Mein größtes Problem mit den Prequels ist eigentlich, dass George Lucas eher versucht hat, sie ins Expanded Universe passen zu lassen, als zur alten Trilogie. Insbesondere die Darstellung des Jedi-Ordens nehme ich den Prequels nicht ab. Unter keinen Umständen wird der in 20 Jahren komplett vergessen.
Prinzipiell finde ich das auch problematisch, die selbe Kritik kann man auch an Episode VII üben. Aber man muss bedenken, dass das Imperium natürlich Propagandaarbeit betreibt, und das sicher nicht zu knapp. Wenn jeder, der öffentlich von den Jedi erzählt, danach in Arbeitslagern verschwindet, werden die Leute vorsichtiger werden.
Dazu: Vielleicht haben die Leute die Jedi nicht vergessen, sondern einfach nur nie gekannt? Grade im Outer Rim, wo schon die Republik quasi keine Kontrolle hatte (so sind ja auch die Seperatisten dort entstanden), wusste vielleicht nicht jeder von der Existenz des Ordens. Qui-Gon und Obi-Wan haben bei ihrem Besuch auf Tatooine ihre Fähigkeiten auch nicht gerade raushängen lassen. Und dass Luke selber nicht an die Jedi glaubte (bzw. nur Gerüchte von ihrer Existenz gehört hatte), liegt sicher auch daran, dass Tante & Onkel ihm das bewusst verschwiegen haben und ihm solche "Flausen" direkt ausgetrieben haben.
Letztlich erleben wir die alten Star Wars-Episoden ja nur durch die Perspektive von Luke, Leia und Han. Vielleicht wusste ja auch jeder außer den dreien von der Existenz der Jedi? (Selbiges gilt auch für Rey und Finn. Finn wird als Stormtrooper sicherlich ordentlich indoktriniert worden sein, und Rey ist halt eine arme Schrottsammlerin auf einem Wüstenplaneten. Da bekommt man nicht so viel mit und interessiert sich auch nicht dafür, weil es in der eigenen Lebensrealität keine Rolle spielt, wenn man täglich um sein Essen kämpfen muss.)
Ich habe insgesamt ein sehr zwiegespaltenes Verhältnis zu den Prequels. Episode I finde ich tatsächlich ziemlich mies. Nicht nur wegen Jar-Jar, der ist zwar dumm und unnötig, aber nicht kriegsentscheidend. Die anderen Hauptcharaktere funktionieren für mich nicht. Das liegt am Drehbuch und auch an der schauspielerischen Leistung. Ich finde Liam Neeson richtig schlecht in diesem Film. Auch Ewan McGregor (dessen Leistung ich in Epsiode II und III herausragend finde), bleibt hier noch blass. Der junge Anakin ist einfach nur langweilig (und trotz des Märchen-Charmes von Star Wars ist das was er leistet und rund um ihn geschieht schon seeeehr unglaubwürdig, all die Motive sind 'such a film thing to do'). Dazu der langweiligste aller Bösewichte im Star Wars-Universum. Da kann einfach kein guter Film draus werden.
Zum anderen sieht Episode I einfach richtig schlecht aus. Die CGI-Effekte kann man sich heute nicht mehr geben. Das wird durch die fortschreitende Technik zwar bei Episode II und III besser (die Raumschlacht zu Beginn von Episode III ist sogar echt geil), aber den Filmen hätten mehr Masken und weniger CGI so gut getan. Die Herr der Ringe-Trilogie, die in der selben Zeit entstanden ist, sieht heute deutlich besser aus, weil sie eben auf Masken gesetzt hat. Die CGI-Effekte in HdR sehen ja auch total scheiße aus (Legolas auf dem Höhlentroll = Augenkrebs), aber es gibt halt kaum welche. Wenn ich ehrlich bin, sehen selbst die alten Star Wars-Episoden, die 20 Jahre älter sind, heute deutlich besser aus. (Wobei ich da ehrlich sein muss, wirklich kennen tue ich nur die überarbeitete Blu-Ray-Fassung.) Aber Yoda in Puppenform ist deutlich authentischer und hat einfach mehr Charme als das Ding in Episode I.
Während Episode I also meiner Meinung nach echt schlecht ist, wird es besser. Episode II verbringt zwar auch zuviel Zeit mit unnötigem Krams (damit meine ich übrigens nicht die Senat-Debatten, dazu gleich), aber Episode III finde ich richtig gut. Der Bogen, den der Film macht, ist einfach super gelungen und gipfelt dann zum einen so wunderbar deprimierend (Jedi-Tempel, Order 66), andererseits im wahrsten Sinne des Wortes so episch (Duel of the Fates), dass der Film eine total runde, perfekte Überleitung zu Episode IV schafft. Und das klimaktische Duell zwischen Obi-Wan und Anakin ist halt echt richtig geil inszeniert und entschädigt für alle Senatssitzungen.
Dazu die Bürgerkriegs-Thematik, wie Anakin von der Dunklen Seite zerfressen wird - die ganze Tragik, die der Film vermittelt finde ich sehr beeindruckend. Ich halte die Darstellung von Anakin im Gegensatz zu vielen auch für gelungen. Die ganze Trilogie verleiht dem Star Wars-Universum so viel Ambivalenz, und eben auch Darth Vader. Man kann der Meinung sein, dass ein solch märchenhaftes Epos diese Ambivalenz und diesen Realismus gar nicht braucht, aber für mich macht das alles glaubhafter, plastischer, geerdeter.
Dazu zählt auch die ganze Sache mit den Handelskriegen, den Diskussionen im Senat, usw. Ja, inszenatorisch ist das nicht besonders spannend, Leuten beim Reden zuzugucken. Aber Bürokratie ist nunmal Teil der Realität. Und während das Imperium in der alten Trilogie zwar beeindruckend ist und als Bösewicht auch zweifelsohne richtig gut funktioniert, ist es eben einfach nur böse (natürlich abgesehen von Darth Vader himself). Durch die Prequels wird aber beleuchtet, wie es denn überhaupt zu dieser Regentschaft kommen konnte: Eben dadurch, dass ein cleverer, machtgieriger Mensch das alte, durch Bürokratie gelähmte demokratische System ausgetrickst hat, Leute zu seinen Gunsten gegeneinander ausgespielt hat usw. Biskurz vor Episode IV existierte der Senat ja noch, und die Senatoren glaubten, dass sie weiterhin in einer Demokratie leben würden. Erst mit der Fertigstellung des Todessterns hat der Imperator (der bis dahin halt einfach das demokratisch gewählte Oberhaupt der Republik war) die komplette Macht auch offiziell an sich gerissen. Und das finde ich so spannend, weil realitätsnah und nicht einfach aus der Luft gegriffen. Und die Parallelen zu Hitlers Aufstieg sind sicher genauso gewollt wie die Darstellung des Imperiums als Nazis von Beginn an. Während letzeres aber halt einfach nur die Rechtfertigung für die Helden war (die sind wie Nazis, die sind böse und deswegen ist es ok, Sturmtruppler abzuknallen), bekommt das alles durch die Prequels so viel spannende Ambivalenz.
In dem Zusammenhang ist auch die Darstellung des Jedi-Ordens super interessant. Denn auch die arbeiten mit Indoktrinierung, wie man in den Prequels feststellt. Klar, sie haben gute Absichten und Ziele, aber letztendlich unterdrücken sie in ihrem Versuch, die perfekten 'Menschen' zu sein, andere Meinungen und Strömungen und haben dadurch Darth Vader in ihren eigenen Reihen erst erschaffen. Auch das finde ich einen super cleveren und interessanten Kommentar: Die Jedi sind nicht so einfach 'Gut', wie die Sith 'Böse' sind. Auch Jedi sind nicht unfehlbar. Das ist zwar das zweitälteste Motiv aller Zeiten (eben nach dem einfachen 'Gut' und 'Böse') aber halt auch einfach immer gut. Genauso spannend finde ich die Darstellung der gesellschaftlichen Position der privilegierten Jedi. Selbst Senatoren, die eigentlich gute Absichten haben, waren ja (aus ihrer Sicht vollkommen verständlicher Weise) gegen eine Machtausweitung der Jedi und für eine Regulierung dieser. Ist ja nur verständlich, denn Leute mit solchen Superkräften können eine Gefahr für alle darstellen, wie man an den Sith eben sieht. Die Jedi haben sich in ihrer friedfertigen Art und in ihrem Glauben an die Demokratie dem untergeordnet, dadurch aber so viel an Macht und Einfluss verloren bzw. sich angreifbar gemacht, dass dies zu ihrem Untergang geführt hat. Auch ein super interessanter Konflikt.
Also: Die Prequels sind lange nicht so schlecht, wie sie gemacht werden. Wenn ich ehrlich bin, ist Episode III in seiner Gesamtheit zusammen mit Episode V für mich der beste der ersten sechs Star Wars-Filme. Und - Achtung, Ketzerei - Episode IV, V und VI sind auch längst nicht so gut, wie sie gemacht werden. Episode IV merkt man das Mini-Budget ein bisschen zu sehr an, Episode V ist insgesamt die rundeste der alten Trilogie, aber auch mit eigentlich unübersehbaren Schwächen, und Episode VI mochte ich persönlich nie sonderlich. Objektiv sind das halt einfach keine besonders herausragenden Filme, selbst aus der damaligen Perspektive. Natürlich sind sie auch keine schlechten Filme, aber sie erzählen eben auch 'nur' Standardgeschichten mit Standardmotiven. Was sie so faszinierend macht, ist das Universum, die sie aufbauen, die Illusion. Und das schaffen die Prequels ebenfalls (mit Ausnahme des erstens, der sieht halt so scheiße aus, dass einen das total rausreißt). In meinen Augen erweitern sie nicht nur das Universum auf ihre eigene Art, sie vertiefen sogar noch die alten Episoden. Episode IV bis VI werden besser, wenn man die Prequels kennt! Und das ist doch eigentlich das beste, was Prequels leisten können.