Hi. Erst vor drei Jahren, mit 24 Jahren, habe ich die Hürde übersprungen und schaue alle Filme und Serien, auf Englisch und spiele auch alle Games in dieser schönen Sprache. Auf die Spur bin ich gekommen, weil ich merkte, dass alle Redakteure der Spielemagazine, die ich verfolgte (allen voran Giga), alles im O-Ton schauen oder spielen und das als einzig wahre Erfahrung betrachten. Robin hat das mal schön dargestellt, als er Synchronisationen und Übersetzungen als Verfälschung der Autorenarbeit und bestenfalls als Interpretation bezeichnete.
Eines schönen Tages habe ich mir dann gedacht, sich über die dekadenten elitären "O-Ton-Nazis" in den Kommentaren aufzuregen, wie es oft unter den Videos heißt, ist mir zu blöd, mach es doch einfach mal selbst. Man muss allerdings dazusagen, dass ich schon länger ohne viel darüber nachzudenken englische Spielemagazine und Youtuber verfolgt habe, also ein kompletter Kaltstart war es nicht.
In Englisch hatte ich in der Schule bestenfalls durchschnittliche Noten, aber ein Sprachgefühl war immer schon da. Jedenfalls war es ein ganz guter Einstieg. Ich habe von Anfang an ca. 75% von allem verstanden. Zumindest auf der Ebene der reinen Vokabeln. Allerdings ist mir sehr schnell aufgefallen, dass man mit dem Schulenglisch nicht sehr weit kommt. Es gibt einige Hürden die man nehmen muss:
1. Undeutliches Gerede (Genuschel etc.)
2. Akzente
3. Sprichwörter
4. Slangwörter
5. Altenglisch (besonders in RPGs)
6. Referenzen auf amerikanische und britische Kultur
Mit diesen Punkten habe ich bis heute Probleme. Man versteht trotzdem alles aus dem Kontext, aber manchmal hat man so seine Fragezeichen über dem Kopf.
Ich habe meistens ein Blatt neben mir, auf dem ich die Wörter notiere. Bei Spielen schaue ich gerne mal über das Steam-Overlay in den Übersetzer. Schreib mir alles in Vokabelhefte und auf Karteikarten. Mein Wortschatz ist mittlerweile weit über dem normalen Schulenglisch und ich würde sagen, dass ich mich auf 90% Verständnis verbessert habe.
Einige Punkte ließen sich sicher mit Untertiteln beseitigen, aber das halte ich einfach nicht aus. Ich lese dann automatisch immer alles mit und schaue kaum noch auf das Bild. So kann ich nichts richtig genießen. Und es werden sich jetzt sicher einige Fragen, warum ich mir so eine Arbeit mache und nicht einfach aufgebe und auf Lokalisierungen zurückgreife. Die schlichte Antwort: Das geht nicht mehr. Deutsche Synchros halte ich nicht mehr aus. Ich achte automatisch auf Lippensynchronität; ich kenne die Stimmen der Originalsprecher mittlerweile besser als die deutschen Sprecher und die deutsche Synchro wirkt fremd; ich habe das Gefühl ständig etwas zu verpassen, weil Dinge falsch oder gar nicht übersetzt werden.
Und diese Angst ist berechtigt, erst gestern hatte ich einen riesen Lacher bei Kimmy Schmidt, als eine Person, die Spanisch spricht "Ay Caramba!" ausgerufen hatte und Kimmy darauf sagte "We are all Caramba!". Ich lag auf dem Boden und sowas funktioniert eben nur im Original. Und das ist eben nur ein Beispiel.
Allerdings nerve ich jetzt auch meine Umgebung mit Anglizismen und mir fallen oft nur englische Wörter für Dinge ein und erst später das deutsche Wort dafür. Das ist aber eine eher lustige Nebenwirkung .
Irgendwer, der seine Erfahrungen teilen möchte? Ich glaube mein Problem ist eben, dass ich erst sehr spät angefangen habe mit dem Englisch-Konsum.