Hooked'n'Politics

  • Ich denke, dass es zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich ist vorauszusagen, welchen politischen Weg Trump einschlagen wird.


    Zudem darf man ja nicht vergessen, dass viele Gesetze durch den amerikanischen Senat und das Abgeordnetenhaus müssen. Dummerweise haben die Republikaner in beiden Kammern die absolute Mehrheit. Gleichzeitig muss man bedenken, dass Trump eigentlich nie wirklich der Favorit der Republikaner war. Seine Wahl zum Präsidentschaftskandidaten war in der eigenen Partei sehr umstritten.


    Es wäre also denkbar, dass Trump ohnehin eine gemäßigte Politik fahren muss, weil seine eigene Partei ihm sonst die Mehrheiten verweigert.


    Das ist aber sehr hypothetisch.


    Mich würde interessieren, ob er Gesetze wie die Gleichstellung der Homo-Ehe überhaupt kippen kann. Es handelt sich dabei um eine Entscheidung des Supreme Court, weswegen ich eigentlich nicht davon ausgehe, dass es überhaupt gekippt werden kann.


    Schlimm finde ich auch das Signal, das die ganze Wahl gibt. Es zeigt, dass Rassismus und Sexismus immer effizientere Wahlkampfmittel sind. Diese Wahl wurde nicht mit Fakten oder "realistischen" Versprechen (so realistisch wie Wahlversprechen sein können) gewonnen. Das ist auch irgendwo der Unterschied zum Brexit. Diese Diskussion war noch irgendwo an Argumente gebunden, wenn auch ohne Fundament. Dieser Wahlkampf jetzt war von Seiten Trumps nichts anderes als haltlose Propaganda.

  • Es wäre also denkbar, dass Trump ohnehin eine gemäßigte Politik fahren muss, weil seine eigene Partei ihm sonst die Mehrheiten verweigert.

    Ich glaube, von den Politiken, die er realitisch durchbringen kann, sind viele dabei, die auch unter Clinton gekommen wären, man muss nämlich auch beachten, dass sie bei den Demokraten so weit rechts steht, wies nur geht.


    Abgesehen davon bleibt zu hoffen und aus der Erfahrung ist das auch realistisch, dass die Republikaner ab jetzt Mehrheiten verlieren werden, bei jeder folgenden Wahl. Da muss man auch sagen, dass sich die Situation mit Clinton nur noch verschlimmert hätte, zu einem Zustand, in dem die demokratische Partei bis 2020 nahezu alle Relevanz verloren hätte. So müssen sie die vier Jahre nutzen, um den Republikanern alles wegzunehmen, was geht.


    Weiterhin stört mich die eventuelle "Abschottung" der USA, sei es humanitäre oder wirtschaftliche Abschottung.

    Die macht mir eher Hoffnung. Immerhin hat die Einmischung der USA unter anderem die Taliban und ISIS erschaffen. Wenn er sich also tatsächlich mal raushält, bekommen wir vielleicht nicht noch eine weitere Terroristengruppe.
    Abgesehen davon gehört da dann natürlich auch das cancelling von TTIP dazu. Auch das macht mir weniger Angst als Hoffnung.


    Für die USA, insbesondere alle Menschen, die nicht gutverdienende weiße cis-hetero Männer sind, werden diese vier Jahre die Hölle, aber wenn Trump die USA wirklich abschotten will, dann hat der Rest der Welt zumindest mal einigermaßen Ruhe.
    Und nur um das nochmal klarzustellen: Das ist nur auf die Abschottung bezogen. Wenn das nicht passiert, wirds auch für alle anderen haarig.

  • @Matze, ich hab hier ausschließlich die humanitäre Hilfe und wirtschaftliche Abschottung gemeint. Wie schon erwähnt, halte ich Trump nicht für einen Kriegstreiber. Viel mehr bin ich daran interessiert, was für ein Preisdruck dadurch entstehen kann und wie die internationalen Märkte darauf reagieren. Dass das Thema TTIP so erstmal ad acta gelegt ist, begrüße ich auch - der gänzlich umgekehrte Weg ist deswegen aber sicher keine Alternative.

  • @Matze, ich hab hier ausschließlich die humanitäre Hilfe und wirtschaftliche Abschottung gemeint

    Und ich hab den Punkt halt noch erweitert. Wie du gesagt hast, kam humanitär eh schon wenig, da Clinton weiter rechts steht als Obama hätte ich von ihr ebenso wenig erwartet von daher ist dieser Punkt recht egal.


    Die anderen Punkte werden halt dazu führen, dass sich Europa stärker um sich selbst kümmern muss, egal ob wirtschaftlich, sicherheitspolitisch oder sonstwie.
    This: https://twitter.com/bodoramelow/status/796300359639728129


    Ich geh einfach mal davon aus, dass sich durch den Preisdruck einfach Innovationskraft verlagert und wer weiß, vielleicht holt Europa dann auch mal im IT-Bereich gegenüber dem Silicon Valley auf? Insgesamt denke ich halt, dass das langfristig eher den USA schaden wird, als dem Rest der Welt.

  • Ich geh einfach mal davon aus, dass sich durch den Preisdruck einfach Innovationskraft verlagert und wer weiß, vielleicht holt Europa dann auch mal im IT-Bereich gegenüber dem Silicon Valley auf? Insgesamt denke ich halt, dass das langfristig eher den USA schaden wird, als dem Rest der Welt.


    Eine schnelle Verlagerung traue ich der Wirtschaft tatsächlich nicht zu. Da die "Strafzölle", sofern sie denn durchgesetzt werden, generell China (und Mexiko) gelten werden, wird sich zu Beginn ein Schaden auf den Rest der Welt wohl nicht vermeiden lassen. Auch Europa profitiert letztendlich von den vielen verzweigten Handelsbeziehungen.


    Ein zweites Silicon Valley wird in Europa sicherlich auch nicht so schnell aus den Boden wachsen, dafür hingt unsere Hochschulbildung einfach zu weit hinterher.

  • Insgesamt denke ich halt, dass das langfristig eher den USA schaden wird, als dem Rest der Welt.

    Gilt für alles.


    Ich glaube auch nicht, dass hier ein zweites Silicon Valley entstehen könnte. Ich glaube eher daran, dass sich sowas verteilen würde, wenn eine Verlagerung stattfände.

  • Gilt für alles.
    Ich glaube auch nicht, dass hier ein zweites Silicon Valley entstehen könnte. Ich glaube eher daran, dass sich sowas verteilen würde, wenn eine Verlagerung stattfände.


    Gut, wobei ich Trump langfristig gesehen auch nicht auf dieser Position sehe. Allerdings habe ich ihn auch vor einem Jahr noch nicht als Präsident gesehen hkdFacepalm

  • Ich meine eher, dass sich sowas jetzt in Bewegung setzt, die vollen Auswirkungen sich aber erst langfristig entfalten.


    Ist mir schon bewusst, wie du das meinst. Nichtsdestotroz ist auch das natürlich Spekulation, zumal der nächste Politikwechsel auch langfristige Entwicklung wieder stoppen kann.

  • Übrigens halte ich für das tatsächlich größte Problem, dass in der kommenden Legislaturperiode zwei (?) Richter am Supreme Court zu ersetzen sind. Und während ich neoliberalistische Richter schon schlimm fände, sind sexistische rassistische konservative Richter halt ne Katastrophe. Das wird nämlich langfristige Folgen haben, die Trump überdauern.

  • Das Meiste wurde hier zu dem Thema ja schon gesagt. Für mich ist Trumps Sieg zunächst ein schlechtes Exempel für moderne Politik, denn augenscheinlich kann man selbst mit den dümmsten Aussagen, den rassistischsten Äußerungen und den bescheuertesten Argumentationsweisen Präsident werden. Würde mich bei den USA sonst nicht so sehr wundern, aber gerade nach Obama hätte ich etwas mehr Lerneffekt erwartet. Schließlich war er, losgelöst von den politischen Handlungen und im Hinblick auf Rhetorik und Moralsystem, eine anständige Repräsentativfigur für die Vereinigten Staaten.


    Das Ganze kann nun eben sehr leicht instrumentalisiert werden. Nicht umsonst freuen sich gerade die extremistischen Parteien über Trumps Sieg. So sind es jetzt die rechtsgerichteten Politiker in den östlichen Ländern, aber auch die AfD, die daraus versuchen Kraft zu ziehen. Man verabschiedet sich von dem Gedanken, dass man für eine politische Führungsposition Rationalität, Toleranz, Normen und Werte braucht. Und man versucht den Leuten klar zu machen, dass jegliche krasse Veränderung automatisch eine positive, aufregende Umbruchsstimmung bedeutet. Das ist in meinen Augen tatsächlich sehr gefährlich und um so mehr blicke ich besorgt auf unsere nächsten Wahlen. Bleibt nur zu hoffen, dass in unserem Land die Opposition nicht klein beigibt.

  • Um Rehykt zu zitieren "das meiste wurde hier zu dem Thema ja schon gesagt.", trotzdem habe ich ein bisschen eine andere Sichtweise als die meisten, weshalb auch ich zu dem Thema noch meinen Senf geben will. Im Grunde genommen wollte ich eine Antwort zu der Rocketbeans Debatte schreiben, da das ganze dann aber zu politisch geworden wäre und zu weit vom Thema des Threads abgewichen wäre schreibe ich das ganze einfach mal hier.


    Erst einmal, auch war vom Ergebnis der Wahl schockiert. Auch ich halte Trump für einen furchtbaren Präsidenten und halte seine Weltanschauung in einigen Belangen (Frauen, Religionen, Migration,...) für absolut furchtbar. Trotzdem halte ich die absolute Panik und Verzweiflung über die Wahl von Trump zumindest teilweise übertrieben. Gerade die Tatsache, dass die Republikaner auch im Senat und im Repräsentantenhaus wird meiner Meinung nach falsch dargestellt, denn obwohl die Republikaner jetzt tatsächlich eine extrem große Macht haben, bedeutet das nicht, dass 1.) auch Trump diese Macht hat und 2.) diese Macht direkt etwas mit Trump zu tun hat.


    Fakt ist, dass Trump kein wirklicher Republikaner ist. Er wurde von Größen seiner eigenen Partei nicht unterstützt, bekannte sich früher zu den Demokraten und ist somit prinzipiell erst ein Neuankömmling der Republikaner. Zurzeit streut ihm seine Partei zwar Rosen (klar, er hat ihnen schließlich ihre erste Präsidentenwahl seit 2004 gewonnen) aber falls er zu seinen extremst populistischen und teils unrealistischen Vorschlägen zurückkehrt, wäre ich mir nicht sicher ob der Senat und das Repräsentantenhaus ihn auch komplett unterstützen. Er wird sich also zumindest teilweise auch den Vorstellungen seiner Partei beugen wenn er bei ihnen etwas erreichen will. Die Politik wird vermutlich extremer sein als sie bei anderen republikanischen Präsidenten gewesen wäre, aber ich glaube nicht so viel extremer wie man das anhand seines Wahlprogramms vermuten könnte.
    Und das bringt mich auch wieder zu meinem zweiten Punkt denn, obwohl großer Ärger über die Mehrheit der Republikaner im Senat und Repräsentantenhaus besteht, denke ich, dass es so oder so zu dieser gekommen wäre. Zugegebenermaßen ich weiß nicht zu 100% ob das was ich jetzt schreibe stimmt, ich habe es aber zumindest im Fernehen von diversen Korrespondenten in der USA so gehört. Denn vermutlich hätten die Republikaner die Wahl so oder so gewonnen, denn Donald Trump ist immer noch ein sehr umstrittener Politiker und hatte nur eine Chance weil seine Gegenkandidatin ebenfalls für viele Skandale gesorgt hat und noch unbeliebter ist als er. Hätte zB Ted Cruz die Vorwahlen gewonnen wäre das Wahlergebnis vermutlich genau dasselbe und der einzige Unterschied wäre, dass ein anderer Konservativer an der Macht wäre. Und wie oben geschrieben, ich glaube nicht, dass Trump so anders als andere Republikaner handeln wird, wie das sein Wahlprogramm derzeit vermuten lässt.


    Vermutlich werden mir die meisten widersprechen, und ich habe nicht alle Daten durch mehrstündige Rechereche ermittelt, vielleicht ist also einiges nicht komplett richtig, trotzdem wollte ich meine Meinung zu dem Thema einmal abgeben.

  • Was haltet ihr von Steinmeier als Bundespräsident?
    Ich finde ihn ja immerhin besser als vermutlich alles, was die CDU hätte dagegensetzen können und bin deshalb insofern zufrieden damit, dass ich denke, die Wahrscheinlichkeit eines besseren Präsidenten wäre deutlich geringer als die eines schlechteren gewesen.

  • Ein Bundespräsident braucht imho vor allem eins: Rückgrat. Ich glaube, das ist Steinmeier als Außenminister komplett abhanden gekommen.
    Dementsprechend halte ich ihn auch für eine grottenschlechte Wahl.

  • Ein Bundespräsident braucht imho vor allem eins: Rückgrat. Ich glaube, das ist Steinmeier als Außenminister komplett abhanden gekommen.
    Dementsprechend halte ich ihn auch für eine grottenschlechte Wahl.

    Sehe mich durch Steinmeiers Türkei-Besuch ehrlich gesagt auch darin bestätigt.