Ich hatte dieses Wochenende mal Lust, auf etwas eigenartigere Filme. Und da sind ein paar interessante Streifen dabei gewesen.
1. Mein neues bestes Stück
Eine französische Komödie mit einer Holzhammer-Prämisse: Einer Frau, die sauer auf Männer ist, wächst über Nacht (natürlich bei einem Gewitter) ein Penis. Sie fängt auch an sich wie ein Mann zu benehmen und steht auch plötzlich auf Frauen. Für die einzigen Lacher im Film sorgt aber eine Nebenfigur, nämlich ihr Hausarzt, dargestelltt von Christian Claviere, der es wunderbar spielt ständig kurz vorm Nervenzusammenbruch zu sein.
Der Film ist ein einziges Feuerwerk an Klischees. Natürlich schreit man als Mann rum, ist aggressiv, will ständig nur poppen, zieht Anzüge an und säuft. Französische Komödien sind normalerweise irgendwie... "witty", aus Ermangelung eines deutschen Begriffs dazu. Das ist so mit der Brechstange...
Außerdem verstehe ich nicht, was der Film aussagen will. Es gibt keine Katharsis. Die Sache mit dem Penis ist ein Gimmick, über das ich in der Form an manchen Stellen maximal Schmunzeln konnte. Es gibt keine Aussage.
Auch wenn der Vergleich ein bisschen hinkt, aber in Täglich grüßt das Murmeltier hat das ständige Wiederholen des Tages einen Sinn. Nämlich das Phil (Bill Murray) seine Menschlichkeit finden kann, Empathie entwickelt und die Sorgen und Probleme anderer Menschen kennen lernt und akzeptiert. Das Mitgefühl mehr wert ist als zynischer Narzismus. Diese Ebene gibt es in "Mein neues bestes Stück" zu keinem Zeitpunkt.
Nicht zu empfehlen.
2. Einsamkeit und Sex und Mitleid
Ja. Sperriges deutsches Arthouse. Aber wie gesagt, ich hatte mal Lust darauf. Der Film polarisiert; die einen empfinden ihn als kopflastiger artsy-fartsy Müll, die anderen sehen ihn als Meisterwerk. Ich gehöre tatsächlich eher in die Mitte, mit einer Tendenz eher zum Meisterwerk. Das ist so ein Film, auf den man sich einlassen muss.
Es wird eine verschachtelte Geschichtenansammlung von unterschiedlichen Charakteren erzählt, die auf verschiedene Art und Weisen in Verbindung miteinander stehen. Ein Polizist, eine Helferin im Flüchtlingsheim (natürlich gibt es, wie es sich für deutsches Arthouse gehört auch aktuellen gesellschaftspolitischen Bezug), ein deutscher mit Migrationshintergrund, ein ehemaliger Lehrer, ein Marktleiter und seine Ex, eine Künstlerin, eine kleine Familie, ein Junge der einer Sekte angehört und ein junges Pärchen.
Alle sind untereinander verwoben in mehrere kleine Geschichten, die sich allerdings eben um die Themen Einsamkeit, Sex und Mitleid drehen. Also es ist kein Film, den man sich mal eben locker angucken kann. Es gilt immer aufzupassen.
Was absolut heraus sticht ist die Arbeit der Kamera. Das hat man wirklich selten in einem deutschen Film, dass gerade darauf so viel wert gelegt wird. Es wirkt absolut hochwertig und strotzt vor Symbolismus und richtig tollen Einstellungen.
Dann gibt es noch herrlich absurde Szenen: In einer bestellt sich die Ex des Marktleiters einen Callboy nachhause (der Mann des Pärchens) und beschreibt ganz klinisch, wie sie es denn haben möchte. Dann weigert der Callboy sich aber zui ejakulieren, weil das Betrug an seiner Freundin wäre (die auch Escortservice macht). Die Ex des Marktleiters schickt den Callboy dann weg und legt sich wütend auf den Boden. Dann kommt jedoch ein Staubsauerroboter und verfängt sich in ihren Haaren und es beginnt ein Kampf gegen diesen Roboter... Nackt wohlgemerkt.
Und wo wir dabei sind: Es geht , was den Sex betrifft, ziemlich deftig zu. Da wird nicht mehr viel der Fantasie überlassen.
Der Film kann aber auch nicht nur absurd, sondern auch sehr berührend sein. Besonders wenn es um unerfüllte Träume, Verrat und unerwiderte Liebe geht.
Wenn man auf sowas steht, dann ist es eine klare Empfehlung.
3. 500 Days of Summer
Warum zum Teufel, kannte ich bisher diesen Film nicht? So lasse ich mir romantische Komödien gefallen. Filmisch habe ich selten etwas verspielteres gesehen, aber inhaltlich ist es so ehrlich. Es werden 500 Tage einer Beziehung dargestellt, aber nicht chronologisch.
Hat mir einen riesen Spaß gemacht, mich aber auch an einer Szene echt wahnsinnig berührt. Für alle die, die es wissen wollen:
Am Ende, wo sie auf der Parkbank sitzen und er sie fragt, warum sie kurz nach ihrer Trennung schon einen anderen Mann heiraten will und sie sagt ihm einfach frei heraus, dass sie eines Morgens aufgewacht ist und sich sicher war, was sie bei ihm nie gefühlt hat. Das hat mich an der Stelle echt zerstört
Joseph Gordon Levitt und Zooey Deschanel sind klasse.
Und es gibt herrliche Szenen. Zum Beispiel die Tanzeinlage aus dem Nichts, nachdem sie zum ersten mal Sex hatten:
Äußerst sehenswert.
4. Super 8
Der ist tatsächlich immer an mir vorbeigegangen. Und da ich gerade Stranger Things 2 beendet hatte, war ich in 80er-Kinderabenteuer-Modus. Da passte der perfekt rein. Ich fand den erstaunlich gut, weil die Rezeption allgemein ja eher mittelmäßig war.
Da ich aber alles in dem Genre jetzt mit Stranger Things vergleiche, fand ich die Kinderdarsteller zwar ziemlich sympathisch, aber das reicht nicht an den Cast von Stranger Things heran.
Gibt es eigentlich nicht viel zu zu sagen. Hat Spaß gemacht, aber mehr auch nicht.