Resident Evil Remastered [PS4]


  • Vorwort
    Kurz nach Release gab es einige Kontroversen und eine ausufernde Wertungsdiskussion bei einem bekannten Spielemagazin. Aufgrund der angesprochenen Kontroverse habe ich mich vor einiger Zeit entschlossen, die Remastered-Version von Resident Evil Remake ebenfalls unter die Lupe zu nehmen. Da das Review aus der Sicht eines Fans geschrieben ist, werden bestimmte Punkte sicherlich anders betrachtet, als dies bei einem gänzlich neutralen Review der Fall ist. Nichtsdestotrotz werde ich versuchen über den Tellerrand zu schauen und auch kritische Aspekte ansprechen.


    Rein ins Geschehen!
    Wie schon im Original von 1996 begibt sich das S.T.A.R.S.-Team nach Raccoon Forest, um eine Reihe unerklärlicher Todesfälle zu untersuchen. Dort ankommen, stürzt der Helikopter ab und zum Übel aller Beteiligten greifen auch noch tollwütige Hunde an. Das Team flieht daraufhin in das nahegelegene Spencer-Anwesen und glaubt sich erstmal in Sicherheit. Fans der ersten Stunde werden hier sicherlich das trashige Intro des Originals vermissen, was dem Ganzen einen gewissen Charme verliehen hat. Das Remake versprüht hier nicht mehr ganz so viel Flair. Die Flucht zum Herrenhaus wirkt regelrecht hölzern, wodurch die Einführung in die Geschehnisse wohl nicht bei jedem zünden dürfte.


    Bevor ihr ins Spielgeschehen eintaucht, habt ihr noch die Wahl, mit welchem Charakter ihr das Spiel durchleben möchtet. Seid ihr mit der Umgebung und den Räumlichkeiten noch nicht vertraut, ist Jill Valentine die erste Wahl. Jill trägt nicht nur einen Dietrich bei sich, sondern hat auch zwei Inventarslots mehr vorzuweisen, die im Laufe des Spiels sehr dienlich sein können. Wer im Allgemeinen sehr angriffslustig ist und nicht unbedingt eine Schusswaffe zum Überleben braucht, kann das Spiel auch gleich zu Beginn mit Chris bestreiten. Seine größte Stärke ist der Umgang mit dem Messer, so dass ihr hier die Pistole auch getrost im Halfter lassen könnt. Beide Charaktere unterscheiden sich aber nicht nur durch ihre Eigenschaften, sondern bieten auch noch jeweils andere Story-Verläufe. So trifft man während des Spielverlaufs mit Jill Valentine des Öfteren auf den Waffen liebenden Barry Burton, wohingegen man mit Chris Redfield, auch mal auf die Hilfe von Rebecca Chambers angewiesen ist.


    Habt ihr eure Wahl getroffen, beginnt der Horrortrip.



    Ein Haus voller skurriler Rätsel und Bewohnern
    Schon nach wenigen Schritten und zwei Tür-Animationen später, begegnet ihr den ersten Untoten. Dieser wirkt in der heutigen Zeit sicherlich nicht mehr ganz so bedrohlich, ist aber für die Nostalgiker unter uns weiterhin legendär. Im Laufe des Spiels trefft ihr auf weitere skurrile Wesen, die das Spiel abwechslungsreich gestalten. Neben den üblichen Zombies stoßt ihr auf riesen Spinnen, mutierte Käfer, eine überdimensionale Schlange und Crimson Heads, die quasi eine schnellere und stärkere Variante der „normalen“ Zombies sind.


    Aber nicht nur die abstrusen Bewohner des Herrenhauses machen euch hier zu schaffen, auch die zu Beginn unzugänglichen Räume stellen natürlich ein großes Hindernis dar. Um Türen und Tore zu öffnen, müsst ihr oftmals groteske Rätsel lösen und verschiedenste Schlüssel auffinden. Diese Rätseleinlagen werden aber selten richtig anspruchsvoll, so dass auch jeder Einsteiger einen guten Zugang dazu finden dürfte. Aber Vorsicht - nicht jedem Neueinsteiger wird diese Art der Schnitzeljagd zusagen. Nichtsdestotrotz verleiht es dem Spiel eine gewisse Besonderheit, die ich bei neueren Games leider schmerzlich vermisse!


    Ein Resident Evil wie man es liebt(e)
    Niemals hätte ich erwartet, dass sowohl das Inventar-, als auch das Speichersystem mal zu einem Streitgespräch „mutieren“ würde. Aber tatsächlich ist es wohl so, dass man vielen Spielern der heutigen Generation solche Gegebenheiten nicht mehr zumuten kann oder möchte. Für mich fördert sowohl das begrenzte Inventar, als auch die Resident Evil typischen Schreibmaschinen das Survival-Erlebnis. Eine Handvoll Gegenstände zu tragen wirkt nicht nur authentischer, es regt auch zusätzlich den „Denkmechanismus“ an. So lernt ihr im Laufe des Spiels behutsamer vorzugehen und überlegt in der Abgeschiedenheit des Speicherraums, was brauche ich und was nehme ich erst später mit? Ein Aspekt der mir persönlich sehr viel Freude bereitet - auch noch heute.


    Neben der Eigenheit des begrenzten Inventars und des Speichersystems, fällt hier vor allem die gewöhnungsbedürftige Kameraführung auf. Auch diese trägt zu einem gewissen Maß der Atmosphäre bei. Störend wird es allerdings, wenn die Größe und Schnelligkeit der Gegner im Laufe des Spiels zunimmt. Gerade bei „Boss-Kämpfen“ kann dies leicht in Frust ausarten, da ihr schnell den Überblick über das Kampfgeschehen verlieren könnt.


    Die Frage ist, hätten die genannten Punkte angepasst bzw. optimiert werden müssen, um ein modernes Spielsystem auf die Beine zu stellen? Meiner Ansicht nach auf gar keinen Fall. Letzten Endes würde man damit die hervorstechendsten Gameplay-Merkmale wegrationalisieren. Das Spielerlebnis würde ein anderes sein und auch Neulinge würden die Faszination oder auch die durchaus charmanten Eigenheiten des Remakes nie wirklich erfahren. Zwar hätte ich mir hier und da eine Optimierung der Kameraführung gewünscht, aber das Fehlen einer solchen Anpassung, wertet für mich das Spiel nur unwesentlich ab.



    Unterschiede zur GameCube-Version
    Da das Ganze nur eine Remasterd-Version des GameCube-Ablegers ist und kein Remake, des Remakes darstellt, wurden hier nur technische Aspekte aufgewertet. So könnt ihr nun das Spiel auf der aktuellen Konsolen-Generation in 1080p und 16:9 Widescreen-Modus genießen. Wer es eher klassisch mag, hat hier aber auch die Möglichkeit im 4:3-Format zu zocken. Weiterhin habt ihr die Wahl zwischen der klassischen oder einer modernisierten Steuerung.


    Charaktermodelle, Hintergründe und die Räumlichkeiten des Herrenhauses machen auch heute noch Einiges her. Die hochgeschraubte Auflösung lässt das Ganze noch detailreicher wirken, ein paar matschige Texturen sind daher durchaus verkraftbar. Gegen Ende des Spiels ging dem Spiel aber hier leider ein wenig die Luft aus, weshalb hier nicht alles mehr so hochpoliert daherkommt. Die Soundkulisse ist wie im GameCube-Ableger sehr stimmungsvoll. Vor allem die Gewitter-Effekte tragen die Atmosphäre des Spiels.


    Fazit
    Resident Evil Remastered wartet mit nur wenigen Optimierungen auf und bleibt dem Remake dementsprechend treu. Fans der ersten Stunde wird das Spiel auch noch heute begeistern. Neueinsteiger sollten sich auf skurrile Rätsel, eine starre Kameraführung und ein beschränktes Inventar- und Speichersystem einlassen können - andernfalls kann die Schnitzeljagd schnell in Frust umschlagen.


    Trotz der genannten Eigenheiten, kann ich das Spiel aber nur jedem empfehlen. Resident Evil Remastered versprüht einen Charme und eine einzigartige Atmosphäre, die ihr in aktuellen Vertretern des Survival-Horror-Genre so nicht finden werdet. Zusätzlich stellen viele Aspekte eine Herausforderung dar, die viele von uns schmerzlich vermissen. Wenn auch ihr keine Scheu habt, euch dieser Herausforderung zu stellen, dann erhaltet ihr für 20€ einen grandiosen Klassiker der Spielgeschichte.


    9/10