Captain America: Civil War
Da ist er, der hochgelobte dritte Captain America-Film! Neulich hatte ich die Gelegenheit mir den Film anzusehen und hier ist meine Meinung dazu.:
Also denn, worum geht es eigentlich in Civil War? Die Avengers sind mal wieder auf einer Mission und müssen in Lagos einen Schurken aufhalten, der hinter einer Bio-Waffe her ist. Das gelingt ihnen auch, doch kommt es dabei zu einem Unfall, bei dem einige Zivilisten sterben. Kurz daraufhin wird auf (ich zitiere Wikipedia) T'Chaka, den König des afrikanischen Staates Wakanda, ein Attentat verübt. Der Täter scheint tatsächlich niemand anderes, als der gute, alte Winter Soldier zu sein. Die Regierungen verschiedener Länder sind von all den Ereignissen nicht sonderlich begeistert, zumal sie die jüngsten Ereignisse aus den letzten Filmen noch nicht vollständig verarbeitet haben. Daher stellen die Vereinten Nationen einen Plan auf: entweder hören die Avengers mit ihrer Selbstjustiz auf und legen ihre Kräfte in die Hände der Regierungen oder sie werden wie Verbrecher behandelt und weggesperrt. Tony Stark findet diesen Plan vernünftig. Steve Rogers aka. Captain America ist aber strikt dagegen. Und schon ist die Kacke am dampfen!
Ich sag's mal so: Civil War ist der beste Captain America-Film. Aber ist es ein Captain America-Film? Tatsächlich wusste ich nicht, welchen Film ich gerade gesehen habe. Captain America 3? Avengers 3? Oder vielleicht einen Iron Man 4?
Civil War fehlt eine gewisse eigene Identität. Die Grenzen zwischen den einzelnen Franchises verschwimmen zusehends, sodass man am Ende eher das Gefühl hat, einen Marvel-Film gesehen zu haben als einen bestimmten Captain America-Teil. Das muss jetzt nichts über die Qualität des Films an sich aussagen, aber wäre ich als ein reiner Captain America-Fan da rein gegangen, wäre ich hinterher eher verwirrt, einen Avengers gesehen zu haben.
Aber jetzt wieder zu Civil War. Ich muss sagen, dass ich doch positiv überrascht bin. Captain America 1 fand ich furchtbar und auch Winter Soldier war für mich nicht das versprochene Meisterwerk (auch wenn deutlich besser als sein Vorgänger). Civil War baut auf den Stärken von Winter Soldier auf und geht zwei Schritte weiter. Erstens: es gibt einen interessanten Konflikt zwischen den Hauptprotagonisten und damit zwischen den Zuschauern. Man versteht Steve Rogers. Man versteht Tony Stark. Was also tun?
Zweitens: es gibt nicht mehr ganz so viel übertriebene Action. Es stürzen keine riesigen Alien-Raumschiffe auf die Erde und es werden keine Städte aus dem Erdboden gerissen und durch die Luft geschleudert. Das tut dem Film sehr gut, denn dadurch wirkt der Konflikt persönlicher und geerdeter.
Die Action gelingt den Russo-Brüdern dabei sehr gut. Sie hat genug Punch und ist wieder mal lupenrein durchchoreographiert. Auch die Musikuntermalung weiß in den meisten Fällen zu überzeugen, sodass Civil War audiovisuell in den meisten Fällen überzeugt. Lediglich bei den Spezialeffekten bin ich unschlüssig - manche sehen klasse aus, andere sind direkt aus der CGI-Hölle.
Eine weitere Stärke von Civil War ist das gelungene Pacing. Man hat stets eine gute Balance aus Action und ruhigen Momenten, sodass sich der Film, trotz einer Laufzeit von über zwei Stunden, sehr angenehm schauen lässt. Des Weiteren bekommt kein Hauptcharakter zu wenig Screen-Time und die ganze Superhelden-Runde fühlt sich sehr ausbalanciert an.
Hervorheben möchte ich: Robert Downey Junior, der mit deutlich mehr Herz bei der Sache ist als in seinen letzten Marvel-Filmen. Chris Evans, der weiterhin einen sehr ordentlichen Moralische Instanz-Captain America spielt. Sebastian Stan, der stets einen bulligen und bedrohlichen Winter Soldier von sich gibt. Elizabeth Olsen, die einfach eine sehr hübsche Frau ist *g*. Und Tom Holland, der einen frischen und unterhaltsamen Spider-Man verkörpert.
Kritik gibt es leider trotzdem nicht zu wenig und das fängt schon bei der Geschichte an. Ich habe nicht so recht verstanden, warum die Vereinten Nationen aus den Kollateralschäden so einen riesigen Aufruhr gemacht haben. Ich meine: hätten die Avengers lieber zulassen sollen, dass die Welt von Aliens überrannt wird? Oder hätten sie Sokovia lieber in der Luft explodieren lassen sollen? Fakt ist, dass die Avengers an all den Katastrophen keine Schuld tragen und stets das geringste Übel gewählt haben. Wozu ihnen also drohen? Andersrum hätten sie den Vereinten Nationen drohen können, indem sie die Däumchen drehen, während die Hydra-Typen die Weltherrschaft an sich reißen. Damit ist der Konflikt für mich nur halbgar und nicht allzu logisch. Aber was soll's.
Weiterhin fand ich das Kräftemessen am Leipziger Flughafen etwas fragwürdig. Die Action hat zwar Spaß gemacht, aber ich habe mich ständig gefragt, was Hawkeye und Black Widow da verloren haben. Ich meine, die haben beide keinerlei bemerkenswerte Superkräfte und stinken gegen einen Iron Man, Vision, Captain America oder War Machine total ab. Fragt sich also, weshalb sie überhaupt mitkämpfen, wenn sie theoretisch durch eine einzige Kugel getötet werden können. Lieber nicht hinterfragen.
Und wenn wir schon beim Käftemessen sind. Wo sind nochmal Hulk und Thor abgeblieben? Hmm, naja, nicht da eben. ¯\_(ツ)_/¯Dafür bekommen wir Black Panther, Ant-Man und Spider-Man. Ersterer ist völlig belanglos und ich frage mich, ob da ernsthaft ein Standalone-Film kommen soll. Ant-Man ist eben Ant-Man. Und bei Spider-Man bin ich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite hat mir Tom Hollands frische Art gut gefallen und er ist um ein Vielfaches angenehmer als Andrew Garfield. Auf der anderen Seite wirkte Spider-Man wie das kleine Spielzeug von Iron Man. Neben all den anderen Avengers war er wie ein halbes Hemd, das sich durch die Gegend schwingen kann. Ach ja, Daniel Brühl sollte man vielleicht auch erwähnen. Als Bösewicht war er "okay". Kann man machen, aber im Grunde ist Civil War ein Film, der keinen Extra-Bösewichten gebraucht hätte.
Und mein letzter Kritikpunkt geht an Marvel, denn Civil War ist ein typischer Marvel-Film. Soll heißen: er fühlt sich genau so an wie all die anderen Marvel-Filme davor. Damit hat man das Gefühl, den selben leckeren Burger zu essen, den man aber schon zweihundert Mal gegessen hat. Er schmeckt, aber man hat sich an den Geschmack bereits so gewöhnt, dass man nur noch abwesend vor sich hin kaut. Auf den Film übertragen bedeutet es: trotz Konflikte gibt es keine größeren Konsequenzen, die Gewalt hält sich in Grenzen, die Dramatik wirkt aufgesetzt und anstatt einer Handschrift der Regisseure, trägt der Film eine "Marvel-Maschinerie"-Signatur.
Was bleibt also übrig? Ein guter Superhelden-Actionfilm, der allem voran Marvel-Fans gefallen wird. Es ist eindeutig der beste Captain America-Film, der zweitbeste Iron Man-Film und ebenso der zweitbeste Avengers-Film. Im Grunde ist es aber egal, denn als Marvel-Film weiß Civil War glücklicherweise zu überzeugen! Ich kann den Film empfehlen, auch wenn ich hoffe, dass Marvel den Regisseuren in Zukunft mehr Freiheit beim Abweichen vom vertrauten Muster lässt. Civil War macht Spaß - könnte aber spaßiger sein!