Worüber seid ihr traurig?

  • Bin traurig aus Sachsen zu kommen, die Fremdenfeindlichkeit nimmt drastische Ausmaße an.


    Auch wenn ich selbst meine Heimat schon mehr oder weniger "zurückgelassen" habe, zerreißt mir der sächsische Zustand fast das Herz. Meine Eltern sind auch absolut beschämt und genießen es immer wieder nach Hamburg zu kommen, weit weg von der pöbelnden Bevölkerung der Heimat :c

  • Finde es auch furchtbar, was so im Internet über die Flüchtlinge in Deutschland geschrieben wird. Gerade viele Menschen, die außerhalb von Europa leben und all die Ereignisse nur in Fetzen mitbekommen, schleudern mit Parolen um sich, bei denen einem schnell ganz anders wird. Und es ist krass, wie sehr Muslime im Internet aktuell beleidigt werden. In den Kommentaren auf ausländischen Nachrichtenseiten, in Foren. etc. Oh Mann. :(

  • Bin schon länger am überlegen, ob ich weg ziehe, denn sowohl in meiner Familie, meinen Arbeitsplatz und draußen auf der Straße sehe ich mich ständig mit dieser Fremdenfeindlichen Scheiße konfrontiert.

    Wenn alle wegziehen die nicht mit Fremdenfeindlichkeit Sympathisieren, dann sind irgendwann nur noch diejenigen da die eben Fremdenfeindlich sind. Dann sind es irgendwann keine paar Tausend Leute die an Fremdenfeindlichen Aktionen teilnehmen sondern Zehntausende.

  • Ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass diese Idioten nicht mehr mit sich reden lassen, sie sind in ihrer Meinung zu festgefahren. Wegziehen ist die bessere Lösung, denn man kann irgendwann nicht mehr auf die Straße gehen und mit diesen dummen Menschen diskutieren. Man hat schließlich noch Ziele im Leben und möchte nicht all seine Energie für Menschen aufbringen, deren grenzenlose Dummheit die Gesellschaft vergiftet. Wer nicht in Sachsen und besonders in Raum Leipzig/Dresden wohnt, der kann sich das Ausmaß an rassistischen Gedankengut nicht vorstellen. Sachsen fühlt sich wie das Prequel zu Wolfenstein the New Order an, es wird immer schlimmer.


    Bei mir auf Arbeit gibt es einen mit Nazisymbolen, die er sich auf die Arme stechen ließ und keinen stört es. Wie mit Afrikanern und Arabern auf Arbeit umgegangen wird ist schier und ergreifend abartig. Man denkt, wenn man sowas im Fernsehen sieht, dass es überzogen sein muss, sowas kann es doch nicht geben. In Wirklichkeit wird das sogar verharmlost, die Realität ist weitaus trauriger. Sogar die Polizei ist offen nationalistisch veranlagt, man weigert sich rechte Übergriffen als solche zu benennen. Rechte Gruppen werden verharmlost dargestellt und rechte übergriffen werden sogar als Notwehr abgestempelt. Nicht einmal die sächsische Regierung möchte die Rechten nicht als solche benennen.


    Rassismus wächst und klar sollte man nicht wegschauen, jedoch kann man es keinen übel nehmen, der davon nichts mehr hören will und keinen Dialog mit diesen Leuten sucht. Man muss sich auch mal um sein Seelenheil kümmern, ich persönlich habe meinen Höhepunkt erreicht, als ich aus meinen alten Job geekelt wurde, weil ich die ganzen Rassisten auf der Arbeit auch als solche bezeichnet habe und ihnen klipp und klar zu verstehen gab, dass deren Ideologie scheiße ist. Auch in meiner Familie sehe ich dieses Gedankengut und darum will ich einfach nur zur Ruhe kommen. Ich werde sicherlich auch weiterhin entschieden gegen Rassismus vorgehen, nur momentan fehlt mir einfach die Kraft. Wenn ihr pausenlos sowas in euren Umfeld habt, ist das was anderes, als es in den Nachrichten zu sehen, es geht an die Substanz. Man muss auch auf Arbeit sich anderes benehmen und diese Rassisten möglichst in Ruhe lassen. In meinen jetzigen Job muss ich die Fremdenfeindlichkeit ignorieren und mich mit den Leuten möglichst gut stellen, obwohl ich sie verabscheue. Sonst habe ich wieder den ganzen Ärger an der Backe, wer sowas nicht erlebt hat, der kann das nur schwer nachvollziehen.

  • War heute im Zug und habe zwei Jungs gehört, wie die über irgendjemanden gesprochen haben. Ich zitiere:


    "Das ist so ein Idiot, der kann nichts richtig. Nein echt, das ist so ein Flüchtling."


    Das wiederholte sich. Fazit: Der "Flüchtling" ist also das neue "der ist so schwul", "das ist so ein Neger", "das ist so eine Tunte".


    Das ist ganz traurig.

  • Ich halte es für falsch, wenn man wegen einer laut schreienden Minderheit und einem Haufen pubertierender Blagen, die keine Ahnung haben, wovon sie eigentlich reden, direkt das ganze Land verteufelt. Eine Tatsache ist nämlich, dass immer noch 85% der Deutschen Wähler Parteien wählen, die man als demokratisch bezeichnen kann UND wir darüber hinaus in einer Gesellschaft leben, die global gesehen sicher zu den fortschrittlichsten, in der breiten Masse tolerantesten und an den meisten Orten vielfältigsten überhaupt zählt.


    Sicherlich kein Grund weniger traurig oder schockiert über Fremdenfeindlichkeit im Internet, auf der Straße oder gar im persönlichen Umfeld zu sein, aber unterm Strich muss man eben immer die Gesamtsituation im Auge behalten.

  • Deine 85% sagen nichts aus, da in Sachsen die Fremdenfeindlichkeit höher ist, als in anderen Bundesländer und wie ich schon schrieb, wenn du nicht in Sachsen lebst, kannst du dir das nur schwer vorstellen. Natürlich verurteile ich ganz Sachsen, denn Sachsen hat dieses Image durch Jahrzehntes langes nichts tun und ich arbeite mit Leuten aus Jordanien zusammen, die von Berlin und NRW erzählten, da sei die Grundstimmung wesentlich freundlicher. Man merkt es allein an der Grundstimmung, wie das jeweilige Bundesland gesinnt ist.


    Dazu sei gesagt, dass die demokratischen Parteien, auf die sich die 85% beziehen auch Leute ausgrenzen. Sei es die CDU mit Homosexuellen, die SPD mit den Mittelständler, oder die Grünen mit ihren teils hirnrissigen Ideen. Das kann sich in verschiedene Formen manifestieren.


    Außerdem sind es nicht Kinder, die Parolen rufen und Randale machen, es sind ältere und zu den gehören durchaus einflussreiche Leute. Es kommt außerdem nicht darauf an, ob die Rassisten zur Minderheit gehören, sie sind in Medien und sozialen Netzwerke Präsenter und das allein kann viel bewirken.

  • Ich halte es für falsch, wenn man wegen einer laut schreienden Minderheit und einem Haufen pubertierender Blagen, die keine Ahnung haben, wovon sie eigentlich reden, direkt das ganze Land verteufelt. Eine Tatsache ist nämlich, dass immer noch 85% der Deutschen Wähler Parteien wählen, die man als demokratisch bezeichnen kann UND wir darüber hinaus in einer Gesellschaft leben, die global gesehen sicher zu den fortschrittlichsten, in der breiten Masse tolerantesten und an den meisten Orten vielfältigsten überhaupt zählt.


    Sicherlich kein Grund weniger traurig oder schockiert über Fremdenfeindlichkeit im Internet, auf der Straße oder gar im persönlichen Umfeld zu sein, aber unterm Strich muss man eben immer die Gesamtsituation im Auge behalten.


    Wer welche Partei wählt, spielt hier nur untergeordnet eine Rolle. In meiner Heimatstadt sind teile der CDU-Wähler, nicht weniger rassistisch, als die AfD- oder NPD-Anhänger. Auf 85% weltoffene Menschen kommt man in den meisten Gebieten in Sachsen mit Sicherheit nicht. Von einer laut schreienden "Minderheit" kann hier auch absolut keine Rede mehr sein. Von 10 Menschen mit denen ich aus der Heimat spreche, reden min. 6 von "Kanaken-Volk", man sollte sie alle Ausweisen etc. Die Bevölkerung lässt sich so massiv von Hass und der Angst leiten, dass sie sich aufgrund von Immigranten nicht mal mehr auf die Straße traut. Was eine absolute Idiotie ist, wenn man bedenkt aus was für einer Kleinstadt ich ursprünglich komme /o\


    Betrachtet man die Gesamtsituation, ist dies ja auch nicht das einzige Problem in Sachsen. Auch der Arbeitsmarkt in den Provinzstädten, ist unerträglich. Wenn ich in der IT-Branche als Projektleiterin mit Netto 1.100€ nach Hause gehe, dann muss ich nicht zwei mal überlegen, ob ich meine Koffer packe oder nicht. Von der demographischen Situation will ich gar nicht erst anfangen. In den Ballungsgebieten wie Leipzig sieht die Lage sicher noch ein weniger "entspannter" aus, aber man kann mit mir ja gerne mal ein Trip durch Bautzen, dem Erzgebirge, Zwickau oder Plauen machen.


    Mit Sicherheit bin ich aufgrund meiner "Flucht" teil des Problems, dass der Osten die Form annimmt, die er zur Zeit annimmt. Aber kann man es den Menschen bei all den Problemen übel nehmen, wenn sie gen Westen ziehen?


    Der Kampf gegen Rechtsextremismus ist deswegen nicht vergessen. Ich selbst bin auch nach Dresden am 13./14. Februar, als ich eine Zeit lang in Hannover gewohnt habe, nur um gegen die Rechten zu demonstrieren und Gesicht zu zeigen ;)

  • In meinem Leben war es eigentlich immer so, das ich diejenige war, die Hilfe gebraucht oder gesucht hat weil ich mit etwas was mir passierte nicht klar kam, habe auch immer scherzhaft gemeint "wenn ich durch alles durch bin, bin ich bestimmt diejenige die Leuten helfen kann weil ich gefühlt "alles" durchgemacht habe und von einer scheisse ins nächste stolper, wenn ich drüber weg bin dann weiss ich sicherlich wie man damit umgeht."
    Aber am Ende bin ich genauso ratlos und ich merke das jeder der mir jemals geholfen hat, genau das gesagt hat, was ich allen anderen jetzt auch immer sage.. dinge, die, wenn man dieses Problem hat, einfach überhört oder sagt "ja, das hilft mir jetzt auch nicht weiter..".


    Dann gibt es Menschen, die fast eins zu eins das durchmachen, was ich durchgemacht habe und ich will ihnen helfen weil sie mir am Herzen liegen oder weil ich einfach weiss wie beschissen es ist und ich bin verdammt hilflos weil ich am Ende.. nun ja.. ich kann nicht viel ändern aber ich weiss trotzdem was mit mir passiert ist, beispielsweise mit der Familie, wie es sich anfühlt wenn niemand ein das Gefühl gibt etwas wert zu sein, gleichzeitig regt es mich aber auch auf wenn ich jemanden helfe und es, egal was man tut, scheinbar nichts bringt weil die Person ein nicht zuhört oder nichts aus eigener Kraft verbessern will.
    Ich bin auch nur ein Mensch aber vielleicht ist es genau das was mich stört.. das ich am Ende "nur" ein Mensch bin.

    "That is not dead which can eternal lie,
    And with strange aeons even death may die."



  • Ich bin auch nur ein Mensch aber vielleicht ist es genau das was mich stört.. das ich am Ende "nur" ein Mensch bin.

    Hm, das klingt ein bisschen so, als würdest du dir selber ein wenig die Schuld geben. Ich kann dir auf jedenfall sagen, dass du nicht Jesus bist und du auch nicht mehr als ein Mensch sein wirst. Du bist aber ein netter Mensch, weil du Anderen helfen willst und das ist schonmal was.


    Den Drang anderen Menschen zu helfen und deren Leben zu verbessern ist eine ziemlich gute Eigenschaft. Hier mal ein nett gemeinter Ratschlag. Wie ich deinem Zitat und ersten Abschnitt entnehme, hast du selber Dinge mit denen du dich auseinandersetzen musst, und zusätzlich versuchst du noch anderen Leuten, die knifflige Probleme haben, zu helfen. Nimm dir mal ein bisschen Last von den Schultern und versuche, etwas weniger Zeit mit den "Problemkindern" zu verbringen, denn du gehst vor. Schließlich können nur sie selber ihre Lage verbessern, aber das weißt du ja :) . Wenn du dann das Gefühl hast, dass du mit dir ausreichend im Reinen bist, kannst du dich dann auch wieder mehr auf die Probleme anderer einlassen. Vielleicht kannst du ja was mit diesem Ratschlag anfangen. :)

  • du selber Dinge mit denen du dich auseinandersetzen musst

    Ich bin über meine Probleme so gut wie hinweg..
    klar, ist alles noch teil meines Lebens und es ist immer schwer das komplett hinter sich zu lassen aber ich denke ich hab es ganz gut im Griff, weswegen ich ja versuche jetzt anderen zu helfen oder wenigstens einen guten Ratschlag parat zu haben.
    Im endefekt muss ich aber wahrscheinlich wirklich zurück rudern, dass kostet alles sehr viel kraft die ich manchmal nicht habe,

    "That is not dead which can eternal lie,
    And with strange aeons even death may die."