@Steph
Sachsen die Schuld für den großen Gewinn der AfD zu geben ist quatsch.
Was ich aber nicht verstehe, wo dieses harte Ost-West Denken herkommt.
Ich bin selber im Norden Deutschlands aufgewachsen und wohne momentan im westlichen Teil.
Gegenüber dem Osten habe ich nie mehr als einen Scherz gehört, viel mehr habe ich das Gefühl das hier
Deutschland als ein Land gesehen wird.
Aber gerade gestern im Fernsehen und im Internet habe ich die Stimmen über "die Arroganz der Wessis" gehört und wunder mich wo das herkommt.
Der Mauerfall war vor fast 30 Jahren und ich gehe davon mal aus, dass du jünger bist. Du hast daher nicht die DDR miterlebt?
Ich möchte dich nicht angreifen, ich möchte verstehen wo diese signifikanten Vorurteile herkommen.
Ist im Osten das Leben so viel schlechter?
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Ich bin 86er Baujahr, im Grunde aber eher ein "Wendekind". Die DDR kenne ich vor allem aus Erzählungen und spürbaren Nachwirkungen, "Dank" der Kohl-Ära. Es gibt etliche Menschen, die diese Mauer schon gar nicht mehr im Kopf haben - meine Generation Ü30 möchte ich da allerdings noch nicht komplett von ausschließen.
In der Ost-Provinz ist das Leben sicherlich nicht schlechter, als in einer Kleinstadt in NRW. Die Diskussion was Gehaltsunterschiede angeht, will ich jetzt hier allerdings nicht aufmachen. Nur so viel, bei der gleichen Arbeit und trotz höheren Ausgaben in Hamburg, bleibt für mich am Ende des Monats mehr übrig als dies noch in Sachsen der Fall war.
Ich glaube aber tatsächlich, dass sich bestimmte Bevölkerungsgruppen im Osten mehr missverstanden fühlen, als das im Westen der Fall ist. Statt dass die Politik auf die Menschen in einer gewissen Art und Weise zu geht, werden diese auch einfach mal als "Pack" bezeichnet. Wir alle Wissen natürlich, wem Gabriel damals gemeint hat. Problem allerdings, es haben sich auch beispielsweise meine Schwiegereltern angesprochen gefühlt (Medien sei Dank). Man kann sich die Diskussionen gar nicht vorstellen, die daraus enstehen können. Da schwingt dann (leider) schnell die Tendenz mit, nun doch die AfD zu wählen. Ein "Protest" der vielen wirksamer erscheint, als sein Kreuz bei den "Grauen Panther" zu machen.
Zusätzlich schaffen es bestimmte Parteien im Osten besser mit den Ängsten der Wähler zu spielen. Der Großteil der Wähler "scheut" einfach Ausländer. In der DDR gab es zwar ebenfalls Gastarbeiter, aber fast niemand hatte Mitschüler oder Kommilitonen aus anderen Ländern in seiner Klasse oder dem Studium gehabt. Meine Klasse selbst bestand aus 32 Schülern, nicht einer davon mit Integrationshintergrund. Wenn eine Stadt wie Hamburg dann 100.000 Flüchtlinge aufnimmt, fällt das kaum auf. Nimmt eine Stadt wie Plauen ein paar 1000 auf, verändert sich das Stadtbild merklich - das macht den Leuten (leider) Angst. Ich selbst bin dann sicherlich auch Teil des Problems, aufgrund meiner "Abwanderung" nach Hamburg. Meine Stimme habe ich dann natürlich auch nicht mehr in Sachsen abgegeben, sondern hier in Hamburg.
Man könnte jetzt noch so viele Faktoren nennen und diese besprechen, aber das würde den Rahmen wohl zu sehr sprengen.
Für mich sind das alles keine Faktoren um mein Kreuz bei der AfD zu machen - ich halte diverse Scherze jedoch für wenig konstruktiv in diesem Zusammenhang.
Ich weiß nicht, ob dir der Beitrag irgendwie weiterhilft oder es halbwegs umreist, worauf ich überhaupt hinaus will. Falls nicht, kannst du auch gerne nochmal konkreter Nachbohren
//Nachtrag: Zu dem Thema möchte ich mal kurz den Herr Gysi verlinken. Bei 11:20 wird's interessant (weiß nicht ob der Timestep fkt. hat)^^