Auch wenn es schon eine Weile her ist, wollte ich hier doch noch mal etwas dazu beitragen:
Ich habe vor kurzem ein Praktikum in Zwickau(Sachsen) gemacht, kenne Magdeburg dank meiner Großeltern und durfte mir den Gößnitzer-Bahnhof anschauen. Natürlich ist alles was ich hier schreibe somit anekdotisch zu sehen, aber es zeigt sehr gut, warum viele "Ossis" so einen schlechten Blick auf die Regierung haben. Außerdem muss ich natürlich sagen, dass ich 95 geboren wurde also schon jemand bin der die DDR nicht im Geringsten erlebt hat, aber gerade das kann auch ein relativ interessanten Blickwinkel eröffnen.
Viele dieser Städte waren dereinst wichtige Wirtschaftszentren, gerade in Magdeburg zieht man immer noch die riesigen verfallenen Fabrikgebäude, die eben darauf hinweisen, wie groß diese Betriebe dereinst waren. All diese stehen quasi als große Mahnmale der Vereinigung in den Städten, wenn man dann auch immer hört und sieht wie die Jugend keine Arbeit findet und in den Westen geht, dann kommen einen die tollen Aussichten, die die Wiedervereinigung dereinst bieten sollte doch eher wie Märchen vor.
Aber auch das allgemeine Bild strahlt eben keinen guten Eindruck aus. Man kann sich wohl ein kleines Bild davon machen, wie es einer Stadt geht, indem man sich die Innenstädte anguckt. Und wenn man dort dann viele leerstehende Gebäude oder Gebäude die eine Sanierung dringend nötig hätten stehen, dann zeigt auch das den Verfall.
Aber auch kleinere Dinge tragen dazu bei, wie öffentliche Verkehrsmittelanbindung.
Gerade viele der Bahnhöfe zeigen ein klares Bild darüber wie sich die Lage geändert hat. Eine witzige Situation hatte ich in dem Fall in Gößnitz, wenn es nicht gleichzeitig etwas traurig wäre. Stolz präsentierte sich der Bahnhof als der mit dem längsten Bahnsteig in ganz Deutschland. Ja aber wie viele Züge fahren denn am längsten Bahnsteig Deutschlands? 4 pro Stunde, in den Abendstunden noch weniger. Und dieses Bild zeichnet sich auch in all den anderen Städten recht ähnlich ab. Riesige Bahnanlagen, die nicht mehr genutzt werden.
Und auch bei den Straßenbahnen wird es nicht besser. Ich empfand die Anbindung sowohl in Magdeburg als auch in Zwickau als dürftig (Bahnlinien zur Stoßzeit alle 15 Minuten abseits davon schnell weniger werdend bis ca. 1- 2 pro Stunde). Und meine Referenz, die für mich also die Normalität angibt ist Erfurt. Jemand aus den Ballungszentren wie Köln oder Berlin würde über so eine schlechte Anbindung lachen.
Sicher gibt es auch die positiven Beispiele, aber ich denke es zeigt recht gut, wie sich ein Gefühl des Abgehängt seins aufbaut. In einigen dieser Städte merkt man eben richtig: diese Stadt stirbt. Sie hat eine Größe erreicht die mit der aktuellen Wirtschaft nicht mehr haltbar ist und sie siecht so vor sich hin.