Kinoupdate!
Once Upon A
Time … In Hollywood
Letzte Woche habe ich es endlich (und gerade noch
rechtzeitig!) geschafft, mir den neuen Streifen von Tarantino im Kino anzusehen.
Ich bin ein riesiger Fan von ihm, es gibt kaum Filme die mitreißender sind als
seine. Ich liebe seine Stilmittel, die Western-Inszenierung, die vor Spannung fast
platzenden Momente der Dialoge und der Stille, gleich gefolgt von der Explosion
an lächerlich übertriebenen Gewaltdarstellungen.
Ob mir Once
Upon A Time … In Hollywood gefällt, wusste ich direkt nach dem
Kinobesuch allerdings noch nicht. Denn obwohl der Film in jeder anderen Hinsicht
ein sehr klassischer Tarantino ist, war ich mir zunächst unsicher, ob er dieses
Mal nicht den Schritt Schritt zu weit gegangen ist. Denn mitgerissen hat mich
der Film nicht. Dabei hatte er all die Elemente, die mir auch sonst so gut
gefallen. Die großartigen Kameraeinstellungen. Die Charaktermomente. Die
Meta-Ebene, dass es ein Kinofilm über Schauspieler und das Drehen von Filmen
ist und der daraus entspringende Humor (insgeheim glaube ich, dass Tarantino
hier einfach einen Film explizit FÜR alle aus Hollywood gemacht hat, den er uns
anderen quasi als normalen Streifen untergejubelt hat. Als Schauspieler muss es
so cool sein, diesen Film zu schauen). DiCaprio. Den Western-Style. Die eigentlich
total ungewöhnlichen oder zumindest seltsam eingesetzten Elemente (wie z.B. der
Erzähler), die aber trotzdem alle passend ineinandergreifen. Den Soundtrack. Dass
es Tarantino erneut gelingt, den Geist einer Epoche (oder zumindest des popkulturellen
Bildes davon) so perfekt überzeichnet einzufangen, dass man sich nur noch in
diese Zeit zurückwünscht.
Das alles hat der Film auf die Spitze getrieben – zu Kosten
der Handlung. Der Film hat mich sehr gut unterhalten, aber mitgerissen hat er
mich nicht. Ich habe mich also gefragt, ob nicht der Zeitpunkt gekommen ist, an
dem es zu viel von all dem war. Zu viele Anspielungen auf all seine geliebten Spaghetti-Western.
Zu viele Metaebenen. Zu viel Fußfetischismus, zu viele Zitate, zu viel von all
dem.
Aber dann kam das Finale und holy shit, das war das gleichzeitig
absurdeste und großartigste was ich seit langem gesehen habe. Es hat mich fast
zerrissen im Kinosessel. Und als dann der Höhepunkt des Höhepunkts mit Rick
Dalton kam, war es komplett um mich geschehen. Das ist sofort zu einem meiner
Lieblingsfilmmomente geworden.
Der gesamte Film bis zu diesem Zeitpunkt war schlicht und
ergreifend ein einziger, großer, sehr unterhaltsamer Moment der Stille, der
dieses Finale furioso (und der Begriff wurde für diesen Film erfunden!) am Ende
erst ermöglicht hat. Letztendlich ist es insofern eben nicht ein Schritt zu
viel, sondern die Perfektion von Tarantinos Stil. Das ultimative Proof of Concept
quasi. Es wird zwar wohl nicht der Tarantino, der mir von allen am besten gefällt,
aber nach einiger Zeit der Verarbeitung bin ich inzwischen also eher geneigt,
mich der Fraktion „Meisterwerk“ anzuschließen. Tarantinos „normale“ Filme sind
schon sehr anders, aber Once Upon a Time ist noch mal ein Stückchen weiter weg
von den Konventionen und funktioniert trotzdem immer noch so gut. Das ist wirklich
beeindruckend.
Kill Bill
In einem glücklichen Zufall konnte ich wenige Tage vor
meinem Kinobesuch endlich die Blu-Rays von Kill Bill im meinem Saturn auftreiben
und habe mir die Volumes an den beiden Abenden zuvor noch einmal zu Gemüte
geführt. Zwei weitere grandiose Tarantinos. Der zweite gefällt mir etwas besser
als der erste, was vor allem an Bill liegt. Einer der besten Antagonisten aller
Zeiten (tut mir leid, ich kann bei QT nur mit Superlativen um mich schmeißen). Hier
bevorzuge ich übrigens sogar mal die deutsche Vertonung, da ich Bills Synchronsprecher
fantastisch finde.
Jackie Brown
Einen Film von Tarantino, den ich bis dato noch nicht kannte,
ist übrigens Jackie Brown, den ich vor einigen Wochen zum ersten Mal gesehen
habe. Auch dieser hat mir gut gefallen, ist aus meiner Sicht allerdings „nur“
ein guter Film. Er ähnelt Pulp Fiction IMO etwas zu sehr, und letzterer hat die
Latte einfach zu hoch gelegt – diese Genialität erreicht Jackie Brown nie.
Ad Astra
Vor ein paar Wochen hatte ich noch einen weiteren Film im
Kino gesehen, dabei handelt es sich um Ad Astra mit Brad Pitt. Als begeisterter
Raumfahrtlaie hat er mir leider gar nicht gut gefallen. Vielleicht bin ich da
mit einer anderen Erwartungshaltung rangegangen, als z.B. David und Robin es
taten, denen der Film nach ihren Aussagen im Podcast ja zugesagt hatte.
Ich habe viele verschiedene Probleme mit Ad Astra:
- Der Film ignoriert durchgängig allgemein
bekannte Regeln der Physik (Bewegungsenergie scheint z.B. schlicht nicht zu
existieren, Dinge kreisen nicht um Planeten, sondern schweben auf der Stelle);
- Auch die philosophischen Fragen der Raumfahrt
werden kaum angemessen thematisiert und bleibt immer oberflächlich, trivial und
eine Motivationskrücke (etwa die Suche nach außerirdischem Leben);
- Die persönliche Reise des Hauptcharakters ist an
einigen Stellen schön inszeniert (der Tauchgang durch die schwarze Leere),
funktionierte für mich aber insgesamt nur begrenzt, denn ich konnte seine
Motivation nicht immer ganz nachvollziehen (und abgesehen davon ist das Ende
dieser Reise furchtbar unpassend zu dem, was vorher geschehen ist);
- Einige Charaktere laufen ins Leere (die Chefin
der Marsbasis, der Freund vom Vater), zu viele Szenen entziehen sich dem roten
Faden und tragen absolut nichts zur Handlung oder zur Charakterentwicklung bei
(die Piraten, das havarierte Forschungsschiff), wirken also überflüssig;
- Dem Film wurde eine unpassende Religiösität
übergestülpt.
Interstellar z.B. hat mir da in allen Belangen um mehrere
Kategorien besser gefallen. Der einzige Lichtblick ist eigentlich die Leistung
von Brad Pitt, denn die ist wirklich gut. Ich habe den Kinobesuch trotzdem
nicht bereut. Einerseits weil ein paar wirklich tolle Panoramen dabei waren,
andererseits weil mich der Film in seiner Absurdität dann doch irgendwie
unterhalten hat. Bei der Szene mit dem Schild musste ich beinahe laut
loslachen. Gelangweilt habe ich mich also nicht, enttäuscht hat er mich
trotzdem.
Soweit meine letzten Erfahrungen. Jetzt habe ich passend zur Jahreszeit erstmal wieder Lust auf ein paar schöne Horrorfilme!