The Last of Us

  • Hi liebe Hooked Community

    ich bin neu hier und mir liegt was auf dem Herzen. Ich hab jetzt vor kurzem endlich mal The Last of Us nachgeholt und bin semi begeistert. Und nach meiner Kritik Recherche im Netz war ich noch mehr irritiert, da ich offenbar der einzige Mensch bin, der Last of Us nicht für das riesen Meisterwerk hält, für das es alle loben und preisen..

    Habe ich das Spiel zu spät nachgeholt? Ist es so schlecht gealtert? Oder hab ich es falsch gespielt? Bin ich blind und taub?

    Die Story und die Charaktere wurden damals so gepriesen aber ich hab das als nicht so grandios empfunden. Zombie Szenario: Man muss das Rad nicht immer neu erfinden und meiner Meinung nach ist es auch okay Klischee-Geschichten oder Tropes zu schreiben und nutzen, aber wieso wurde das ganze dann so gehyped? Diese Sache mit dem Pilz ist halt aus Charakterdesign Sicht extrem cool und auch so sicher interessanter als "normale" Zombies.. sehe nur deshalb trotzdem keinen riesigen Mehrwert. Charaktere: Mann verliert Tochter, trifft Mädchen im etwa gleichen Alter und muss mit ihr klarkommen... Was ist daran so besonders? Deren Interaktion ist ja auch eher "frustrierter alter Mann reagiert meistens aggressiv auf rebellisches Teenager Mädchen, das Grenzen nicht kennt und zum Teil auch nicht akzeptiert". Also auch vorhersehbar.

    Joel braucht wegen verstorbener Tochter ewig, bis er sich auf sie einlassen kann und killt dann sogar ne Gruppe, die nach einem Impfstoff forscht, weil er sich (ziemlich egoistisch wie ich finde) nicht von ihr trennen will/kann, weil die Assoziation zur verstorbenen Tochter so groß ist? Ellies Kommentare während der Kämpfe brauchen zu viel suspension of disbelief wegen ihrer Unsichtbarkeit Gegnern gegenüber.. Auch hier wieder: ich habe kein Problem damit, eine solche Story mit Klischee-Charakteren präsentiert zu bekommen, eher damit, wenn alle Welt dieses Spiel für ihre Story und Charaktere liebt und hochhält und am Ende sind es doch nur ganz normale Klischees und nichts hervorragendes. Liegt es daran, weil ich exakt wusste, dass sie zu Beginn diese Sache mit seiner Tochter aufziehen würden/mussten, weil Ellie später ins Spiel kommen würde? Ich hab mich über die Jahre hinweg nicht mit dem Spiel beschäftigt und wusste nichts von Sarah(bzw den gesamten Beginn des Spiels), aber in der Sekunde als ich sie gesehen habe war mir klar, was sie damit bezwecken wollen. Das hat deshalb so null bei mir gezündet. Und dann mit Tress.. es war doch total vorhersehbar, dass sie sterben würde. Wie so vieles, oder? Wir rennen von einem Punkt zum nächsten, der entweder wieder verlassen ist, belagert von Gegnern oder niemand mehr ist am leben und erleben dabei ein repetitives Gameplay...

    Ellie und Joel waren schon cool, klar, aber nichts von dem, was ich da erlebt habe, hat mich dermaßen vom Hocker gehauen. Wenn ich an das Spiel und/oder an meine Sessions mit dem Spiel denke regt sich da emotional rein gar nichts. Mich hat das Ganze nicht wirklich mitgenommen, auch die Sache mit Herny und Sam zum Beispiel nicht, weil auch da wieder relativ schnell klar war, dass entweder einer der beiden sterben wird oder man sie sonst wie verlieren würde.

    Wie fandet ihr das Spiel damals? Bin ich völlig bescheuert? :D

    Im Übrigen soll das absolut kein Hate sein. Ich will nur verstehen, was ich scheinbar so extrem anders wahrnehme. Ich saß nie mit einem Cringe da oder hab mich geschämt oder sowas, auch das bitte nicht falsch verstehen. Ich konnte das Spiel genießen, aber halte es schlichtweg nicht für so unfassbar großartig, wie es die Leute im Internet tun und das lässt einen ja schon fragen: Was hab ich anders gemacht, gesehen?

    Von daher gerne bitte ehrliche Einschätzungen und Meinungen und Hinweise auf das, was ich eventuell übersehen haben könnte.. aber bitte zerreißt mich nicht nur weil ich das Spiel nicht so gut fand. Ich zerreiße ja niemanden von denen, die es gut fanden, ich würde sogar gerne ihre Argumente verstehen. :)

    Die Suchleiste habe ich übrigens auch bedient, habe aber keinen Thread zum Thema Last of Us finden können, also entschuldigt bitte falls das irgendwo mal zum Thema gemacht wurde.

    Danke und liebe Grüße

    Finnschy

  • Ich kann dich ein Stück weit beruhigen - mir ging es in vielen Punkten genauso.

    Was Dialog, Grafik und Iszenierung angeht, ist Naughty Dog sicher über jeden Zweifel erhaben. Emotional wollte es bei mir aber auch nicht klicken.

    Joels Tochter und ihre Beziehung ist wirklich auf den Punkt perfekt dargestellt. Wie sie dann auch ängstlich durchs Haus streift ist super gemacht. Und doch weiß ich eben auch, dass sie nur dead meat ist, um die Beziehung mit Ellie vorzubereiten und bin emotional direkt außen vor. Man wartet nur auf das unvermeidliche, und wenn es dann kommt, ist es auch so eine alt bekannte Inszenierung, dass ich tatsächlich mehr mit den Augen rollen musste, während andere sich die Augen ausheulten.

    Auch was die anderen Charaktere angeht, die du genannt hat - die sind halt da, und dann irgendwie halt wieder weg. Wirkten auf mich immer merkwürdig unauserzählt und austauschbar.

    Am Ende dann auch noch der Pädo-Kannibale - Klischee, ich hör dir trapsen.

    Dass Joel später riot geht, seh ich etwas zwiegespalten. Man könnte das auch als Stilmittel sehen, bewusst den Spieler dazu zu zwingen, etwas zu tun, was man nicht möchte. Kann man sicher auf verschiedene Arten drüber streiten.

    Eine Sache, die mir auch total hängen geblieben ist: In den Gebäuden sind Bereiche, wo du nicht hinsollst, immer versperrt, in dem in den Gängen Aktenschränke etc drapiert worden sind. Immer. Jedes Mal. Überall. Ist auch so dieses rausreißende aus der Welt, was du mit Ellies Unsichtbarkeit hattest.

    Und so beginnen die Mühlen des Schicksals zu mahlen - für Menschen, Dämonen und die Männer, die beides sind.

  • Ja stimmt die Sache mit den Gebäuden.. Zumal man im Verlauf des Spiels einiges auch wegräumt aber ein Schreibtisch und ein paar Bretter sind dann zu schwer? Okay.

    Ich find es interessant wie dieses Spiel so gefeiert wurde.. und ich bin gespannt wie Part Two wird. Danke dir auf jeden Fall für deine Antwort und auch danke dafür, dass ich mich nicht völlig allein mit meiner Wahrnehmung fühlen muss :D Wirst du den zweiten Teil spielen?

  • Ob ich's selbst spielen werde, weiß ich tatsächlich noch nicht. Auf jeden Fall aber angucken, denn wie eingangs erwähnt: Grundsätzlich sind sie, was Inszenierung angeht, ganz oben dabei!

    Es gibt so Titel für mich, die sind mehr "fun to watch" statt "fun to play". ;D

    Und so beginnen die Mühlen des Schicksals zu mahlen - für Menschen, Dämonen und die Männer, die beides sind.

  • Ich habe The Last of Us damals als Let's Play gesehen, wie sich das Spiel angefühlt hat, kann ich also nicht beurteilen. Ich war aber ziemlich begeistert. Es war - selbst nur beim Zuschauen - ein extrem intensives Erlebnis. Zum einen dank der toll geschriebenen Dialoge, die die Beziehung zwischen Joel und Ellie so real wirken lassen. Ich habe daher sehr mit den Charakteren mitgefiebert. Zum anderen aufgrund der Spielwelt, die mich total in ihren Bann gezogen hatte. Natürlich auch mit ihrer Brutalität, aber vor allem wegen ihrer (schaurigen) Schönheit. Die starke Linearität ist selbst mir ab und an aufgefallen, hat mich aber entsprechend wenig gestört, da ich es nicht selbst gespielt habe. Mit dieser Linearität konnten sich Naughty Dog ihre fantastische Inszenierung erkaufen.


    Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das Spiel heute weniger beeindruckend wirkt. Sowohl von der Erzählweise, als auch vom Gameplay her, ist es unverkennbar ein Kind seiner Zeit. Logischerweise können die großen AAA-Titel, die einen nicht unerheblichen Teil ihrer Faszination aus der Technik ziehen, fünf Jahre später nicht mehr so gut funktionieren wie ein in seiner Präsentation zeitloseres Spiel. Ich habe vor kurzem versucht, DmC auf der PS3 nachzuholen (ebenfalls von 2013), aber die Texturen sehen eher aus wie von 2005 und das Kantenflimmern birgt hohe Augenkrebs-Gefahr. Es war so schlimm, dass ich relativ schnell die Lust verloren habe.

  • Mmm, I beg to differ. Meine Impressionen stammen auch aus der Zeit der Veröffentlichung. Was an ihrer Erzählung hinkt, hat nichts mit schlecht gealtert zu tun; das hat damals schon nicht funktioniert.

    Vielleicht ist es auch ein wenig so wie bei Detroit. Wer sich zuvor kaum mit dem Thema beschäftigt hat, wird sicher Denkanstöße finden. Alle anderen sehen nur die ausgelutschten Tropes.

    Also Matschtexturen und Kantenflimmern ist so das letzte, was mir zu DmC einfallen würde, wenn mich da jemand fragen würde. Das Spiel hat gaaanz andere Probleme, an denen ich zuerst vorbei müsste. ;P Da helfen auch 23 Seiten Change-Log für die Def. Edition eher wenig.

    Aber ein Spiel nur wegen veralteter Grafik ausmachen? Das würde mir normal nicht einfallen.

    Und so beginnen die Mühlen des Schicksals zu mahlen - für Menschen, Dämonen und die Männer, die beides sind.

  • Mmm, I beg to differ. Meine Impressionen stammen auch aus der Zeit der Veröffentlichung. Was an ihrer Erzählung hinkt, hat nichts mit schlecht gealtert zu tun; das hat damals schon nicht funktioniert.

    Dazu kann ich im Detail keine Stellung beziehen, denn dafür habe ich es nicht mehr gut genug im Gedächtnis. Aber natürlich spielt die persönliche literarische Kompetenz und Erfahrung dabei eine wichtige Rolle.

    Aber eben auch, wie gut ein Spiel (/sonstiges erzählendes Werk) etwaige Lücken/abgenutze Klischees/sonstige Probleme überdecken kann. Das ist The Last of Us in meiner Erinnerung sehr gut gelungen.


    Aber ein Spiel nur wegen veralteter Grafik ausmachen? Das würde mir normal nicht einfallen.

    Ich würde nicht sagen, dass es an veralteter Grafik liegt, eher an veralteter Technik. Das Kantenflimmern stört mich wirklich extrem, zumindest bilde ich mir ein, dass es sogar physisch unangenehm ist. Neben meiner Unfähigkeit, Shooter mit dem Controller zu spielen, hat mir das damals schon GTA V erheblich vermiest. Bei DmC kommt noch hinzu, dass die Texturen wie erwähnt matschig sind und das Spiel sowieso sehr dunkel ist. Das alles führt dazu, dass ich tatsächlich Probleme habe zu erkennen, was auf dem Bildschirm passiert und meine Augen sofort müde werden.


    Ich habe grundsätzlich kein Problem mit veralteter Grafik, ganz im Gegenteil, aber die ganzen Titel aus den letzten Jahren der PS3, die eigentlich schon zu anspruchsvoll für die Konsole waren, kann ich heute in der Originalfassung kaum noch spielen. Das ist tatsächlich der einzige Grund, warum ich das Spiel abgebrochen habe, spielerisch hat mir DmC diese drei, vier Stunden sehr viel Spaß gemacht (ohne irgendeine Vorerfahrung mit der Serie zu haben). Aber das ist vielleicht der falsche Thread, um dieses Spiel zu diskutieren. :D