Dark
Dies ist eine Serie, die es mir wirklich nicht leicht gemacht hat und so wurde ich am Ende der ersten Staffel mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. "Dark" steigert sich von Folge zu Folge, wird in meinen Augen jedoch erst ab Folge fünf interessant und spannend. Es dauert eine ganze Weile, bis die Charaktere etabliert sind, die Story Fahrt aufnimmt und man sich anfängt zu fragen, wie alles miteinander zusammenhängt und wohin die Reise führt. Zudem traut sich diese Serie erst in der zweiten Hälfte aus den gewohnten Gefilden hinauszutreten, was dafür sorgt, dass die ersten Folgen rückblickend etwas an Interesse einbüßen. Allgemein gefasst kann ich also sagen, dass "Dark" eine sehr schwächelnde erste und eine starke zweite Hälfte besitzt.
Die großen Stärken von "Dark" sind definitiv die Charaktere, der spannende Plot und der Genre-Mix, der vor allem in den späteren Folgen ersichtlich wird. Diese Serie wirkt eigenständig, mit Sorgfalt geplant und bringt genug Potential mit sich, um einen ordentlichen Spannungsbogen zu kreieren. Ich finde es toll, dass sich "Dark" als deutschsprachige Serie im Hinblick auf Story und Setting unverbraucht und mutig anfühlt. In seinen besten Momenten ist diese Serie ein handwerklich gut umgesetztes Kammerspiel, bei dem man als Zuschauer selbst gerne miträtselt und sich überraschen lässt. An schauspielerischer Front haben mir insbesondere Karoline Eichhorn und Oliver Masucci gefallen - neben vielen anderen Darstellern. Handwerklich glänzt "Dark" durch ein paar sehr nette Drohnen-Aufnahmen, eine gute Kamera und ein kreatives Intro (wenn auch die Musikuntermalung Geschmackssache ist).
In seinen schwächsten Momenten bedient "Dark" die Klischees von deutschen Produktionen, fühlt sich zu gewollt an, macht Fässer auf, die es später nicht mehr schließt und verlangt dem Zuschauer eine ordentliche Portion suspension of disbelief ab. Ein Zyniker wird mit dieser Serie seine wahre Freude haben, denn gewisse Fragen brennen einem regelrecht auf den Lippen.
Dinge, die ich zuvor als eine Stärke aufgezählt habe, kann ich an dieser Stelle mit Leichtigkeit umkehren. Die Kulisse fühlt sich oftmals limitiert an, bekommt man von manchen Sets doch immer wieder nur eine einzige Aufnahmeart zu sehen. Der Spannungsbogen führt zur letzten Folge, die mich sehr unbefriedigt zurückgelassen hat. Es ist aus meiner Sicht zudem fraglich, warum diese Serie einige pseudo-dramatische Jugendliebe-Szenen gebraucht hat. Schauspielerisch gibt es neben all den Lichtblicken auch einige Charaktere, deren Verkörperung als mittlere Katastrophe bezeichnet werden kann. Und leider muss ich die Dialoge als einen weiteren Kritikpunkt an dieser Serie benennen, die sich stellenweise so hölzern und nach Schulaufführung in der elften Klasse anhören, dass ich mich zusammenreißen muss, um die Atmosphäre nicht völlig verpuffen zu lassen.
"Dark" will sehr viel, doch am Ende des Tages macht diese Serie nur einige wenige Dinge richtig gut. Und dennoch reichen diese Dinge aus, um eine Empfehlung auszusprechen. Die zweite Hälfte hat mich wirklich positiv überrascht und wenn ich mal das unbefriedigende Ende außer Acht lasse, dann ist "Dark" seine Zeit absolut wert. Seid nur auf qualitative Pfützen vorbereitet. In Winden regnet es viel.