La La Land:
Meine Güte was war ich auf diesen Film gespannt. Ich konnte es teilweise kaum aushalten das der Film noch nicht bei uns erschienen ist und habe die Wartezeit mit täglichem Hören des Soundtracks verbracht. Ich hatte seltsamerweise die unwahrscheinlich hohe Erwartung an den Film, dass er mir das gleiche Gefühl gibt wie Jacques Demys Filme oder mein Favorit unter den Musicals, 'Singin in the Rain' (RIP Debbie Reynolds ).
Der Film ist letztendlich genau darin am stärksten, diese Freude der 50-er Jahre Hollywoodmusicals wiederaufleben zu lassen. Es ist unglaublich toll gefilmt, choreographiert, gespielt und die Regie ist unglaublich in ihrer Präzision. Der Soundtrack funktioniert im Film noch besser, da das Visuelle perfekt darauf abgestimmt ist. Es gibt so viel an diesem Film was funktioniert, vor allem der Eröffnungs Trackingshot und die finale Montage. Dazwischen hat der Film aber ab und zu Schwächen, wie ein paar sehr zweidimensionale Charaktere (John Legend), ein paar etwas danebengegriffene Pacing Entscheidungen und einfach einem etwas abgesunkenen Qualitätslevel. Ich kann über diese Schwächen hinwegsehen, da ich alles andere so unglaublich liebe und legitim emotional berührt war, aber ein Meisterwerk ist der Film nicht, was ich aber ehrlich gesagt auch gar nicht erwartet habe.
Da sich das Jahr dem Ende nähert und man so auf die Filme zurückschaut, kann man schon ziemlich zufrieden sein was dieses Jahr angeht. Und La La Land ist auf meiner Jahresliste auch die Nummer zwei tatsächlich vor objektiv besseren Filmen wie ELLE, aber diese 50-er Hollywood Musicals sind einfach etwas besonderes für mich, weshalb ich einfach viel mehr Spaß bei diesem Film hatte. (Schaut euch trotzdem unbedingt Elle an wenn er im Februar bei uns anläuft).
An Toni Erdmann kommt er natürlich nicht einmal ansatzweise heran, der Film ist für mich einfach die Krönung des Autorenkinos dieses Jahrzehnts und da wird es sehr viel brauchen um diese unglaubliche erzählerisch ambitionierte Leistung auch nur in Ansätzen zu erreichen. Meine Güte Toni Erdmann. Ich muss schon wieder über den Film reden, weil sonst kann ich nicht mehr schlafen. Ich bin wohl der größte Fan der von diesem Film existiert, aber ich habe ihn schließlich auch schon 10-mal gesehen und bei jedem Mal hab ich mich ein bisschen mehr in ihn verliebt. Während wir immer mehr Filme erhalten, die mit hochgegriffenen Konzepten jonglieren und mit Metapher über Metapher arbeiten, ist Toni Erdmann einfach komplett roh und geerdet. Es ist einfach legitim der beste Film den ich dieses Jahrzehnt gesehen habe und dass liegt vor allem an seinem Drehbuch, das so unglaublich präzise unsere gesamte moderne Gesellschaft Stück für Stück, Aspekt für Aspekt dekonstruiert und dabei so unglaublich surreal und lebensnah zur selben Zeit ist, das man überhaupt nicht weiß was man überhaupt fühlen soll und das auf die beste Art und Weise. Ich habe es Maren Ade schon einmal persönlich gesagt, aber da wusste ich noch nicht wie ernst mir es ist: "Toni Erdmann representiert fast alles was ich vom Kino haben will". Die Charaktere gehören zu den wenigen, deren Namen ich mir extrem leicht merken kann obwohl ich die Namen der Schauspieler kenne (Das fällt mir sonst unglaublich schwer), einfach weil die Figuren so eine distinktive eigene Identität haben, dass man sie als wahre Personen anstelle von Charakteren wahrnimmt. Und meine Güte, die Momente die der Film bietet. So unglaublich brilliant, so unglaublich unangenehm, so unglaublich surreal und gleichzeitig schockierend geerdet und ergreifend. My name is Toni Erdmann. Don't lose the humour. The Greatest Love of All. Die Nacktparty. Die Umarmung. Ines wartet. All diese Momente werden für immer in meinem Gedächtnis verankert sein und ich glaube (und hoffe) ich werde sie bis zu meinem Tod nicht vergessen.
Wenn ihr euch den Film noch nicht angesehen habt tut ihr euch ernsthaft Unrecht an. Es gibt auch gar keine Ausrede mehr, den Film gibt es sowohl auf BluRay/DvD als auch on Demand, als auch teilweise noch im Kino. Und falls ihr den Film beim ersten Mal nur Gut fandet, kein Problem, mir ging es genauso. Gebt ihm noch eine Chance. Oder zwei. Oder wie ich neun. Manche Filme verlangen es einfach, dass man sie untersucht und analysiert um zu erkennen wie genial und komplex sie eigentlich sind.