Léon: The Professional
Hatte ich vor einigen Jahren schon mal auf dem Schirm, nun habe ich mir den Director’s Cut aber in aller Gänze angeschaut.
Es geht um Léon (gespielt von Jean Reno) - einen Auftragskiller, der stumm seine Befehle ausführt und in seiner Freizeit ein zurückgezogenes Leben führt. Eines Tages bekommen seine Nachbarn, die selbst Drogen verticken, Besuch von Drogenhaien, die sich als DEA-Agenten tarnen und nun ihr Geld sehen wollen. Da der Nachbar sich querstellt und nichts rausrücken will, wird Léon Zeuge dessen, wie die korrupten Typen die Nachbarswohnung in Schutt und Asche legen und dabei die ganze Familie ermorden. Lediglich die zwölfjährige Mathilda (gespielt von Natalie Portman) bleibt am Leben und klopft nun bei Léon an die Tür.
Und ja, ich finde "Léon: The Professional" schwer zu bewerten. Fangen wir daher beim Schauspiel an. Jean Reno sehe ich durchaus gerne vor der Kamera und auch in diesem Film enttäuscht er nicht. Doch sei gleich dazugesagt, dass er mich auch nicht begeistert hat. Reno spielt sehr mechanisch, zurückhaltend und verleiht seiner Figur stellenweise eine furchtbare Naivität. Der Film hat zwar bereits einige Jahre auf dem Buckel, doch fand ich es schade, dass Léon ein Auftragskiller aus der Klischee-Kiste ist. Überhaupt stiehlt Frau Portman ihm hier die Show auf ganzer Linie. Sie hat mich wirklich begeistert, verhält sie sich für ein zwölfjähriges Mädchen doch sehr speziell und unerwartet.
Klasse finde ich auch, dass Regisseur Luc Besson mit zahlreichen Gewalt- und Beziehungs-Elementen spielt. Ziemlich mutig, dass in diesem Kontext sogar eine gewisse Nüchternheit gegenüber Mord und Sexualität angeschnitten wird! Das hat sich sehr frisch und unverblümt angefühlt. Ebenfalls auf der Pro-Seite ist die Atmosphäre, die Kamera-Arbeit und die Spannung, die hier und da aus dem Nichts erscheint.
Warum kann ich Léon, den Profi, also nicht ganz unbefangen als Film-Perle aus den 90ern abstempeln? Nun, man merkt dem Film seine Jahre leider negativ an. Die Kulisse ist karg, manche Figuren verfallen dem Overacting und es gibt eine gehörige Portion an Dingen, die fern jeglicher Realität stattfinden. Weiterhin tendieren manche Szenen sogar in Richtung Trash, was mich unschön überrascht hat.
Das Konzept funktioniert hier grundsätzlich ganz gut und ich finde diesen Film eine Million mal besser als den völlig trashigen, merkwürdigen geistigen Nachfolger "Wasabi – Ein Bulle in Japan". Ich mochte Léons eigenartige Beziehung zu Mathilda, aber leider wird die Fassade drumherum lediglich von Klischees und Naivität zusammengehalten. Manchmal wird das durch die Kamera und Spannung kaschiert, aber dann gibt es wiederum Szenen, die einem enorm viel Gutmütigkeit abverlangen.
Unter'm Strich also vor allem wegen Natalie Portman und der merkwürdigen Atmosphäre ein sehenswerter Film, an dem hier und da der Zahn der Zeit leider bis zum Knochen durchnagt.
Armour of God II: Operation Condor
Apropos Zahn der Zeit. Aus Nostalgie-Gründen habe ich mir vor kurzem erneut Jackie Chans "Armour of God II: Operation Condor" angeschaut und musste wieder herrlich lachen. Es ist Trash, aber es ist Jackie Chan-Trash, der nun mal verdammt unterhaltsam ist. Außerdem ist die BluRay-Fassung durchaus ansehnlich, sodass man viel mehr Details erkennt als noch früher auf dem Röhrenfernseher. Es ist jetzt nicht der beste Jackie Chan-Film, aber wenn man Lust auf einen alten Slapstick-Film mit Prügeleien abseits von Bud Spencer und Terence Hill bekommt, kann man hier locker reinschauen.