Django Unchained
Endlich habe ich diesen Tarantino-Streifen nachgeholt! Und ich muss schon sagen: der Film geht runter wie Öl. Scharfzüngige Dialoge, super Pacing, tolle Aufnahmen, ein starker Jamie Foxx (zum Glück wurde nicht Will Smith genommen) und ein großartiger Christoph Waltz.
"Django Unchained" ist eine wunderbare Hommage an die alten Western und durch die völlig überdrehte Gewaltdarstellung ist der Gewaltgrad überraschend erträglich. Gerade weil das Blut bei jedem Schuss gleich literweise fließt, distanziert sich der Film damit von der Realität. Trotzdem sind manche Szenen nicht völlig ohne und könnten sensibleren Gemütern den Spaß am Film verderben.
Der Anfang mit Christoph Waltz ist absolut fantastisch! Wie er seelenruhig die Leute abknallt und mit allen spricht, als wäre er auf einem Kaffeekränzchen - ich musste einfach grinsen! Auch Jamie Foxx macht seine Sache äußerst gut und man kauft ihm sowohl den fragilen Sklaven, als auch den unberechenbaren Anarchisten gänzlich ab.
Wobei man auch Leonardo DiCaprio nicht vergessen sollte. Meine Güte, was für ein mieses Schwein er hier spielt und wie überzeugend er dabei ist! Leo ist dabei so meisterhaft, dass jede seiner Bewegungen durchdacht ist. Mal zupft er nervös am Bart rum, mal blinzelt er extra viel und dann rastet er wie aus dem nichts völlig aus. An seine geniale Leistung in "The Wolf of Wall Street" kommt er zwar nicht ran, aber dieses Potential bietet die Rolle hier auch gar nicht. Egal, denn Leo ist in "Django Unchained" der heimliche Stargast.
Selbstverständlich kommt noch die herrliche Kameraarbeit dazu und bringt dem Zuschauer mit dem plötzlichen Schwenks und schnellen Zoom-Einstellungen klasse Oldschool-Feeling. Von den tollen Naturaufnahmen ganz zu schweigen. Und ja, auch der Soundtrack von Morricone ist der reinste Genuss!
Somit ist "Django Unchained" für mich ein unglaublich unterhaltsamer Film, der nur wenige Schwächen hat. Apropos Schwächen - ja, der Film zieht sich ab und an etwas und Herrn Tarantino hätte ich nicht vor der Kamera gebraucht. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Schließlich ist der Film toll und absolut sehenswert.
Captain America 2: The Return Of The First Avenger
So, jetzt mache ich mich mal wieder unbeliebt.
Meine Meinung zum ersten Teil könnt ihr oben ja lesen - für mich ein grauenhafter Film. Teil zwei soll nun aber alles besser machen und gilt sowohl unter Kritikern, als auch unter Fans als starker Superhelden-Film. Sehe ich das auch so? Nicht so wirklich.
Aber worum geht es überhaupt? Captain America hat durch die Ereignisse aus dem ersten Teil ein 70-Jahre-Schläfchen gehalten und wacht nun im modernen New York wieder auf. Und obwohl sich vieles verändert hat - eines ist leider gleich geblieben: die Menschen brauchen immer noch seine Hilfe, um Verbrecher-Banden zu bekämpfen. Doch dieses Mal scheint die Sache weitaus komplexer zu sein, denn auf einmal verhalten sich seine Kollegen merkwürdig, indem sie ihn stets subtil beobachten und sein Chef legt ebenfalls ambivalentes Verhalten an den Tag. Steve Rogers wird schnell klar, dass er niemandem mehr trauen kann. Alle haben ihn im Visier und dann taucht da auch noch der Winter Soldier auf.
Es stimmt, die Russo-Brüder liefern hier tolle Regiearbeit ab und machen damit den zweiten Teil viel interessanter als den ersten. Der ruhige Anfang des Films hat mir gut gefallen, da alles erstmal geerdet wirkt und man Anthony Mackie als einen guten Kollegen von Captain America kennenlernt. Auch die Action wirkt nun viel besser umgesetzt. Die Kämpfe fühlen sich roher an, die Gewalt druckvoller und die Effekte hübscher. Richtig stark wird es, wenn Captain America spürt, dass der Kampf gleich losgeht, der Film sich mit der Auseinandersetzung aber noch einige Sekunden zurückhält, um Spannung zu erzeugen.
Chris Evans ist wieder ein überzeugender Captain America und top in Form! Scarlett Johansson als Natascha Romanoff hat mich hingegen weniger überzeugt. Mal verzieht sie arrogant eine Schnute mit einem "I don't give a shit"-Blick, zwanzig Minuten später klammert sie sich ängstlich an Chris Evans. Samuel L. Jackson als Nick Fury ist im zweiten Captain America-Film leider auch nur Mittelmaß. Ja, er ist der harte, coole Chef mit Augenklappe. Leider zeigt er von sich im ganzen Film nichts anderes. Auch Robert Redford als Oberbösewicht ist nicht sehr überzeugend, da viel zu weich und lahm. Ich dachte, er wird so kaltblütig wie Philip Seymour Hoffman in Mission Impossible 3 auftreten, doch Pustekuchen.
Kommen wir zum Winter Soldier. Und das ist für mich der beste Teil des Films - jedes Mal, wenn er und Captain America sich einen Kampf liefern, sieht das super aus. Das liegt in erster Linie an dem bedachten, doch sehr brutalen Auftreten vom Winter Soldier. Er hat keine Angst vor Captain Americas Schild und kann mit seinem Metallarm Chris Evans ordentlich in die Mangel nehmen. Doch leider leider leider wird mir diese Figur im letzten Drittel des Films kaputtgemacht. Man erfährt die wahre Identität vom Winter Soldier und das war der Moment, wo ich mir dachte "Och, nee, wirklich?". Ab dem Moment war mir klar, worauf der Film hinauswill und jegliche Spannung war unglücklicherweise weg.
Und wenn ich jetzt schon mit dem Meckern anfange, dann richtig.
Ganz ehrlich, das, was man in diesem Film zu sehen bekommt und was der Film einen glauben lassen möchte - es ist doch alles großer Quatsch! Ja, ich weiß, dass dies hier ein Superhelden-Film ist, aber selbst innerhalb dieses Rahmens gibt es so viele Logikfehler! Fangen wir mir der Organisation "Hydra" an. Diese hat also überlebt und sich in eine neue Form der Bedrohung verwandelt - in eine alles überwachende Institution. Ihre Mitglieder flüstern sich alle paar Minuten "Heil, Hydra!" ins Ohr und tragen ein schmieriges Grinsen. Oh Mann, da war jemand wohl ganz kreativ...
Und was soll dieses Rambo-Auftreten von Nick Fury am Anfang? Da ballern etliche MGs auf sein Auto, er sagt dem Auto-Computer "Reparier dich!" und in zwei Minuten rast der Wagen davon, während Fury mit der Auto-MG lustig zurückballert. Äh, ja.
Ach, was brauchen wir hier über Schussgefechte zu reden. Das ist doch der reinste Kindergarten, wenn gefühlt 200 Soldaten auf Captain America schießen und ihn keine einzige Kugel trifft! Auch wenn sein Schild das Meiste abfedert - kann da kein Soldat zielen oder kommt auf die Idee auf die unbedeckten Beine zu feuern?
Im Übrigen werden am Ende plötzlich die Namen der Charaktere verändert, ohne dass der Zuschauer weiß, warum. So wird aus "Sam Wilson" einfach mal "Falcon" und "Natascha Romanoff" nennt man "Black Widow". Okay,...schätze ich mal?
Und beenden wir das Ganze hier einfach mal mit dem lustigen, kleinen Lichtschwert von Nick Fury. Mit diesem kann man jederzeit ein Loch in den Boden schneiden, um dadurch aus jeder Situation auf magische Weise zu entkommen. Als Captain America & Co. gefangen genommen werden, nutzen sie diesen kleinen Trick. Sie hocken in einem Transportwagen fest - vor und hinter ihnen jeweils mehrere andere Fahrzeuge des Feindes. Was machen sie also? Na, ist doch klar - mit dem Lichtschwert ein Loch in den Boden des Wagen schneiden und dadurch entkommen! Aber, aber - sehen all die Leute vor und hinter ihnen nichts? Oder hören die Metall-Platte des Wagens auf den Boden donnern? Ich meine, ist doch schon auffällig, wenn drei Erwachsene unten aus einem fahrenden Wagen plumpsen. Nee, das passt scho'!
Ich denke mal, dass ich an Marvel-Filme zu kritisch rangehe, aber ich kann kaum anders. Es ist jetzt nicht so, dass ich mit "Captain America 2" keinen Spaß hatte, aber solche Patzer hinterlassen bei mir schlicht einen bitteren Nachgeschmack. Warum wirkt vieles wie an den Haaren herbeigezogen? Warum all die Logik-Fehler? Kann man als Marvel keinen Superhelden-Film machen, der vielleicht wenig pompös daherkommt, aber dafür viel ehrlicher? Ich weiß es nicht.
Ja, der zweite Teil ist in allen Belangen besser als der erste "Captain America". Ist bei der Qualität des Erstlings aber auch keine große Leistung. Man kann diesen Film als Superhelden-Film oder Fan von Popcorn-Kino ganz gut sehen - das Gehirn sollte man dabei aber lieber mal wegpacken, sonst hört man alle paar Minuten, wie darin ein Affe im Kreis tanzt und die Zirkusmelodie trillert.