charaktere und ihre Einführungen gänzlich bescheuert.
    "Hier, das ist Slipknot. Was? Nee, nicht die Band! Der da - er kann gut klettern. Und das ist Deadshot - er ist ein guter Scharfschütze. Die hier ist eine Geisteskranke, die Leute beißt und mit einem Baseball-Schläger um sich haut."
    "Okay und wer sind die da?"
    "Ach, die sind auch so. Das hier ist eine uralte Hexe aus einer anderen Welt und er hier ist ein Feuerdämon."
    "Ach so."


    Das zweite Problem: der Joker. All seine Szenen im Film ergeben keinerlei Sinn und das hat mich dann doch stutzig gemacht. Also habe ich Google gefragt und mir ein paar Interviews mit Jared Leto durchgelesen und angehört. Tja, offensichtlich hat das Studio hinter Suicide Squad ursprünglich eine ganz andere Idee für den Film gehabt. Leto hat man damals einen deutlich düstereren Thriller vorgestellt, in dem es um das Psycho-Drama zwischen ihm und Harley gehen sollte. Also hat er all diese Szenen abgedreht (laut ihm sind es sogar genug für einen Stand-Alone-Joker-Film) und am Ende festgestellt, dass er von dem Studio verarscht wurde. Das Studio hat ihn nämlich als Marketing-Instrument missbraucht und einen Bruchteil seiner Szenen plump in den Film hineingeschnitten. Seit dem distanziert sich Jared Leto von Suicide Squad und will damit nichts mehr zu tun haben. Bravo, DC!


    Man kann mit Suicide Squad durchaus Spaß haben, aber nur dann, wenn man über riesige Fehler und Schwächen hinwegsehen kann. Für mich ist dieser Film jedoch ein erneutes Armutszeugnis für DC und ein Eingeständnis an Marvel. Wenn ich an Batman v Superman und an Suicide Squad denke, habe ich kein gutes Gefühl, was die Zukunft von DC angeht. Meine Befürchtung ist, dass wir noch mehr seelenlose, zähe, schlecht geschriebene und CGI-überfrachtete Filme bekommen werden. Hoffen wir mit Ausblick auf Justice League, dass es nicht so kommt.


    The Nice Guys


    Ein zynisch-lustiger Film mit 70er-Jahre-Setting und einem klasse Duo aus Russell Crowe und Ryan Gosling. Hat ein paar richtig geniale Szenen, bei denen ich laut auflachen musste. Gerade Ryan Gosling spielt hier den tollpatschigen Vollpfosten dermaßen gut, dass man sofort ein Lächeln auf den Lippen hat, wenn man ihn sieht. ^^"


    Die Geschichte ist jetzt nichts, was es noch nie gab, erfüllt aber ihren Zweck und bietet den beiden Hauptcharakteren eine Bühne für eine Menge Quatsch. Zwischendurch flacht der Film leider etwas ab und zieht sich minimal, gewinnt im letzten Drittel aber wieder an Fahrt.


    Wer also schon mit "Kiss Kiss, Bang Bang" und "Inherent Vice" seinen Spaß hatte, sollte sich The Nice Guys auf jeden Fall ansehen!

  • Außer Iron Man 1 und Avengers 1 zum x-ten Mal, die ich heute ein paar Freunden gezeigt habe, habe ich selber bei unserer Marvel-Sitzung heute Deadpool und Guardians of the Galaxy zum ersten Mal gesehen.
    Beide Filme fand ich echt super, selbstironisch und witzig, aber die Nase vorn hat bei mir mit Abstand Guardians of the Galaxy.


    Spoiler zu Deadpool:


    Spoiler zu GotG:

  • Kundschafter des Friedens
    .... der deutsche Film und ich ... wir werden keine Freunde mehr. Wie oft noch muss ich in der sneak preview diese Machwerke deutscher Filmkunst ertragen? Es ist einfach unfassbar, was einem da immer wieder erneut entgegengefeuert wird. KdF versucht cool und lustig zu sein und etwas von diesem Oceans Eleven charme zu versprühen, aber nein ... einfach nein. ARD/ZDF/Arte können ja gerne solchen Schund fürs TV produzieren, aber der Versuch Menschen da das Geld fürs Kino aus den taschen zu ziehen .. wow. Ich bin Sauer.



    Chappie
    Den auch mal nachgeholt und recht zufrieden. Kann irgendwie nicht so recht sagen ob es wirklich ein so großartiger Film ist, aber er hat einfach durchweg spaß gemacht, also muss er ja was richtig machen.

  • Assassins Creed


    Ein Film der mich als großer Fan der (frühen) Spiele einfach nur unfassbar wütend macht. Man scheißt auf die Fans und schafft es nicht mal einfache Begriffe zu übernehmen (Edenapfel wird zu Apfel von Eden). Oder man schneidet einem Charakter den Finger ab, denn dies war ja noch für die versteckte Klinge aus Teil 1 erforderlich, und gibt ihm 10 Sekunden später die moderne Klinge, die sowas überhaupt nicht erfordert. Wieso???
    Mal ganz von solchen Details abgesehen ist es auch noch ein wirklich fürchterlicher Film. Die Dialoge haben praktisch keinen Inhalt und triefen nur so vor Klischees und bedeutungsschwangerer Scheiße, die Charaktere sind praktisch nicht existent und ALLE komplett austauschbar, die Actionsequenzen machen zwar Spaß aber sind dafür unfassbar zerschnitten sowie ziemlich schlecht belichtet und die gesamte Story und Logik des Films ist einfach nur ein absoluter Witz. Beim eigentlich dramatischen Ende bin ich vor Lachen fast gestorben, weil ich nicht glauben konnte, was da gerade lächerliches auf der Leinwand passiert. Bitte guckt euch diesen Film nicht im Kino an bzw gebt kein Geld dafür aus! <X keine Ursache für die Warnung!
    1/5


    Toni Erdmann


    Ich will diesen Film eigentlich wirklich mögen, kann mich aber selbst nicht mal ansatzweise davon überzeugen. Dieser Film hat mich, der Ich sehr anfällig für Fremdscham bin, an die Grenze des Erträglichen gebracht und das dann auch noch über fast 3 (!) Stunden gestreckt. Ich kann definitiv Dinge erkennen, die man an dem Film mögen kann (wie den an sich ziemlich sympatischen Protagonisten sowie ein paar inhaltlich sehr berührende Szenen) aber die ganzen Lobhudeleien der Kritiker kann ich wirklich überhaupt nicht nachvollziehen. Dafür ist der Film viel zu lang, hat zu oft erzwungen wirkende Dialoge und kommt mit einer Geschichte daher, dessen Faszination sich mir absolut entzieht. Wirklich wirklich schade :/
    2,5/5

  • Whiplash
    Zuerst dachte ich eigentlich, dass mich ein weiteres Musikdrama nicht mehr großartig begeistern oder gar überraschen könne, aber Junge, lag ich hierbei falsch. Whiplash nimmt im Verlauf des Films tatsächlich die ein oder andere Wendung, die ich so jetzt nicht erwartet hätte und hat mich somit mehr als einmal angenehm überrascht. J. K. Simmons hat es auf eine einmalige Weise geschafft, dass ich mich in seiner reinen Bildschirmpräsenz schon unangenehm gefühlt habe und immer als ich dachte, den Charakter nun endlich durchschaut zu haben, belehrte mich Whiplash eines Besseren. Ganz toller Film, auch für Menschen ohne tiefgehendes Musikwissen (wie mich :D).


    Toni Erdmann
    Ja, lange hat's gedauert, bis ich mich mal dazu aufraffen konnte, diesen über zweieinhalb Stunden langen Deutsch-Schinken einzuwerfen. Es ist tatsächlich so, dass ich deutschen Filmen meist mit einer habituisierten Abneigung gegenüberstehe, die ich selbst nicht ganz objektiv oder logisch erklären kann. In den meisten Fällen lässt sich dies mit (ob gewollt oder ungewollt) "unsympathisch" abtun. Und vorweg: Ich kann auch jeden verstehen, der dies bei Toni Erdmann so empfindet, da auch dieser mit einer filmischen "deutschen Nüchternheit" aufwartet. Das möchte ihm aber nicht einmal wirklich ankreiden, da ich mein Missempfinden diesbezüglich einfach als reine Geschmackssache bezeichnen würde. Inhaltlich gefiel mir der Film nämlich außerordentlich gut. Ich war erstaunt, als ich las, dass viele Leute ihn als Komödie sehen, teils mit enttäuschten Erwartungen, da ich eigentlich die ganze Zeit eher eine Art Melancholie empfunden habe. Der Zweck des Humors war es, der mich eher nachdenklich gemacht, als zum Lachen gebracht hat: Eine erschaffene Kunstfigur eines Vaters, die dazu verwendet wird, sich seiner entfremdeten, im Karriereleben verwurzelten Tochter anzunähern. Eine Maske, die aufgesetzt wird, um eine andere Maske zu zerbrechen. Ich verfolgte den Film gerne, weil ich nie so wirklich wusste, was mich als nächstes erwartet und über allem ein glaubhafter Schleier der bittersüßen Melancholie lag.

  • @Yoodge Das fantastische an Whiplash ist meiner Meinung nach, dass er, abseits seiner sonstigen Qualitäten, auch noch den Spagat schafft. Er ist nämlich nicht nur für Musiklaien toll, sondern hält auch noch dem kritischen Blick von professionellen (Jazz)musikern stand! Bis auf ein paar kleinere... "Übertreibungen" gibt es an dem Film eigentlich überhaupt nichts auszusetzen ^^

  • Ich liebe Whiplash auch und hab den dann meinem ehemaligenMusik lehrer gezeigt. Er hasste ihn, weil er diese Art zu unterrichten verabscheut und er den Film dafür hasst, diese


    Ich glaube er sieht das einfach zu strengt, klar ist das abscheulich, aber ich konnte das für mich von den sonstigen Qualitäten trennen und sah das nicht als dessen Message

  • Auch wenn ich mich über Whiplash schon vor einiger Zeit ausgiebig mit @Shihayazard unterhalten habe, will ich meine Gedanken zu dem Film auch hier nochmal zum besten geben.


    Whiplash ist ohne Frage ein handwerklich hervorragender Film - Spannungsbogen, Cast und Atmosphäre sind unheimlich gelungen. Nichtsdestotrotz empfand ich den Film stellenweise anstrengend.


    Die Musik bzw. das Dauergetrommel war für mich als Laie tatsächlich strapaziös. Nicht weil ich nichts mit Jazz anfangen kann, sondern weil es mich gefühlt mit angestrengt hat. Bei den entsprechenden Übungsszenen wollte ich einfach nur, dass er nach 20-30 Sekunden endlich Ruhe gibt :<


    Zudem empfand ich die Szene/das Verhalten während und nach dem Autounfall nur bedingt nachvollziehbar. Natürlich gibt es Musiker, die aufgrund ihres Ehrgeizes ihr Leben aufs Spiel setzen und für den Film/Handlung war dies eine Schlüsselszene. Aber mein "gesunder" Menschenverstand hat hier einfach nur mit dem Kopf geschüttelt, ähnlich wie ich bei einem Horror/Splatter-Film den Kopf schüttel, wenn das baldige Opfer den offensichtlich falschen Weg einschlägt /o\


    Ich weiß die Qualität des Films durchaus zu schätzen, aber der Film hat mich in dem Fall so gar nicht erreicht.

  • @notalda Ich habe den Film zuerst mit meinem Vater gesehen, und er hat genau das getan - abstrahiert. Er fand das Gezeigte absolut widerlich, aber er konnte anerkennen, dass der Film dennoch eine Meisterleistung ist.
    Ich als Musiker seh das übrigens gar nicht so eindeutig wie dein Lehrer. Denn obwohl diese Lehrmethode ohne jede Frage menschenunwürdig und widerwärtig ist, kann ich Fletcher als motivierten Charakter trotzdem gut verstehen. Ich selber hatte mal einen Lehrer, der zwar nicht ansatzweise so weit ging, aber mich dann doch ein paar Mal im Unterricht zum Heulen gebracht hat. Und gemein war. Immer kritisiert hat. Nie zufrieden war. Fast nie gelobt hat. Ich habe eine Zeit lang vor ein paar Jahren jeden Tag geweint, weil ich die Geige einfach nicht mehr sehen konnte und immer abbrechen wollte.
    Jetzt bin ich für all das dankbar. Irgendwo hat Fletcher dann nämlich doch recht. "There are no two words in the English language more harmful than "good job"." hat einen Funken Wahrheit in sich, zumindest für Künstler :)

  • Ich kenne diese Situation auch. Im Unterricht geweint habe ich nie, aber den psychischen Druck absolut gespürt. So krass sogar, dass ich teilweise mit dem Klavierspielen aufhören wollte. Und klar kann es funktionieren, dass jemand durch diese ständige Kritik über sich hinaus wächst. Doch sehe ich das nicht als Leistung des Lehrers. Der Schüler hat das Potential und das wurde halt gerade auf diese Art und Weise in Leistung umgesetzt. Seit ich selbst eine Sportgruppe leite, sehe ich wöchentlich, dass ein Sandwich aus Gut-Schlecht-Gut viel effizienter ist. Man darfs nicht übertreiben, aber es funktioniert besser, als ständig zu kritisieren. Klar kommt es dann auch noch auf den Schüler an, aber das ist ja klar.


    Mein Musiklehrer war halt wirklich einer, bei dem Stand die Spass an der Musik immer an erster Stelle. Auch von der Art her war er das genaue Gegenteil von Fletcher. Da verstehe ich schon, wieso er den Film verurteilt. Ich stehe da sogar auf seiner Seite, wenn ich sage, dass dieses Statement über "Good Job" unmoralisch und schlecht ist. Doch für mich liegt dadrin die Essenz des Filmes. Irgendwie muss man, das, was der Film uns zeigt, und das, was er uns sagen will, trennen. Und auch abgesehen von der Message muss man den FIlm doch würdigen. Ich meine, bei diesen Schnitten empfand ich mehr Action und Spannung als in jedem Action-Franchise-Blockbuster der letzten Jahre.

  • Ich glaube auch, dass wir uns da im Großen und Ganzen einig sind. Ich möchte ja auch auf keinen Fall behaupten, Fletchers Handeln wäre entschuldbar, geschweige denn angebracht. Ich wollte nur eben hervorheben, dass es, entgegen mancher Meinungen, tatsächlich sehr wirkungsvoll ist und auch Ergebnisse sowie dankbare Schüler liefert. Praktiziert werden sollte so natürlich trotzdem nicht ;)