Da Twitter die denkbar schlechteste Plattform ist um irgendeine Form von Diskussion zu führen, dachte ich mir, ich erstelle ein Thema im Forum, weil es durchaus spannend und einer Diskussion würdig ist.
Wer nach dem Titel nicht sofort weiss, worum es geht: Robin (sowie Dom und David) verlinkte auf Twitter einen Artikel, der das Spiel 'Kingdom Come: Deliverance' aufgrund seiner falsch vermittelten geschichtlichen Akkuratesse kritisiert und Daniel Vavra, den Chefentwickler als das darstellt, was er ist; ein rechter Vollpfosten. Dabei kritisiert der Kolumnist 'lepetitcapo' die Rolle der berichtenden Medien (namentlich funk und somit Game Two), welche Vavra interviewt haben, ihm also ein öffentliches Sprachrohr zur Verfügung gestellt haben, dabei nicht kritisch mit seinem rassistischen Hintergrund umgegangen sind und das Spiel selbst als historisch hochakkurat bezeichnen, was nach der Ausführung des Kolumnisten in Frage zu stellen ist. Hier der Link zum Artikel: https://lepetitcapo.wordpress.…kingdom-come-deliverance/
Robin geht bei seinem Tweet wenig zimperlich mit den Kollegen von Game Two und Gamestar um:
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Ich selber hab mich dann mit einem Tweet geäussert, indem ich das Wort 'unterstützen' zu stark fand. Funk und Game Two haben sich mit dem Thema schlichtweg nicht genug auseinandergsetzt, es ignoriert (hier wählt er das bessere Wort). Colin Ich bin Robins Vater Gäbel schien das wohl ähnlich zu sehen:
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Fabu, ZDF-Mitarbeiter, meldet sich. Funk schnitt den Beitrag nicht nachträglich aus der Sendung, weil sie laut eigener Aussage "neutral über das Spiel berichten wollten". Für Robin ist dieses Verhalten alles andere als neutrale Berichterstattung:
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Es sei hierbei kurz angemerkt, dass Vavras 'Nazishirt' niemandem vor Ausstrahlung aufgefallen ist. Kein Schwein, vor allem nicht der Interviewer kannte die schwedische Naziband 'Burzum' (who the fuck). Erst vereinzelte Kommentare aus der Community führten damals zu einer Diskussion rundum Vavra.
An dieser Stelle mache ich kurz einen Cut: Vavra ist ein Arschloch, Game Two hätte aufschlussreicher reagieren können, aber Robin hätte in seinem Tweet gleich Game Two und Gamestar direkt ansprechen können (@Game Two, @Gamestar). Warum? Robin mag es bestimmt nicht so gemeint haben, aber der Tweet wirkt 'von oben herab' und öffnet keine Diskussion sondern kritisert in die Twitterlandschaft heraus. Er lässt den Tweet seine Follower sehen, statt sie gleich an die Magazine zu richten und um so ein Gespräch zu suchen. Aber das nur am Rande, denn schlussendlich zeigte sich Chefredakteur Colin Gäbel einsichtig:
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Die Situation scheint soweit geklärt und Robin und vor allem der Kolumnist 'lepetitcapo' haben ihr Ziel erreicht, Game Two hört zu. Das wäre der erste Teil der Diskussion, gerne eure Meinung dazu.
Kommen für den zweiten Teil der Diskussion kurz zurück zum Artikel. Lepetitcapo schreibt neben der Kritik an die Medien, dass er den vermeintlichen historischen Realismus lächerlich finde: Schwertkämpfe sehen nicht so aus wie sie im Spiel aussehen. Gebiete wurden geschrumpft und die Geschichte ist kaum überliefert. Des weiteren kritisiert er aber den Rassismus des Spiels, was mich etwas verwirrte. Vavra ist ein ziemlich offensichtlicher Nazi, der gerne die Geschichte des mittelalterlichen Europas romantisiert. Aber selbst nach dem lesen des Artikels verstehe ich nicht (und bitte erklärts mir) wo das Spiel 'rechtes Gedankengut' verbreitet. Lepetitcapo erwähnt das Fehlen schwarzer, oder generell dunkelhäutiger Charaktere im Spiel.
Sei es, dass das Spiel falsch beworben wird, denn es ist schlussendlich doch keine Mittelalter-Simulation, für welche es viele halten. Aber man kann Vavra auch Rassismus vorwerfen ohne, dass man dabei die Abwesenheit von Schwarzen im Böhmen im Jahr 1408 kritisiert. Böhmen war schon damals ein Schmelztiegel von diversen Kulturen, Tschechen, Slowaken, Polen und Deutsche bildeten das Königreich. Auf der anderen Seite haben wir die Kumanen/Kiptschak, ein zentralasiatisches Reitervolk, welche auf Anlass des Ungarenkönigs in Mitteluropa eindringen konnten. Schwarze gab es in Europa, besonders in der Antike. Durch das römische Reich gelangten Schwarze bis an die Grenzen des Reiches, nach dem Fall Roms hatten Europäer vor allem auf der iberischen Halbinsel Kontakt mit Dunkelhäutigen, als die Mauren aus Nordafrika bis nach Frankreich vordrangen. Selbst nach der Reconquista blieb so mancher Afrikaner in Europa und gelangten bis nach Belgien. Hierbei sei dieser tolle Artikel erwähnt, der dieser Frage nachgeht: http://afroeurope.blogspot.ch/…ack-people-in-europe.html
Dennoch war ihre Anzahl im Mittelalter (wie gesagt, nach dem Fall Roms) sehr gering. Es ist dennoch nicht abwegig, dass es auch im damaligen Tschechien Schwarze gab. Die Frage ist ob überhaupt und wie viele tatsächlich. Slaven kannten den Kontakt mit Schwarzen erst mit dem Einbrechen der Osmanen. Ich habe dennoch sicherheitshalber Dom gefragt, wie viele Schwarze es in Böhmen 1408 wirklich gab. Ich habe die Antwort zwar noch nicht bekommen, aber so etwas zu ermitteln dürfte schier unmöglich sein.
Viel mehr verwirrt hat mich der im Artikel erwähnte Nutzer 'Arthur Gies', der Witcher 3 dafür kritisiert, dass es im Spiel nur Menschen weisser Hautfarbe gibt. Ich verstehe grundsätzlich die Kritik, aber wie berechtigt ist sie? Witcher spielt in einer Fantasy-Welt, stark angelehnt ans nördliche Mitteleuropa des späten Mittelalters, mit vielen Elementen aus der nordischen und slawischen Mythologie. Braucht Witcher schwarze Repräsentanten, obwohl es nicht den realistischen Anspruch hat, wie ein KCD z.B.? Sollten Fantasy-Spiele, mit einem mitteleuropäischen Inspirationsquell versteht sich, künftig häufiger auf eine Diversität der Hautfarbe achten, um ein authentischeres Bild einer mittelalterlichen Welt zu vermitteln, oder wäre dies dann schlichtweg Prävention, damit keine rassistischen Tendenzen reininterpretiert werden können?Und wieder gerne eure Meinung dazu, falls überhaupt wer diesen Wall of Text gelesen hat. Schönen Sonntag Abend euch allen.
Frau Edith sagt: Verdammt ich hab das Thema ins falsche Unterforum gepostet, sry