Die RPG-Nemesis: Dark Souls

  • Dark Souls. Meine persönliche RPG-Nemesis. Ich bin Elder Scrolls Fanboy seit fast 10 Jahren. In Sachen Lore kann kein Fantasy-Universum dem Aurbis auch nur das Wasser reichen. Auch kein Dark Souls. Doch für die meisten Spieler geht es ums Gameplay und da wird Elder Scrolls spätestens seit Skyrim belächelt, teilweise auch zurecht. Es kommt ja auch immer darauf an, was man in den Spielen macht. Für mich war in Skyrim das Kämpfen nie der Mittelpunkt. Ich simulierte dort ein komplettes Leben. Ich stand um 6 Uhr auf, ging Frühstücken, Arbeiten, danach in die Kneipe und dann wieder ins Bett. Tag ein, Tag aus. Inklusive regelmäßigem Essen und Trinken, Perma-Death und so weiter. DARIN kann niemand TES auch nur das Wasser reichen. Dennoch wurde mir von allen Seiten förmlich zugeschissen „Spiel Dark Souls und lass dich erleuchten! Es ist so viel besser als TES! PRAISE THE SUN!!!!11elf“. Niemand von diesen Lappen schien es auch nur zu interessieren, WARUM ich TES liebe: Wegen dem Gameplay wie ich es beschrieben habe und der Lore! Und jetzt, wo ich Dark Souls durch gespielt habe kann ich eines sagen: Bei beiden Punkten kann Dark Souls nichts Reißen, nicht im Vergleich zu The Elder Scrolls. Wer sich, vor allem in der Lore selbst ein Bild der Komplexität der Elder Scrolls Spiele machen will sollte sich meinen CW-Blogbeitrag dazu ansehen: http://sawbones.consolewars.de…sen_die_ihr_wissen_muesst


    alternativ empfehle ich den Lore-Blog von Talos AE Lkhan: http://de.elderscrolls.wikia.c…_AE_LKHAN/Lore-Blog_Nr._1


    Doch irgendwann kaufte ich mir Dark Souls und spielte es. Und, ach du meine Scheiße bekam ich aufs Fressbrett. Recht schnell legte ich das Spiel weg. Zu Stolz war ich für Hilfen aus dem Internet. Zu kostbar war meine Zeit sie für das Wiederholen der immer gleichen Level zu opfern. Doch fast 5 Jahre nach dem Erscheinen von Dark Souls habe ich mich durch das Spiel gebissen und es in einem 20 Stündigen Durchgang beendet (Plus 60 Stunden für die ganzen vorherigen Versuche). Und nun kommt endlich eine Review. Sie ist nicht nur äußerst Lesenswert, sondern hilft mir mich mehr mit Dark Souls zu befassen und zu reflektieren, wie ich das Spiel nun bewerten würde und wie ich es grob gesagt eigentlich fand. Dark Souls wird gerne als der heilige Gral des Genres betitelt. „Es fordert den Spieler endlich wieder!“ Heißt es oft und genau DA liegt die Stärke der Serie. Noch nie in meinem Zocker-leben hat sich ein Spiel so sehr nach einer Reise angefühlt, wie Dark Souls. Dem kam nur Dragons Dogma nahe. Dabei ist Dark Souls eines der glaubwürdigsten Fantasy-Spiele die ich jemals gespielt habe. Du fängst in einer Welt an, der man sofort ansieht dass sie irgendeinen persönlichen Hass gegen dich hegen muss und du sollst doch bitte die mächtigsten Entitäten dieser Welt vernichten. Viel Spaß.



    Nie schrie eine Welt so sehr "You will get on Fressbrett" wie Lordran


    Und bei den Bosskämpfen ist Dark Souls über jedem Zweifel erhaben. Selten machte es so Spaß gegen Bosse zu Kämpfen. Nahezu jeder Boss kriegt dich mit einem oder zwei Schlägen platt. Gleichzeitig brauchst du gefühlt zwanzig Schläge um den Boss zu killen. Da ist es nicht verwunderlich das man oft Stirbt. Um so befriedigender ist das Gefühl, wenn man einen Boss dann endlich geschafft hat! Da blüht das Dark Souls Konzept sofort auf. Alle Negativpunkte sind für einen Moment vergessen und du bist im Himmel der Videospielindustrie!


    Dabei ist vor allem das Leveldesign ein schmaler Pfad zwischen Wahn und Genialität. Das besondere an der Struktur der Welt von Lordran ist, dass man schon am Anfang fast alle Level erreichen und auch schon aus der Ferne sehen kann. Du bist in einem Schrein auf einem Hügel und siehst eine Slums-Ähnliche Stadt in der Ferne und du denkst dir „Bis dahin komm ich niemals lebend an.“ 5 Stunden später blickst du von den Slums hoch auf den Schrein und fragst dich: „What the … ? “. Das ist perfektes Weltendesign, strukturell gesehen. Keine Frage. Doch das Leveldesign an sich, also der Aufbau der einzelnen abschnitte ist da leider nicht so perfekt. Enge Gänge mögen die beengte Atmosphäre steigern, aber wenn es dem Gameplay, wegen bockiger Kamera schadet, ist das nicht mehr zu tolerieren. Man mag sich nun über den allgemeinen Art-Style streiten … nö eigentlich nicht. Der ist der Shit vor dem Herren. Selten wirkte eine Fantasy-Welt so dystopisch, gefährlich und wunderschön wie Lordran. Da hat Fromsoftware alles richtig gemacht. Fast alles. Eine gute Welt braucht auch einen gewissen technischen Standard und den erfüllt Dark Souls in keiner Weise! Selten haben mich Framedropps so sehr gestört wie in Dark Souls. Du hast eine riesige Stadt der Götter, mit dutzenden Gebäuden, in perfektem Sonnenlicht eingefangen und alles läuft auf stabilen 30 Frames. Bist du aber in einem Sumpf mit Holzwegen darüber, fällt das Game konstant auf 10 Frames. Talent ist anders.



    SIeht echt geil aus, wenn es nicht ruckelt!

    Das ist bei einem so reaktionswichtigen Spiel eine Schande, vor allem weil die optische Qualität von Dark Souls im besten Fall „Noch erträglich“ ist. Matschige Texturen, detailarme Umgebungen und Charaktere. Für mich gibt es keinen Grund warum das Spiel so oft so beschissen läuft. Es gibt sogar stellen im Spiel, wo sich das Ruckeln so einfach hätte vermeiden lassen können. Nehmen wir mal den Boss-Kampf gegen ein Tier, den ich aus Spoilergründen nicht näher beschreibe. Das Fell von diesem Tier ist der Shit! Sieht unglaublich gut aus und die Framerate merkt das. Je näher man dem Tier kommt, desto mehr schwankt die Framerate. Hätte es ein bisschen weniger Fell nicht auch getan? Um die spielbarkeit zu erhöhen? Ich habe manchmal tatsächlich den Eindruck gehabt, dass Fromsoftware die Spielbarkeit ab und zu einfach egal war. Vor allem eine Framerate im einstelligen Bereich, kombiniert mit einer bockigen Kamera ist einfach unerträglich.


    Also vom gesamten Gameplay her ist Dark Souls unter keinen Umständen Referenz. Was soll man sich von Dark Souls denn abgucken? Ja, das Kampfsystem an sich ist verdammt gut. Es ist taktisch, skilllastig und fordernd. DA kann sich das Genre gerne bedienen. Aber von mehr nicht. Denn mehr als ein gutes Kampfsystem und eine gute Atmosphäre bietet Dark Souls zu keiner Zeit. Auch die Story ist nicht gut. Sie klingt interessant, keine Frage. Gwyn, Lord of Ash and Cinder hat es verkackt die große Flamme aufrecht zu erhalten, daher kann niemand mehr verrecken. Du bist der Auserwählte-Untote und willst seinen Platz einnehmen. Mehr will ich nicht zur Story sagen. Was mich an ihr jedoch so stört ist die Art wie sie erzählt wird. Zum einen durch die richtig coolen Dialoge mit den wenigen NPC's im Spiel. Diese erzählen dir auf höchst sarkastische und teilweise morbide Art und Weise von den aktuellen Ereignissen. Das wirkt nicht nur stimmig, das passt einfach zur Grundstimmung der gesamten Welt. Was aber gar nicht geht, sind die Lore-Fetzen die man sich aus Item-Beschreibungen ziehen muss. Ich mein wie Faul ist das denn? Alles wird im Spiel erklärt, warum man stirbt, warum man respawnt und so weiter. Aber das? Schaut sich mein Charakter ein Schwert an und weiß direkt „Ach, das gehörte Atorias dem Abgrundwandler, der von seinem Wolf Sif begleitet wurde und...“ So was gefällt mir nicht. Dann lieber kleine In-Game Bücher oder direkt alles per Dialoge erfahren, so hat man noch den Faktor, abzuwägen was wahr sein könnte und was nicht. Es bringt nichts ne coole und glaubhafte Lore zu haben, wenn sie auf unglaubwürdige Art vermittelt wird.


    Zum Schluss möchte ich noch einige Vergleiche zur besten „Alternative“ für Dark Souls stellen: Zu Dragons Dogma von Capcom. Beide sind spiele mit Fokus aufs Kämpfen, von einem japanischen Studio und einem westlichen Szenario. Beide setzen auf Bosskämpfe, welche Dark Souls deutlich besser inszeniert. Während du in Dragons Dogma gegen Klassiker der Fantasy, wie Zyklopen, Chimären und Oger kämpfst hast du in Dark Souls eine Mischung aus Lovecraft und High-Fantasy. Wenn ich da zum Beispiel an den Gaping-Dragon denke werde ich fast schon wieder feucht. Weil das kann Dark Souls einfach wie kein zweiter. Solche Bosskämpfe. Die werde ich wohl in 5 Jahren noch immer als „Epic“ empfinden. Dafür gefällt mir die Spielwelt von Dragons Dogma deutlich besser. Sie ist zwar größer aber unterhält einen auch viel länger. Ich kann quer durch das Land reisen, habe immer die Gefahr jeden Augenblick angegriffen zu werden. Das gibt es natürlich auch in Dark Souls, klar. Doch Dark Souls besteht quasi nur aus zusammenhängende Tunneln, da kommt bei mir nie dieses „Erkundungsgefühl“ auf wie in Dragons Dogma. Da kommt bei mir einfach der Open-World Fanboy auf. Für mich ist es viel intensiver wenn ich auf Gefahren stoße, weil ich auf einer großen Fläche den falschen weg eingeschlagen bin, anstatt in einfach nur den falschen Tunnel gewählt habe. Und genau dieses Feeling an Dragons Dogma fehlt mir in Dark Souls.



    Nicht das bessere Dark Souls, aber das bessere Spiel.


    Fazit:
    Dark Souls ist einzigartig. Es ist fordernd, für 60 Stunden sogar überfordernd. Wenn man sich aber durchgebissen hat, wird man dafür ordentlich entlohnt. Das Gefühl einen Endboss im 4. Anlauf endlich gepackt zu haben ist unbeschreiblich. Doch ein hoher Schwierigkeitsgrad allein macht noch kein gutes Spiel aus. Dark Souls und Dragons Dogma zu vergleichen ist wie der Vergleich zwischen Counter Strike und Battlefield. Beide haben ihren Anspruch. Bei Counter Strike (Dark Souls) ist alles von vorne bis hinten durch designt. Alles hat seinen Platz und seinen Sinn, dafür ist alles aber auch kleiner. Was mich aber an Dark Souls neben der miserablen Technik am meisten ankotzt ist die faule und unlogische Hälfte des Storytellings. Mir erschließt sich einfach nicht der Grund so viele wichtige Infos in Item-Beschreibungen zu packen. Das ist einfach scheiße. Das, was Dark Souls kann, also Kampfsystem, Atmosphäre macht es fantastisch. Das was es nicht kann, also die Technik, die Story macht es dafür um so beschissener. Dark Souls macht vieles richtig und vieles falsch. Dragons Dogma macht einiges richtig und einiges falsch. Mir persönlich hat Dragons Dogma mehr Spaß gemacht. Es ist für mich einfach das bessere Spiel. Jedoch kann ich die Begeisterung der Fans verstehen. Die Bosskämpfe sind einfach ein Highlight für sich, keine Frage.

    3.5/5

  • Was mich aber an Dark Souls neben der miserablen Technik am meisten ankotzt ist die faule und unlogische Hälfte des Storytellings. Mir erschließt sich einfach nicht der Grund so viele wichtige Infos in Item-Beschreibungen zu packen. Das ist einfach scheiße.

    Auf welcher Plattform hast du denn gespielt?
    Auf dem PC (mit DS_fix) hatte ich auch in Blighttown keine Framerate-Probleme...


    Zur Art des Storytellings: Mir persönlich gefällt es deutlich besser einzelne Loreschnipsel zu bekommen, die ich dann zusammen puzzlen muss, statt seitenlange Bücher durch blättern zu müssen. Genau wegen dieser Art des Storytellings und den Interpretationsfreiräumen ist Dark Souls eines der wenigen Spiele, bei denen ich mich auch über das Spiel hinaus mit der Lore und verschiedenen Interpretationen beschäftige.
    Zudem verstehe ich nicht ganz, was deine Kritik an Item-Beschreibungen ist. Die gibt es schließlich in nahezu jedem Spiel...
    Natürlich hätte man alternativ auch einen "superschlauen" Charakter in die Welt setzen können, der mir dann zu jedem Item, dass ich ihm zeige die entsprechende Lore erzählt. Das würde aber im Endeffekt keinen Mehrwert gegenüber dem jetzigen System bieten und stattdessen nur unnötige Laufwege schaffen.

  • Was mich aber an Dark Souls neben der miserablen Technik am meisten ankotzt ist die faule und unlogische Hälfte des Storytellings. Mir erschließt sich einfach nicht der Grund so viele wichtige Infos in Item-Beschreibungen zu packen. Das ist einfach scheiße.

    Auf welcher Plattform hast du denn gespielt?Auf dem PC (mit DS_fix) hatte ich auch in Blighttown keine Framerate-Probleme...


    Zur Art des Storytellings: Mir persönlich gefällt es deutlich besser einzelne Loreschnipsel zu bekommen, die ich dann zusammen puzzlen muss, statt seitenlange Bücher durch blättern zu müssen. Genau wegen dieser Art des Storytellings und den Interpretationsfreiräumen ist Dark Souls eines der wenigen Spiele, bei denen ich mich auch über das Spiel hinaus mit der Lore und verschiedenen Interpretationen beschäftige.
    Zudem verstehe ich nicht ganz, was deine Kritik an Item-Beschreibungen ist. Die gibt es schließlich in nahezu jedem Spiel...
    Natürlich hätte man alternativ auch einen "superschlauen" Charakter in die Welt setzen können, der mir dann zu jedem Item, dass ich ihm zeige die entsprechende Lore erzählt. Das würde aber im Endeffekt keinen Mehrwert gegenüber dem jetzigen System bieten und stattdessen nur unnötige Laufwege schaffen.

    ich hab's auf der 360 gespielt. Da war die Technik absolut miserabel. Das merkt man auch beim T23 Lets Play.


    Ich mag es ja auch das man Schnipsel kriegt und mit denken muss, aber bitte nicht durch lame item-Beschreibungen. Item Beschreibungen sind ja gut aber teilweise sehr wichtige Infos zur Welt darüber zu teilen ist einfach nicht kontextsensitiv. Ich will die Lore/Welt so kennenlernen wie es mein Charakter tun würde, und der würde sich keine Rüstung aus Stein ansehen und dann wissen "Ach die gehörte Havel, einem superbem Ritter, der als Fels in der Schlacht bekannt war da..."

  • Für mich änder das rein gar nichts an der Immersion und ich fände es sogar umständlicher, statt einer Item-Beschreibung noch einen extra Inventar-Tab mit Büchern zu haben, in dem dann die selben Informationen stehen würden.


    Ist eben sehr subjektiv.