Omoide no Mânî / When Marnie was There – Review ohne Spoiler (+Ghibli Recap)


  • Ich gebe es ja zu, ich bin ein kleiner Studio Ghibli Fanboy.




    “Chihiros Reise ins Zauberland” war damals mein erster Kontakt mit der japanischen Kultur, sogar noch bevor die damals unglaublich beliebten Serien, wie “Pokemon”, “Dragonball” und co. an der Reihe waren. So hatte ich als Kind nicht nur Angst vor den seltsamen Wesen dieser andersartigen Welt, sondern war auch etwas verwirrt aufgrund der völlig anderen Herangehensweise an das Erzählen einer Geschichte, im selben Atemzug aber auch unglaublich fasziniert.



    Ich wurde älter und schaute nach und nach jeden einzelnen Ghibli Film, teilweise im Fernsehen, teilweise bekam ich die DVDs zum Geburtstag geschenkt und “Ponyo” sah ich dann sogar im Kino, obwohl dies aufgrund der weiten Entfernung der nächsten Vorstellung, mit einem relativ großen Aufwand verbunden war. Ich malte Bilder von Chihiro und co. und machte daraus ein Album, das ich immer noch habe und so schnell auch nicht hergeben werde. Meine Eltern, die eigentlich eher weniger mit Filmen und noch weniger mit japanischen Filmen anfangen konnten waren bei meinen Filmerfahrungen fast immer dabei und waren immer genauso begeistert wie ich, was ein Zeichen dafür ist, wie diese Filme jede Altersgruppe gleichsam begeistern können.



    Sie begleiteten mich also mein ganzes Leben lang und erfreuten mich durchgängig, vor allem wenn der großartige Hayao Miyazaki im Regiestuhl saß.


    Der finanzielle Untergang von Ghibli:

    In den letzten Jahren sah es allerdings nicht mehr so rosig für Ghibli aus. Trotz durchgängig großem Presse- und Zuschauerlob, rechneten sich die hochwertig und teuer produzierten Animationsfilme nicht mehr. Als dann im Jahr 2013 mit “The Wind Rises” der letzte Film von Hayao Miyazaki weltweit erschien und der Abgang des preisgekrönten und respektierten Regisseurs vom Studio bestätigt wurde, waren die Zuschauerzahlen zwar ordentlich, trotzdem floppte der Film extrem und ein Großteil der Fans sah schwarz für Ghibli, weil niemand glaubte, dass ohne Miyazaki der Untergang des Studios verhindern werden könnte.

    Mit “The Tale of Princess Kaguya” erschien dann ein Film, der ein bisschen Hoffnung schöpfte, denn trotz der Abwesenheit von Miyazaki wurde hier ein Meisterwerk geschaffen, das vor allem stilistisch mit wenig anderem zu vergleichen ist.



    Der Film wurde leider trotzdem wieder ein Flop und langsam wurde klar, dass dieser Trend so nicht weitergehen konnte. Mehrere Gerüchte um die Schließung des Studios machten die Runde, bis schließlich bestätigt wurde, dass “When Marnie was There” der letzte Ghibli Film für die nächste Zeit werden würde. Damit wurde das Studio zwar nicht endgültig geschlossen, aber die Chancen stehen momentan eher schlecht, dass es wieder weitergehen wird.



    Das heißt: “When Marnie was There” ist möglicherweise der finale Film dieses Studios.
    Und was für einer.



    When Marnie was There ist ein würdiges Finale von einem großartigen Studio.


    Ich habe ihn gestern gesehen und kann nur sagen, dass er für mich persönlich einer von Ghiblis Besten und Rundesten Filmen ist.
    Es geht hier um ein Mädchen namens Anna, welches an Asthma leidet und auch noch ein Einzelgänger ist. Sie wird zur Kur von ihrer Pflegemutter, zu Verwandten in eine naturreiche Umgebung geschickt, wo sie zufällig ein seltsames Anwesen findet, in dem Nachts ein Mädchen namens Marnie wohnt. Die beiden freunden sich an.



    Mehr möchte ich an der Stelle gar nicht vorwegnehmen, aber die Handlung dieses Films ist gleichzeitig so unheimlich schön und traurig, dass die Feels ordentlich gefordert werden. Das Pacing ist hier sehr stetig und etwas schneller als bei The Wind Rises, auch wenn es immer noch eine sehr ruhige und persönliche Geschichte ist. Auch gut gefallen haben mir in diesem Film die teilweise quirkigen Nebencharaktere, die alle äußerst gut in die Geschichte gepasst haben.



    Die Story wird zusätzlich von einem wunderschönen Soundtrack unterstützt und die Animationen sind wie von Ghibli gewohnt auf dem höchsten Niveau, sodass man sich an den handgemalten Landschaften gar nicht sattsehen kann.

    Marnie ist am Ende auf jeden Fall eher “The Wind Rises” als “Chihiros Reise ins Zauberland”, aber dabei etwas persönlicher und mit etwas mehr Fantasie.


    In jedem Fall ist es ein großartiger Animationsfilm und ein würdiger Abschluss des Portfolios eines der besten Animationsstudios der Welt, den man auf jeden Fall gesehen haben sollte, wenn man etwas mit Ghibli verbindet.

    Wertung: 9/10



    Der Artikel ist noch einmal auf meinem Blog unter https://nerdsuppe.wordpress.co…hne-spoiler-ghibli-recap/ zu finden