@meisterlampe_1989 Das mag sein und halte den Kinogang auch dann immer noch in meinem Leben für ein Event, wenn ich 4 Mal im Monat dort Filme schaue, nur glaubst du nicht, dass diese Menschen nicht auch Spaß an qualitativ höherwertigen Filmproduktionen hätten?
Was ist denn mit "qualitativ höherwertig" gemeint? Das muss nicht immer gleich Arthouse bedeuten. Ich gucke mir Filme wie "Das weiße Band" genauso gerne an wie "American Pie" (die ersten drei und den letzten mit der Original-Besetzung, nicht der Direct-To-DVD Schund).
Das eine ist ein Sittengemälde der Landbevölkerung in Zeiten der Weimarer Republik in Deutschland und wie aus konservativ-religiös geprägten illiberalen Gesellschatfskonstrukten Faschismus entsteht und bei dem anderen kacken Leute in Kühlboxen um Streiche zu spielen. Ich kann mir beides angucken und beides spricht mich auf sehr unterschiedliche Weisen an, aber es spricht mich an.
Wenn ich mit Leuten rede, die sich nicht für Filmkunst interessieren, kommt schnell der Vorwurf, dass man prätentiös sei und sich nur Artsy-Fartsy Kunstfilme anschaut, bei denen am Ende das Gehirn qualmt. Aber es gibt ein Spektrum.
Es gibt absoluten Müll, der auf den Scheiterhaufen gehört. "Scripted-Reality" im Nachmittagsprogramm z.B.. Da finde ich einen anmaßenden Ton, wie den von Robin im Transformers-Video, angebracht. Das ist aktive Verdummung. Wer das schaut ist dumm oder der wird dumm, selbst wenn er es nur "ironisch" schaut. Das ist handwerklich auf billigste Art und Weise produziert und die Dialoge könnten von einem Schimpansen geschrieben worden sein. Und damit trete ich dem Schimpansen noch zu nahe. Es ist unterirdisch gespielt und die "Geschichten" sind immer gleich blöd.
Dann gibt es den zwar dummen, aber doch eher harmlosen Mist. Das ist sowas wie "K11" oder "Lenßen&Partner". Oder die Rosamunde Pilcher-Filme in der ARD oder "GZSZ". Oder Kinofilme wie "Bierfest" oder "Die Sieben Zwerge - Männer allein im Wald." Das ist schon etwas professioneller produziert und zumindest die Hauptdarsteller können etwas schauspielern. Die Plots und Dialoge sind aber immer noch totale Banane.
Das würde ich mir niemals angucken, aber ich bin bereits da der Meinung, dass man nicht über Leute urteilen sollte, die sich das anschauen.
Dann käme in meiner (nicht ganz wissenschaftlichen ) Abhandlung der solide Kinofilm. Also Sachen wie z.B. eben American Pie oder andere Komödien. Aber auch Horrorfilme wie "The Conjuring". Aber auch sowas wie "Collateral" oder "Terminal". Das Budget ist nicht das größte, aber es ist handwerklich gut gemacht. Der Kameramann weiß, was er macht. Der Cutter weiß, was er macht. Die Schauspieler sind gut. Der Drehbuchautor hat gelernt, was er tut.
Da steige ich schon ein. Wenn etwas Charme hat, bin ich schnell dabei. Da muss es gar nicht groß krachen oder der Gehirnschmalz massiert werden.
Dann kommt der Hollywood-Blockbuster. "Avengers", "Transformers", "Fast and The Furious". Es gilt alles, was auch für den soliden Film gilt, aber hier hatte man richtig Geld und es fliegt einen alles um die Ohren. Hier bin ich weit wählerischer als bei den soliden Filmen, weil ich mit der Formel "Style over Substance" so gar nichts anfangen kann. Meiner Meinung nach, muss man, wenn man schon auf Getöse setzt, wenigstens ein bisschen auf die Story und Dialoge achtet. Das schafft z.B. Avengers bzw. die Marvel-Filme, deswegen gucke ich die sehr gerne. Transformers schafft das nicht. Aber wie oben geschrieben, ich habe Verständnis dafür, wenn Leute nur Getöse haben wollen.
Es gibt auch intelligente Blockbuster. Die sind sehr selten. Christopher Nolan kann das z.B.. oder Dennis Villneuve. Mehr fallen mir nicht ein und man könnte darüber streiten, ob die Filme von Villneuve "Blockbuster" sind.
Und dann gibt es noch die Arthouse & Indie-Filme. Da ist zwar wenig Geld vorhanden, aber dafür geht es inhaltlich richtig ab. "Moon", "Ex Machina", "Das weiße Band" etc.. Filme von Stanley Kubrick, Michael Haneke , Lars von Trier, David Lynch usw..
Arthouse oder Indie bedeutet auch nicht gleich, dass es gut sein muss. Ich habe da schon so viel verkopften Scheiß gesehen, der keine Aussage hatte.
Was ich damit aufzeigen wollte: Es gibt für jedes Interesse und jede Stimmung in der man sich befindet Filme. Und ich finde keiner kann sich über den anderen Stellen, wenn es darum geht, welche Filme oder Serien er sich anschaut oder welche Videospiele er spielt. Weil der Grund dafür, warum derjenige dies oder das konsumiert sehr komplex sein kann. Und daraus Schlüsse über den Charakter der Person zu ziehen, ist noch vermessener.
Wenn man American Pie guckt ist man nicht automatisch dumm, weil man über Furzhumor lachen kann. Man ist auch nicht automatisch ein Intellektueller, wenn man "Das weiße Band" schaut und man ist nicht der Mörder der Filmkunst, wenn man sich mit seinen Freunden Transformers anschaut.