Ich habe vor kurzem Transparent (bis jetzt) abgeschlossen. Dabei handelt es sich um eine Amazon Studio Komödie und Drama mit mittlerweile drei Staffeln.
Die Serie dreht sich um die jüdische Familie Pfefferman der Gegenwart - mit Rückblenden in verschiedene Jahre des 20ten Jahrhunderts ab 1933. Die ohnehin schon etwas chaotischen Familienverhältnisse werden auf den Kopf gestellt, als der ende 60 jährigen Vater sein Comingout als transsexuelle Frau hat. (Obacht, daher der Serientitel: Transparent.) In der Folge behandelt die Serie zum einen Themen wie das alltägliche Leben von Transsexuellen, Homosexuellen und Transvestiten, darunter das erwartbare wie der Umgang mit Intoleranz von Fremden, aber auch von Familie und Bekannten. Sie gibt allerdings auch Einblicke in die Dynamik der LGBT-Szene und erstaunlicherweise auch in jüdische Traditionen und Bräuche.
Leider will die Serie trotz der interessanten Ausgangslage unterhalten. Und das erreicht sie vor allem durch die größtenteils explizite Darstellung der total irrationalen und überzeichneten Sexualleben der kompletten Familie Pfefferman. Das schließt die drei Kinder, die Mutter und den Vater ein. Das ist in der ersten Staffel noch ziemlich spannend, da man die Charaktere kennen lernen möchte und das gesamte Konzept frisch und neu wirkt, ab der zweiten Staffel merkt man jedoch, dass es nicht viel mehr sind als gezwungen provokant dargestellte Beziehungsdramen - nur ausnahmsweise in der LGBT-Szene.
Die zweite Staffel entwickelt sich leider überhaupt nicht weiter und rennt tatsächlich nur von einer Beziehungs- und Lebenskrise zur nächsten. Da ist es wirklich erfrischend, als in der dritten Staffel mit Rückblenden in die 30er, 50er und 90er Jahre in aller Ausführlichkeit die Kindheit und Jugend des damals schon seiner Transsexualität bewussten Vaters gezeigt wird.
Ich kann die erste Staffel wirklich nur jedem empfehlen, der sich ein bisschen für die LGBT-Szene interessiert. Natürlich ist es keine Dokumentation, sondern eine Unterhaltungsserie. Insofern muss die realistische Darstellung der Szene kritisch hinterfragt werden. Dennoch sollte sich jeder die Serie ansehen, der die Probleme von transsexuellen Personen oder generell Personen, die eine von der heteronorm abweichende Sexualität haben oder derer nicht sicher sind, nicht nachvollziehen kann oder sich derer nicht bewusst ist.