Auf diesem Ei brüte ich schon länger. Weil mich der Hype um Season 6 von Game of Thrones jetzt schon wieder nervt, habe ich deshalb meinen Hipster-Senpai @Caretaker gefragt, ob ich diesen Thread besser GoT/SoIaF-spezifisch oder ganz allgemein machen soll, er war genau wie ich der Meinung, dass ein spezifischer Thread besser für die Diskussion ist und hier sind wir nun.
Bevor ich zum eigentlichen Thema komme, möchte ich erstens kurz was zu Spoilern sagen. Ich würde mir wünschen, dass hier auf Basis von Band 5 im Original bzw. Band 10 im Deutschen diskutiert wird und auf Martins Blog veröffentlichte Einzeltexte aus den kommenden Büchern außen vor gelassen werden. Das heißt natürlich für alle, die nur die Serie kennen, dass alles potenziell Spoilergefahr beinhaltet, dieser Thread ist primär an jene gerichtet, die beides kennen.
Zweitens möchte erstmal ich meine Geschichte mit der Reihe zusammenfassen. Ich habe ca. 2012 die erste Staffel der Serie auf Deutsch geschaut, danach auf Deutsch mit den Büchern begonnen und relativ gleichzeitig mit der Serie, ab Staffel 2 auf Englisch, weitergemacht. Von der wurde ich aber immer stärker enttäuscht, so dass ich Staffel 5 erst gar nicht geschaut habe.
Warum das so ist, darum solls in diesem Thread gehen.
Zum einen wären da natürlich die direkt spürbaren Änderungen. Die Allererste ist da wohl noch recht subtil, dennoch ist sie meiner Meinung nach ein gutes Beispiel für Änderungen, die völlig unnötig sind, eigentlich nicht so schlimm sind, aber doch die Aussage der jeweiligen Szenen modifizieren. Es geht um die erste Szene, nördlich der Mauer. Während es im Buch der Älteste in der Gruppe ist, der abhaut, ist es in der Serie der Jüngste. Wie gesagt, nichts tragisches, aber es ändert eben doch die Aussage. Eine Bedrohung, die sogar einen Veteranen Fahnenflucht begehen lässt, ist doch wesentlich bedrohlicher (I have the best words) als diejenige, bei der sich eben der Frischling in die Hosen macht. Wie gesagt, eigentlich nichts, worüber man sich aufregen müsste, aber es summiert sich eben auf.
Und dann kommt die dritte Staffel und die wohl definierende Folge "The Rains of Castamere" aka "The Red Wedding". Ich bin mir nicht sicher, ob ich zu der Zeit mit den Büchern schon gleichauf oder gar weiter war, aber als ich erstmal beide Blickweisen kannte, hat mir das diesen Abschnitt der Serie komplett kaputt gemacht. Während im Buch immer wieder das Lied "Der Regen von Castamaer" erwähnt wird und man langsam dessen Bedeutung erkennt, fehlt dieser Punkt (zumindest in meiner Erinnerung) in der Serie komplett. Das wird auch noch dadurch schlimmer, dass Robbs Frau in der Serie eine völlig Unbekannte ist, während ihre Abstammung im Buch der wohl wichtigste Punkt ist, der zu diesem Ereignis hinleitet. Im Buch ist sie direkt mit diesem Lied verbunden, was Tywins Handlungen zwar nicht rechtfertigt, aber doch erklärt. Diese Erklärung fehlt in der Serie, was das Ganze zu einer völlig zusammenhanglosen Grausamkeit verkommen lässt. Tywin Lannister mag grausam sein, aber gewiss nicht grundlos und das war einer meiner wichtigsten Punkte, warum ich die Serie später abgebrochen habe.
Aber das ist wie gesagt erst später passiert. Und da kommt mein weiterer Punkt ins Spiel, die klitzekleinen Änderungen, die mir den Eindruck des politischen Lebens in King's Landing (wohl der einzige Name, bei dem ich die Kritik an der deutschen Übersetzung verstehe) vermiest haben. Für mich ist die Abhandlung über politische Macht und das Ränkespiel, das eigentlich nur von zwei Leuten gespielt wird, wie man nach einiger Zeit merkt, der wichtigste Punkt an den Büchern und den konnte die Serie schon zu Beginn nicht so gut abliefern, leider wurde sie darin auch noch immer schlechter.
Das war dann wohl auch der Hauptgrund für meine Entscheidung, Staffel fünf erst gar nicht anzufangen. Mit Jon Schnees Wahl zum Kommandanten der Wache und Doran Martells Eingreifen gab es schon mal mindestens zwei Punkte, bei denen ich mir sicher war, dass die Serie mich nur enttäuschen könnte. Dazu kommen dann noch Ereignisse wie das Auftauchen von Aegon Targaryen oder die (scheinbar) rituelle Ermordung von Jon Schnee. Und nach allem, was ich vom letzten Punkt aus der Serie weiß, war es (für mich) die bessere Entscheidung.
Insgesamt muss ich inzwischen echt sagen, dass es mir lieber wäre, GRR Martin würde GoT so behandeln wie Andrzej Sapkowski die Witcher-Reihe: Sie ist da, aber er hat damit nichts zu tun, um sich selbst davon nicht beeinflussen zu lassen. Ich habe die Angst, dass The Winds of Winter und A Dream of Spring wegen GoT schlechter werden, als sie ohne geworden wären.
Und das wars erst mal von mir. Jetzt würde mich interessieren, wie ihr dazu steht. Warum bevorzugt ihr die Bücher, egal ob ihr GoT noch schaut oder wie ich abgebrochen habt? Oder im Zweifel auch andersrum, warum zieht ihr die Serie den Büchern vor?