Jump'n'Run oder Point'n'Click Adventure? Why not both?! Lair of the Clockwork God ist das neueste Spiel der Entwickler-Buddies Ben & Dan. Ihre Alteregos samt britischem Humor sorgten schon mit den PnCs "Ben There, Dan That" und "Time Gentlemen, Please!" für viel schrägen Quatsch.
Aber PnCs und Items kombinieren ist out. Stattdessen craftet man jetzt und Platforming ist der heiße Scheiß. Während Dan den neuen Trend umarmt, klammert sich Ben an alte Adventure Tugenden.
Das ganze Spiel ist ein einziger Meta-Kommentar; die eigentliche Rahmenhandlung ist sprunghaft, wirr und nur Mittel zum Zweck für all die Gags, coolen Setpieces und unendlichen Brüche der 4ten Wand. Hier brilliert das Spiel vorne und hinten. Teilweise möchte man aufstehen und ihnen applaudieren, für so viel Hingabe und Aufbau eines Jokes. Ein bisschen Pipi-Kacka Humor lässt sich ab und an aber auch blicken.
Alles ist in 2D Pixellook gehalten. Sehr comichaft vereinfacht und farbenfroh, mit immer wieder ein paar netten Effekten. Das sieht alles sehr solide aus und stimmig zum gesamten Ton des Spiels.
Das Hauptmenü hingegen ist langweilig schlicht, und die Schrift dort stellenweise viel zu klein. Aber man muss absolut lobend erwähnen, wieviele Optionen zum einstellen es gibt, um das Spiel für jeden so zugänglich und spielbar zu machen, wie nur möglich. So kann man zB die Untertitel in diversen Weisen anpassen, es gibt Hilfe für Farbenblinde, und wer mit dem Platforming nicht klar kommt, kann den Schwierigkeitsgrad senken. Dann verschwinden zB tödliche Sägeblätter, und Dan bleibt bei einem Wall-Jump deutlich länger an der Wand kleben, bevor er zu rutschen beginnt.
Wie eingangs angedeutet verkörpert Dan den Platformer. Hotspots kriegt er gar nicht angezeigt, seine Aufgabe ist das Springen, Rennen und Schieben.
Ben kann nur gemütlich schlendern, und schon die kleinste Stufe ist ein unüberwindbares Hindernis für ihn. Dafür übernimmt er das Reden mit NPCs, sammelt Items, kombiniert und interagiert mit Hotspots.
Man ist gezwungen, konstant zwischen beiden hin und her zu wechseln. Muss mit Dan dafür sorgen, dass Ben irgendwo hin kommt und sich immer wieder gegenseitig helfen. Das kann leider etwas zäh wirken, wenn man sie wie Schachfiguren einzelnd nachziehen muss. Es dauert eine ganze Weile bis man Fähigkeiten freischaltet, die das Umhergehen angenehmer machen, und auch dann fühlt sich die Steuerung dafür noch einen Ticken zu suboptimal an, so dass es weiterhin etwas fummelig und unhandlich bleibt.
Die Rätsel, in denen man diese unterschiedlichen Fortbewegungsmöglichkeiten kombinieren muss, sind aber so mit die cleversten. Der sonstige PnC Anteil ist eher mau. Das meiste ist sehr einfach, und teilweise bekommt man laut "Hinweis!" ins Gesicht gerufen. Ab und an ist die Lösung etwas versteckter, und ein Kommentar kann schnell mal verpasst oder missverstanden werden.
Und dann mal wieder ist es absurd hanebüchen, und teils trägt man Items sehr lange mit sich rum, bis sie zum Einsatz kommen. Der Schwierigkeitsgrad ist leider sehr durchwachsen.
Für einzelne Abschnitte werden unsere beiden Helden auch mal komplett getrennt und haben dann jeder ein auf sie allein zugeschnittenes Areal zu bewältigen.
Das Spiel wechselt konstant zwischen extrem langsamen Abschnitten und rasantem Platforming hin und her. Und teils passiert auch kaum was, und es geht einzig und allein darum, einen Gag zu transportieren. Das Pacing ist ein wenig all over the place.
Die Größte Spaßbremse im Spiel ist die Steuerung. Für das Platforming ist auf jeden Fall das Gamepad am besten. Der PnC Anteil ist theoretisch mit Maus besser, aber wird komisch mit der Tastatur gemixt. Beides hat seine Vor- und Nachteile, insgesamt halte ich Controller aber für den besten Weg.
Pfatfomer Dan steuert sich ok, aber auch nicht mehr. Und für "nur ok" sind die Jump'n'Run Passagen teils zu anspruchsvoll. Wenn man primär mit der Steuerung kämpft, wird es auf eine Weise frustig, die keinen Spaß mehr bringt. An einer Stelle habe ich dann die Schwierigkeit runtergedreht, weil es mir einfach zu blöd wurde. Das ist wirklich sehr schade.
Und auch Ben wirkt umständlich und unhandlich. Statt mit Buttonprompts muss man in seinem Ineraktionsmenü mit dem Analogstick hantieren, und auch die Nutzung des Inventars erscheint umständlich. In der Spielwelt wird einem immer nur ein Hotspot auf einmal angezeigt, und wenn mehrere dichter beieinander sind, muss man zwischen ihnen hin und her schalten. Das ist nicht nur umständlich, sondern man läuft auch Gefahr, so mal schnell etwas zu übersehen.
Es hilft nicht, dass die Erklärung zur Steuerung teils das ein oder andere wichtige Detail weglässt und ein wenig rumprobieren angesagt ist.
Leider gibt es auch ungewollte Glitches. Zur falschen Zeit das falsche zu drücken, kann das Spiel schnell mal irritieren. Gerade die Teleport-Fähigkeit ist da anfällig für, da man diese leicht ungewollt auslösen kann, durch die Tastenbelegung. Und ab und an wollte die Kanone nicht in die Richtung schießen, in die gezielt wird.
Zum Glück speichert das Spiel regelmäßig, so dass mir idR kaum Fortschritt verloren ging, auch wenn ich neu starten musste.
Man kehrt immer wieder in ein zentrales HUB zurück, von dem aus man die unterschiedlichsten Setpieces besucht und durch neue Items und Fähigkeiten dann im HUB neue Gebiete erreichen kann.
Das Spiel ist in viele kurze Kapitel unterteilt, und es gibt eine Kapitelanwahl im Hauptmenü.
Zum Durchspielen braucht es ca 8-9 Stunden.
Es gibt wirklich einiges, was ich an Lair of the Clockwork God zu mäkeln habe und was den Spielspaß ins Stocken bringt, allen voran die viel kritisierte Steuerung. Der Genre-Mix ist interessant, geht aber nicht immer so galant auf. Auf ihren Humor muss man klar kommen, und wenn sie sich über etwas lustig machen, ist manchmal nicht ganz klar, ob sie nun dafür oder dagegen sind.
Aber das ist es alles wert, für die wirklich tollen Meta-Gags und Brüche der 4ten Wand. Wer darauf steht kann hier einige der brilliantesten Ideen seit langem finden.