2D
Twinstick-Shooter + Action-Adventure-Platformer + kunterbunt schrill
+ absurder Humor - Wilkommen bei Hell Yeah! Der Zorn des toten
Karnickels.
Nachdem
schon sein Vater mit Angst und Schrecken die Hölle regierte, hat
sein Sohn Ash, seines Zeichen ein Skelett-Hase, natürlich einen Ruf
zu wahren. Dumm nur, dass ein Paparazzo ihn beim Baden mit seinem
Quietscheentchen ablichtet. Mit Zorn im Bauch macht Ash sich nun auf,
alle 100 Monster, die seine kompromittierenden Fotos im Intranet der
Hölle angesehen haben, umzunieten.
Wer
an dieser Stelle nicht zumindest einmal schon Schmunzeln musste, mag
auf lange Sicht nicht zu viel Freude mit Hell Yeah! haben, denn
dieser abgedrehte, schräge Humor ist mit der große Sellingpoint des
Spiels.
Wie
eingangs erwähnt ist alles 2D und in knalligen Farben gehalten, und
man durchreist die thematisch unterschiedlichsten Gebiete. Alles ist
dabei zugeknallt mit Details und Animationen und unterlegt mit
fetziger Mukke. Optisch gehen einem da durchaus die Augen über, und
man bekommt viel Abwechslung geboten.
Ähnlich
wie in Gato Roboto ist man dabei in verschiedenen Gefährten
unterwegs.
Primär
sitzt man in einer Kreissäge, mit der man alles niedermetzelt, was
kreucht und fleucht. Schnell haben die Gegner aber Panzerung und/oder
sind elektrisch, so dass man aufs gute alte Ballern angewiesen ist.
Man
schießt zunächst einzelne Raketen, oder nutzt das Maschinengewehr
für Dauerfeuer. Im Spielverlauf kann man diese aufwerten, bessere
Varianten ergattern und auch noch ganz andere Waffen kaufen. Zwischen
allen kann man nahtlos wechseln, und alle funktionieren über einen
Cooldown, Munitionsbegrenzung gibt es nicht. (Bis auf eine einzige
Ausnahme.)
Abschnittsweise
kann einem das alles aber auch weggenommen werden, und plötzlich ist
Ash ziemlich wehrlos gegenüber Feinden. Es gilt auszuweichen und im
Zweifelsfall geschickt die Umgebung zu nutzen, um jemaden den Gar aus
zu machen.
Mit
Säge kann man recht hoch und weit springen - "fährt"
dabei auch an Wänden und Decken ein Stück weit entlang. Das ist
teils recht schwer einzuschätzen und fühlt sich durchaus auch ein
wenig schwammig an.
Allein
hat Ash nur einen einfachen, kleinen Hopser zur Verfügung, der
schnell zu einem Doppelsprung + Wandsprung aufgewertet wird. Aber
einer der komischsten, die ich je erlebt habe. In der Nähe einer
Wand muss man einen Doppelsprung ausführen, den Knopf gedrückt
halten und die Wand berühren - ganz von selbst vollführt Ash dann
einen Wandsprung an die gegenüberliegende Seite und bewegt sich so
nach oben, bis man den Knopf wieder loslässt. Das nimmt einem sehr
viel Kontrolle über ihn und ist ein sehr merkwürdiges Konzept.
Auch
macht man so gerne mal einen Sprung in die Gegenrichtung von einer
einfachen Anhöhe weg, die man gerade eigentlich nur normal
hochspringen will.
Zusätzlich
gibt es Abschnitte unter Wasser im U-Boot und mit einem Raumschiff ab
ins All.
So
wird zusätzlich für Abwechslung gesorgt, neben den immer sehr
unterschiedlichen und fantasievollen Welten, die bis zu letzt immer
wieder einen eigenen kleinen Gameplay-Kniff bereit halten.
Alle
Nase lang stolpert man über einen Boss, schließlich gibt es ja auch
100 davon. Allerdings sind diese nicht groß aufgezogen, wie man es
sonst so kennt. Im Prinzip sind sie nur Gegner mit Lebensbalken. Hat
man ihere Energie runtergeballert, gilt es für den Finisher ein QTE
artiges Minispiel zu absolvieren. Kennt ihr Wario Ware? Genau so!
Davon
gibt es sehr viele unterschiedliche. Manche schwerer, manche
leichter, manche mit Zeitlimit, manche ohne. Und alle sorgen für
eine abstruse Killanimation am Ende.
Bis
zuletzt kommen dabei immer neue Spiele hinzu, und es sind genug, dass
die Wiederholung nicht nervig wird. Und trotzdem schafft es das Spiel
manchmal, die selben zu dicht beieinander zu bringen.
Manche
von diesen Bossen bekämpft man nicht einmal direkt, sondern über
ein kleines Umgebungsrätsel, was eine sehr nette Abwechslung ist.
Richtige
Bossgegner hinter einer großen Bosstür gibt es auch. Mit langem
Lebensbalken und mehreren Phasen. Das QTE Spiel entfällt dabei am
Ende. Tatsächlich gibt es davon aber nur sehr, sehr wenige.
Jedes
der besiegten Monster bekommt einen eigenen kleinen Eintrag im Menü,
mit einer schrägen Hintergrundgeschichte.
Die
Steuerung ist leider so ein wenig das große Manko.
Über
das Sprungverhalten habe ich ja schon gesprochen. Das Schießen ist
die andere Sache.
Auch
am PC wird einem das Gamepad empfohlen. Man bewegt sich mit dem
linken Analogstick. Zielen erfolgt über den rechten Stick, mit
Schießen über den rechten Trigger. Das ist krampfig, erschwert
präzises Zielen und macht es schier unmöglich, aus dem Sprung
heraus zu schießen. Nach ein paar Spielstunden habe ich deutlich
mein Handgelenk gemerkt.
Die
Kugeln treffen nur, was im Screen ist und gehen kaum bis gar nicht
über den Bildschirmrand hinaus. Das ist etwas doof, denn Projektile
von Gegnern können teils recht weit reichen. Manche Bosse geben auch
ein so flächendeckendes Dauerfeuer von sich, dass es schwierig ist,
überhaupt nah genug an sie heran zu kommen, um Schaden zu machen.
Grundsätzlich
tendiert die Kamera dazu, einen Ticken zu dicht am Geschehen dran zu
sein, was den Überblick stark einschränkt. Vor allem bei sich
großzügig bewegenden Gegnern macht das schnell Probleme.
Zwar
kann man manuell Rauszoomen, das friert zugleich aber die Zeit ein.
So ist es zwar super praktisch, um einen Überblick zu erhaschen,
hilft einem ansonsten aber gar nicht weiter.
Oben
drauf kommt ein etwas unausgewogener Schwierigkeitsgrad.
Sehr
viel wird mit Spikes gearbeitet, die einen sofort killen. Teils ist
es auch absurd, wieviel Schaden manches einem zufügt und ebenfalls
fast one shottet.
Dabei
hilft es nicht, dass man nach dem Tod oftmals mit nur sehr wenig
Energie respawnt. Genau wie bei Gato Roboto gibt es kein Loot. Health
bekommt man nur an festen Punkten, die für dieses Konzept einfach
viel zu selten gesetzt sind. Auch die Hilfsmittel, die im Shop
verfügbar sind, sind nur bedingt hilfreich.
Die
Rücksetzpunkte sind okay gesetzt, aber man wird zwangsläufig doch
einiges an Weg nochmal laufen müssen. Manches wird auch resetet nach
dem Ableben. So muss man Aktionen für ein Rätsel wiederholen und
Dinge nochmal einsammeln. Und natürlich auch immer wieder die
gleichen Dialoge und Kamerafahrten abwarten.
Die
Kombination aus all diesen Dingen kann leider stellenweise für
gehörig Frust sorgen.
Man
hat immer eine Gebietskarte zur Hand, auf der alles wichtige sofort
eingezeichnet ist, und die einem auch das nächste Ziel anzeigt. Fog
of War mäßig deckt man die genaue Gebietsstruktur beim Umherlaufen
auf. Zusätzlich hat man im laufenden Spiel ein Radar in der Ecke,
dass einem die Position der Bosse anzeigt.
Groß
verlaufen kann man sich aber eigentlich nicht. Obwohl gern
Metroidvania als Genre mit aufgelistet wird, hat es davon eigentlich
gar nichts. Neue Fähigkeiten sind überschaubar, und vor allem ist
Hell Yeah! extrem linear aufgebaut.
Ständig
ist der weitere Weg durch Türen versperrt, die sich erst öffnen,
hat man eine bestimmte Anzahl an Monstern erlegt. So kann man auch
nie eins verpassen oder auslassen, weil man sonst gar nicht
weiterkommt. Zwar schaltet man Fast Travel frei und kehrt später in
Gebiete zurück, aber wieder linear vom Spiel gelenkt. Wirklich was
außer der Reihe zu sehen gibt es nicht. Maximal kann man nach
kleinen Verstecken suchen, die man beim ersten Mal übersehen hat
(und nur Geld oder ein Kostüm für Ash enthalten) oder hat jetzt
Zugriff auf Virtual Missions (dazu etwas weiter unten mehr) und kann
uU ein paar Abkürzungen freigraben - die so gesehen sinnlos sind, da
man ja die Teleporter hat und im Level selbst nicht mehr wirklich was
zu tun hat.
An
einer Stelle kommt es zu einer sehr merkwürdigen Situation. Um
weiter zu kommen, muss ich ein Rätsel lösen. Ein ganzes Level
später, begegne ich dem selben Rätsel nochmal. Diesmal reagiert das
Spiel aber aktiv mit Dialogen auf die Situation und schreit mir die
Lösung förmlich ins Gesicht. Nur - wüsste ich nicht längst, was
hier zu tun ist, wäre ich ja nie so weit gekommen! Angesichts der
extremen Linearität ist das ein sehr merkwürdiger Design-Fehler.
Mit
"Die Insel" gibt es ein kleines Spiel im Spiel.
Hier
werden alle besiegten Monster hinteleportiert, und man kann sie für
arbeiten einteilen, die einem im Hauptspiel Dinge freischalten. Das
ist alles super unspektakulär und läuft fast automatisch ab. Ein
wenig Knöpfchen drücken, und das war's auch schon. Zwar ist es am
Anfang mal ganz nett anzugucken, wie sie durch die Gebiete wuseln,
aber viel zu schauen gibt es da nicht. Später ist es nur noch rein
und raus in 5 Sekunden.
Dabei
ist auch nervig, dass man die Insel nur über das Hauptmenü
erreichen kann, dafür also voll aus dem aktuellen Spielgeschehen
raus muss. Die Geschenke, die man über die Insel erhält, sind
leider auch total blah.
Unterm
Strich alles eine nette Idee, aber überhaupt nichts dahinter.
Dann
gibt es da noch die Virtual Missions, denen man unterwegs begegnet.
Das
sind kurze Timetrial Aufgaben, die einem als Belohnung etwas Geld und
Kostüme bescheren. Mir waren die oftmals zu schwer und viel zu blah
und auch die Belohnung zu egal. Immer mal kurz reingeschaut, aber
nicht wirklich verfolgt. Es wiederholen sich auch schnell die immer
gleichen Aufgaben in leichten Variationen.
Als
DLC kann man sich einen ganzen Batzen dieser Missionen anschaffen.
Ich
bin von vornherein sehr gründlich vorgegangen und habe nicht ganz 10
Stunden gebraucht, dann war der finale Boss down. Nur die Virtual
Missions habe ich kaum angefasst. Da sollen, wenn man alles (DLC)
macht, nochmal 3-4 Stunden zusammen kommen.
Insgesamt
bin ich hin und her gerissen. Super
lustig und vollgestopft mit
abwechslungsreichen Ideen und cooler Optik.
Jedoch zu
schlecht ausbalanciert und frustig, mit
gewöhnungsbedürftiger Steuerung, die dem Gameplay eher etwas im Weg
steht.
Und
Credits, die ohne scheiß 10 Minuten lang sind.
Enden
möchte ich mit meinem Lieblingszitat von Ash: "Wände kann man
einreißen. Genau wie dein Gesicht!"