La La Land
Nach dem erfolgreichen Musikfilmdrama "Whiplash" setzt nun Regisseur Damien Chazelle sein Herzensprojekt um: eine Geschichte über das unaufhörliche Träumen und die Konfrontation mit der harten Realität. Und ein Musical eignet sich seiner Meinung nach hervorragend dazu, dieses Konzept audiovisuell umzusetzen. Findet wir heraus, ob ihm das gelingt oder ob all die Lobeshymnen auf diesen Film maßlose Übertreibungen sind!
Sebastian (Ryan Gosling) schwärmt für den Jazz und würde am liebsten jeden Abend in die Klaviertasten hauen und darauf virtuose Kunststücke vollführend, während er von Saxophon, Trompete und Schlagzeug begleitet wird. Doch leider will niemand ihn komplexe und schweißtreibende Klavierstücke spielen hören und so bekommt er nur Mini-Jobs, bei denen er nur alte Kamellen wie "Jingle Bells" oder seelenlose Electro-Musik spielen darf. Das frustriert ihn zutiefst und so lebt er in seiner eigenen kleinen Jazz-Traumwelt. Auch Mia Dolan (Emma Stone) träumt von einer großen Schauspielkarriere, aber jedes weitere Casting ist für sie wie eine peinliche Schelle in der Öffentlichkeit. Dutzende Abweisungen drängen sie an den Verkaufstresen in einem Café, von dem aus sie das glamouröse Hollywood wie einen unantastbaren Edelstein betrachtet. Wie es das Schicksal so will, laufen sich beide Träumer schon bald über den Weg und verlieren sich in all den Höhen und Tiefen der Liebe.
Falls das jetzt sehr kitschig klingt, keine Sorge! "La La Land" ist kein typisches Musical, das vor Zuckerglasur nur so trieft. Sebastians und Mias Geschichte ist wirklich feinfühlig, süß, locker, gewitzt und ergreifend erzählt. Was Damien Chazelle hier macht, ist nicht nur eine Hommage an die ganz alten Musicals und den Jazz, sondern auch ein Plädoyer an das Träumen, die Liebe und die Realität, die meistens fern von jeglichem Kitsch ist. Die Geschichte dieses Liebespaares verläuft nicht unbedingt so, wie man zunächst erwarten würde und das ist ein dickes Plus für "La La Land"!
Ryan Gosling und Emma Stona sind übrigens die perfekte Besetzung für diesen Film. Beide harmonieren umheimlich gut miteinander und schaffen es mühelos, den Zweistünder mit Gesang und Tanz vorbeischnellen zu lassen. Wenn man die beiden sieht, formt man den Mund fast automatisch zu einem Lächeln und genießt die großartigen Dialoge und die stimmigen Musiknummern. Zudem schafft es "La La Land", dass man sich in beide Protagonisten bereits nach kurzer Zeit leicht verliebt und sich in deren Geschichte selbst emotional hineintanzt.
Ein weiteres Lob geht an die Kostüme, den Schnitt, die Kamera und die Bilder. Machen wir es kurz: das alles ist unverschämt gut gemacht. Der Film hat übrigens auch ein wunderbares Pacing und zeigt es anderen Hollywood-Blockbustern spielerisch, dass man keine 200 Millionen braucht, um den Zuschauer zu begeistern.
Die Musik in "La La Land" ist absolut einprägsam und griffig - catchy! Sofern man sich auch nur ein bisschen darauf einlassen und damit Spaß haben kann, wird man sich den Soundtrack danach sofort kaufen oder auf Spotify holen. Im Zentrum des Films steht das Lied "City of Stars" und wird in mehreren verschiedenen Versionen vorgetragen. Wirkt es am Anfang noch etwas kitschig, ist es am Ende des Films eine emotionale Achterbahnfahrt. Tatsächlich hat "La La Land" gegen Ende einen emotional so starken Moment, dass es einem das Herz in der Brust zusammenquetscht.
Zwei negative Bemerkungen muss ich aber noch schnell machen. Die ersten zehn Minuten des Films sind leider etwas misslungen, da sie den Eindruck vermitteln, dass der Film tatsächlich ein typisches Musical mit Friede, Freude, Eierkuchen-Stimmung ist. Wäre er auch die nächste Stunde so verlaufen, hätte ich eine sehr unangenehme Kinoerfahrung gemacht, aber zum Glück fängt er sich schnell und wird deutlich feinfühliger. Der zweite Kritikpunkt geht an ein, zwei Stellen im Film, die mir etwas zu viel des Guten waren. "La La Land" schlittert zwar meistens problemlos an der Grenze zum Kitsch vorbei, kippt aber in den besagten ein, zwei Stellen volle Kanne rein. Weniger wäre hier mehr gewesen, aber das fällt am Ende nicht mehr weiter schlimm auf.
Damit kann ich für diesen Film eine große Empfehlung aussprechen! Schaut ihn euch im Kino an, denn da gewinnt er nochmal an Effekt, wenn das ganze Kino verstummt, lacht oder sich von der Musik mitreißen lässt. Wer mit Musicals so gar nichts anfangen kann, sollte sich womöglich zunächst den Trailer ansehen, aber auch ich bin kein Musical-Fan und der Film hat mich wunderbar unterhalten. "La La Land" ist in der Tat ein Herzensprojekt, da hat Damien Chazelle recht. Nehmt euren Partner oder eure Freunde an der Hand und geht in diesen Film! Wenn er am Ende für euch doch nichts war, dann habt ihr zumindest das Gegenteil von seelenlosen Blockbustern unterstützt!
Und zum Schluss noch ein Lied: