Brooklyn Nine-Nine (Staffel 1 & 2)


  • Brooklyn Nine-Nine ist eine US-Amerikanische Sitcom, welche 2013 an den Start ging. Ich habe mir die Serie auf Anraten meines Bruders via Netflix angesehen. Erwartet habe ich nicht viel, da mir das Setting von Brooklyn noch nie wirklich gefallen hatte, doch bekommen habe ich die Rückkehr eines alten, lang vermissten Freundes.


    Und dieser Freund nennt sich „Klassische Sitcom„. In diesem Genre gab es viele Jahre lang nichts wirklich Erwähnenswertes. Es gab zwar einige Versuche, diese Form der Unterhaltung, die ihren Höhepunkt vor zwanzig Jahren hatte (Full House als Paradebeispiel) zurückzubringen, wie zum Beispiel Netflix Full House Fortsetzung: Fuller House. Sie endeten zwar Erfolgreich, aber das lag nicht an der Qualität. Solche Serien-Reboots bauen zu meist auf den Lorbeeren ihrer Ursprünge auf. Für Fans der Serien ein absolutes Freudenfest, aber alle anderen bleiben aufgrund der gewzungenen Komik auf der Strecke und suchen nach anderen Serien. Und stoßen dabei hoffentlich auf Brooklyn Nine-Nine.
    Quelle
    In Brooklyn Nine-Nine geht es um das neunundneunzigste Polizeirevier von New York, in Brooklyn und begleitet ein Kernteam der dortigen Polizei. Dabei wirkt es nicht wie die bekannte „Workplace-Comedy„, wie zum Beispiel „The IT-Crowd„ oder auch Stromberg. Ich hatte aufgrund des, aus Autorensicht, oft tollpatschig wirkenden Zusammenspiels der Charaktere das Gefühl, eine klassische Familien-Sitcom, wie eben Full House zu sehen. Die gesamte Truppe der Polizeibeamten wirkt wie eine große Familie und das macht auch den größten Reiz an der Serie aus: Die Charaktere. Jeder Charakter hat seinen eigenen, genretypisch eher einfach gestrickten, aber effektiv genutzten Pool aus Eigenschaften. Da hätten wir zum einen Jake Peralter, der fröhliche und leicht verrückte Detective, der mit Abstand der erfolgreichste Beamte des Reviers ist oder Ray Holt, der schwarze, Homosexuelle und gefühllose Polizist, der durch seine Trockenheit immer wieder für verdammt gute Situationskomik sorgt.


    Dieses Zusammenspiel wirkt anfangs gezwungen, doch entwickelt sich mit jeder weiteren Folge zu einem bekannten Muster. Einer Art positiver Monotonie. Und diese Monotonie ist verdammt wichtig. Sie bringt uns, zum einen, ein Gefühl, die Charaktere gut zu kennen. Man weiß im groben wie sie denken und was sie in bestimmten Situationen tun würden. Andererseits ist das absolut Unrealistisch und unterbewusst weiß das der Zuschauer auch. Kein Mensch handelt immer auf die gleiche Art und Weise. Dieses Denken nutzt Brooklyn Nine-Nine und bricht immer wieder mit den Erwartungen der Zuschauer. Das gehört zwar zum Genre-Standard, doch wird dieses Brechen meist völlig übertrieben eingesetzt. So wird z. B. eine emanzipierte Frau plötzlich schüchtern, wenn es um die Liebe ihres Lebens geht. Und das ist noch viel unrealistischer, als ständig dieselben Emotionen und Reaktionen. Und diesen Fehler begeht auch Brooklyn Nine-Nine.


    Immer wieder rutscht die Serie in die graue Belanglosigkeit der restriktiven Konventionen. Es ist ja eine Sitcom, also muss die grobe Frau schüchtern sein, wenn sie sich verliebt. Es ist eine Sitcom also müssen sich zwei Charaktere aus der Serie unsterblich ineinander Verlieben. Diese Konventionen sind die größte Schwäche der Serie. Man kennt es halt, und man weiß wie es ausgehen wird. Doch zum Glück nehmen diese Klischees nur einen kleinen Teil der Serie ein.

    (Links: Jake Peralter (Andy Samberg) Rechts: Ray Holt (Andre Braugher) )

    Der Großteil der Unterhaltung wird über die Interaktionen zwischen den Charakteren vermittelt. Dabei glänzt vor allem der Charakter Terry Jeffords, gespielt von niemand geringerem als Terry Crews. Dieser Charakter eines harten Cops, der Vater wurde und daraufhin angst vor jeder Konfrontation hat, könnte ohne Probleme seine eigene Serie bekommen. Dabei merkt man sofort, dass der Charakter auf den Schauspieler zugeschnitten wurde und nicht umgekehrt. Crews spielt quasi sich selbst, nur eben als Polizist. Jeder Gag mit ihm ließe sich ohne Probleme auf den Schauspieler übertragen. Als Beispiel eine Szene, wo Terry eine Daunenweste trug und sich vor dem Spiegel stellt und posiert. Beim Anspannen der Muskeln zerplatzt die Jacke und überall fliegen Federn durch die Luft. Es besteht keinen Zweifel, dass dem Schauspieler dies auch passieren könnte.


    Und Terry ist auch ein gutes Beispiel für das besondere an Brooklyn Nine-Nine: Die übergreifende Entwicklung. In Sitcoms werden Probleme meist innerhalb einer Folge erkannt und gelöst. Doch hier nimmt sich die Serie viel mehr Zeit dafür. Terrys Angst vor Außeneinsätzen beruht auf seiner Angst, im Einsatz zu fallen und seine beiden Töchter alleine zu lassen. Es dauert vier Folgen, bis dieses Problem gelöst wird, und damit findet eine Charakterentwicklung statt, die in späteren Folgen immer wieder rezitiert wird. Solche, mehrere Folgen übergreifende Handlungen tauchen immer wieder auf und gaben mir die nötige Motivation weiter zu schauen. In der aktivsten Zeit schaute ich 13 Folgen am Tag. Das schaffte bislang nur Doctor Who. Es ist das, was Brooklyn Nine-Nine so stark vom Rest des Genres abhebt.


    Fazit:
    Brooklyn Nine-Nine ist die Rückkehr der guten Sitcoms. Die Szenen sind witzig, die Charaktere sympathisch und die Handlungen auf einem, für das Genre hohem Niveau. Die technische und handwerkliche Qualität ist auch ohne Tadel. Das einzige Manko ist dieser nervige Zwang sich einigen Konventionen des Sitcom-Genres unterwerfen zu müssen.
    4/5