Hallo. Ich finde dieses Spiel hat einen eigenen Thread verdient.
Ja. Wieder mal hat mich ein Indie-Spiel mehr beeindruckt und tiefer berührt als es jeder Triple-A-Blockbuster je getan hat. Die können zwar nicht weniger unterhaltsam sein, aber unter die Haut gehen bei mir meistens kleinere Indie-Spiele. Brothers - A Tale of Two Sons, The Swapper, Limbo und Konsorten haben mich stehts auf eine ganz eigene, tiefere, fast existenzielle Ebene, angesprochen und beschäftigt. INSIDE reiht sich dort nahtlos ein.
Wenn es ein Wort gibt, das dieses Spiel charakterisiert, ist es : Atmosphäre. Dieses Spiel baut eine Atmosphäre auf, die absolut zum Zerschneiden ist; depressiv, traurig, gruselig, dunkel, grausam. Der absolute Wahnsinn. Der Einsatz von Geräuschen und Musik ist nur ganz dezent, aber umso effektvoller. Perfekt abgestimmt.
Die Rätsel waren weniger Trial and Error als in Limbo, aber auch eher banal. Aber mir geht es in dem Spiel einfach nicht darum. Die Stärken liegen woanders.
Der Twist wurde damals von den beiden Jungs von Hooked für nicht so unfassbar gehalten, ... mich hat er aus den Schuhen gehauen und das habe ich niemals kommen sehen. Das Wort verstörend wird in Reviews häufig gebraucht, aber er war selten so angebracht. Ich saß alleine im Zimmer und obwohl ich nicht zu lauten Emotionen neige, rief ich "WAS?!" und "WTF!". Die letzten 30-45 Minuten sind wahnsinnig. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Story muss man sich selbst zusammen puzzeln, was aber besser funktioniert als bei Limbo, weil es etwas mehr Kontext gibt. Meine Interpretation ist:
Eine Firma hat ein Wesen entwickelt, welches es erlaubt willige Arbeits-"Zombies" zu erschaffen und zu kontrollieren. Dieses Wesen entwickelt aber eine Persönlichkeit und schafft es einen solchen "Zombie"-Jungen selbst zu kontrollieren. Wenn man jetzt direkt mal in die Meta-Ebene abstaucht, ergreift dieses Wesen ja auch auf uns über, weil wir für es den Jungen steuern. Einfach nur genial. Diesen Jungen steuert es (über uns) zu sich selbst, befreit sich und bricht dann aus. Am Schluss spielen wir dieses Wesen und das war der oben angesprochene WTF-Moment. Denn neben dem verblüffenden Twist ist es auch noch quasi ein Blob aus dem lauter Beine und Arme hängen. Und trotzdem, und das ist unfassbar, fühle und fiebere ich am Ende mit, ob es dieser verdammte Blob schafft.
In der Freiheit landet man nach vielen, auch meiner, Interpretation nicht. Weil man vorher in einem Labor ein Model von einem Strand sieht. An diesem Strand landet man am Ende, also ist man nur in einer Schein-Realität, ähnlich wie bei Westworld (woran mich das Spiel am Ende krass erinnert).
Wenn Ihr das Spiel noch nicht gespielt hab: Spielt es.