Meine aller erste Buch-Review überhaupt. Das wird ein Spaß! Da ich gerade eine kleine Zwangspause zu Lyr nehme, habe ich endlich die Zeit gefunden diese Review zu schreiben. Und darauf freue ich mich schon. Denn es beweist nämlich, dass mir das Lesen von Büchern so viel Spaß macht, dass ich meine Meinung zu zwei Exemplaren hinausschreien muss. Und das finde ich richtig gut, aber wie waren die beiden Bücher?
Spätestens seit dem Release des Videogames „The Witcher 3: Wild Hunt“ ist die Arbeit des polnischen Schriftstellers Andrzej Sapkowski in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Anfangs waren seine Bücher, wenn überhaupt, nur in Polen ein Erfolg. Der Erfolg war jedoch so groß, dass die Bücher nach einigen Jahren sogar ins Deutsche übersetzt wurden. Die ersten beiden Bücher sind „Der letzte Wunsch“ und „Das Schwert der Vorsehung“. Sie werden von mir aber nicht ohne Grund zusammen reviewed. Zwar sind beides Kurzgeschichtsbände, jedoch haben sie eine zusammenhängende Handlung: Wie Geralt zu Ciri kam. Jeder, der die Witcher-Spiele gespielt hat, weiß um die aschblonde Frau. Doch erst in den Büchern wird ersichtlich, wie Geralt zu Ciri kam.
Die beiden Bücher handeln von Geralt von Riva (Oder Rivia, je nachdem welche Übersetzung man bevorzugt), einem so genannten Hexer. Einem professionellen, mutierten Monsterjäger der Menschen. Die ersten von insgesamt 19 Geschichten etablieren Geralt von Rivia als Charakter. Es wird erklärt wer er ist und was er macht. Erst in späteren Geschichten werden eher Hexer-untypische Themen, die Romantik, väterliche Gefühle und monsterlose Aufträge, aufgegriffen. Dabei stellen für mich die Monsteraufträge das Highlight da. Hier habe ich sehr schnell einen Antagonisten, weiß worum es geht und wie es enden sollte. Es ist vergleichbar mit Krimi-Geschichten, wo geschrieben wird, wer der Mörder ist, man aber dem Detektiv dabei verfolgt, wie er auf diesen Täter kommt. Und genau da liegt die große Stärke der Bücher. Diese Geschichten zeigen perfekt wie Geralt arbeitet, zeigen durch Taten wie er als Charakter ist (Stichwort: Show, don’t tell). Die Handlungsabschnitte sind super geschrieben. Die sind so gut, dass ich mich selbst dabei ertappt habe, wie sich mein Schreibstil massiv in Richtung dieses Stils verändert hat. Etwas, das Karen Traviss und Frank Herbert, meine beiden anderen Lieblingsautoren nicht geschafft haben. Bei denen erkannte ich ihr Handwerk zwar als meinem Können deutlich überlegen an, aber ihr Schreibstil fühlte sich für mich nicht natürlich an.
Bei Herr Sapkowski ist das jedoch anders. Tätigkeitsabschnitte, wie zum Beispiel Kämpfe, Läufe und so weiter werden unfassbar gut beschrieben. Sie sind einfach gehalten, nutzen keine komplexen Wörter oder gar Doppeldeutungen. Sie lassen sich unfassbar schnell und dabei auch noch flüssig lesen, ohne dass Informationen in irgendeiner Form verloren gehen. Seine größte Schwäche sind jedoch die Dialoge. Zum einen sind sie fast völlig frei von sinnlosen Nebensätzen, wie „Er nickte“ oder „Er rieb sich über die Stirn“. Jedoch verliert man häufig den Faden. Ich musste mehrmals einige Zeilen zurück gehen, schauen wann ich erkennen konnte wer Spricht und dann die Zeilen quasi abzählen, weil in jeder Zeile der Sprecher gewechselt wurde, ohne wirklich benannt zu werden. Und das zeigt auch, dass die Charaktere, rein Sprachlich zu ähnlich sind. Geralt spricht generell sehr wenig, Rittersporn sehr geschwollen aber das war es auch schon an unterschieden. Nebencharaktere erhalten eh so gut wie keine Aufmerksamkeit, obwohl sie, aufgrund der Größe der Kurzgeschichten, prozentual sehr viel Zeit auf den Seiten bekommen. Andererseits sind die Gespräche, im Vergleich zu den restlichen Abschnitten sehr Zäh zu lesen. Aber das liegt am Szenario. Die mittelalterliche Welt des Hexers wird vor allem durch eben jene Dialoge übermittelt. Die Sprache ist zum einen Ruppig, zum anderen aber auch altmodisch, eben mittelalterlich. Alles andere in den Büchern wirkt auf mich viel moderner und somit auch flüssiger, weil ich eben in der Moderne lebe. Ich möchte diese regelmäßigen Einbrüche des Leseflusses eigentlich nicht negativ erwähnen, aber es störte mich.
Jede der Kurzgeschichten enthält eine abgeschlossene Handlung und greift nur sporadisch auf frühere Geschichten und Ereignisse zurück. Die beiden Bücher sind ganz klar als Fundament für die wirklichen Romane um den Hexer Geralt angedacht. Charaktere werden etabliert, wie quasi alle Elemente, wie die Hexer-Arbeit, Geralts Beziehung zu Yennefer und so weiter. Aber eine wirkliche Tiefe entsteht in diesen Büchern nicht. Zwar ist jede Geschichte spannend und bleibt lange in Erinnerung, aber es ist auch „Fast Food Literatur“. Man muss nicht viel nachdenken, sondern einfach lesen und die Gedanken schweifen lassen. Und das ist genau das was ich brauchte. Meine vorherigen Bücher, die ich gelesen habe, war unter anderem Der Wüstenplanet von Frank Herbert. Ein philosophisches Mammut-Ding, das Religiöse Themen, Zukunftsvisionen und auch Ängste in einem metaphysischen Kontext rückt. So etwas gibt es in den ersten beiden Witcher-Büchern nicht.