I know, I'm late to the party. Ich hab aber noch ein bisschen Senf über und möchte den gerne abgeben
Ich finde Outings extrem wichtig, vor allem bei Sexuellen oder Romantischen Orientierungen die gerne vergessen werden (Namentlich A-, Bi-, Pan- und so weiter. Außerdem alle Geschlechtsidentitäten die nicht ins Binär passen, aber story for another time und so.)
Ich finde es deshalb wichtig, weil Menschen sonst eventuell nicht von diesen Identitäten erfahren. Die meisten Asexuellen finden z.B. erst als Erwachsene heraus, dass Asexualität existiert.
Ich bin Aromantic Asexual und es hat 18 Jahre des "Was ist falsch mit mir?" gebraucht, bis ich das herausgefunden habe. Ich war in der Schule nie verliebt (warum wohl) und habe irgendwann einfach Crushes erfunden damit meine Freund*innen aufhören mich zu nerven. Weil ich nicht wusste, dass so etwas wie Aromanticism existiert, habe ich allerdings auch nicht danach gesucht. Ich habe stattdessen nach Soziopathie gesucht, ich dachte ich sei ein gefühlsloser Roboter. Aber das hat auch nicht gepasst und so habe ich die Neugier einfach durch Depression ersetzt. Ging auch, war aber nicht gesund für mich.
Meine Sexualität habe ich schon während der Schulzeit angezweifelt, aber da ich von einer weißen Cis-Männlichdominierten Bonzenschule komme habe ich mich nicht getraut dort tiefer zu graben. Zwischenmenschlich war meine Schulzeit auch schon unangenehm genug ohne dass ich queer war. An meiner Schule gab es einen schwulen Lehrer (aber der war nicht wirklich out, jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern es jemals von ihm selbst gehört zu haben) und einen Bisexuellen einen Jahrgang unter mir (womit dieser Jahrgang übrigens genausoviele Queere hatte wie mein Jahrgang PoC, aber ich schweife ab). Der durfte sich dann auch Sachen wie "Bisexualität gibt es doch gar nicht", "Du kannst dich bloß nicht entscheiden" usw. anhören.
Erst im Studium habe ich Menschen kennengelernt die offener waren und irgendwann bin ich auf einen "You might be aromantic, if..."-Tumblr-Post gestoßen der mir eine große Last abgenommen hat. Durch das Entdecken eines Labels das auf mich passt wusste ich, dass es noch andere Menschen wie mich gibt. Dass ich kein Alien bin. Wenn man mich nach dem glücklichsten Moment meines bisherigen Lebens fragt, ich würde wahrscheinlich diesen Moment nennen. Sofort. Ich war so glücklich, dass ich mich noch in Moment bei meinen beiden besten Freund*innen geoutet habe.
Zu dem Zeitpunkt habe ich noch angenommen, ich sei Heterosexuell. Aber ich habe dann auch schnell gemerkt, dass das auch irgendwie nicht zu mir passt. Leider gibt es nicht viele Materialien zu Asexualität und kaum Leute die out sind weshalb auch die vielen verschiedenen Ausprägungen von Asexualität kaum bekannt sind. Da ich zu einer kleineren Gruppe innerhalb der Asexuellen gehöre schließen mich viele Definitionen einfach aus.
Ganz zu schweigen von Aromanticism. Ich habe (bis jetzt) 2 Definitionen von LGBTQ+ (Ich tue das A ins Q und das +, so spricht es sich leider einfach am besten) gefunden, die Aro mit einschließen. Wenig mehr schließen überhaupt romantische Orientierung mit ein.
OK, soviel zu meiner Lebensgeschichte. Mein Punkt ist:
Wie leben in einer ziemlichen cis-heteronormativen Welt (Wer mir da nicht zustimmt schickt mir bitte keine Nachricht. Oder an eine E-Mail-Adresse die nicht mir gehört.) und für queere ist es wichtig, Vorbilder zu haben. Vorbilder die ihnen zeigen: Es gibt andere Menschen wie mich. Ich bin nicht kaputt. Ich bin gut so wie ich bin.
Für den LG-Part von LGBTQ+ gibt es schon viele Vorbilder. Aber je mehr sich outen, desto mehr besteht die Chance das eine Person dich erreicht. Wenn du dir z.B. Guido Westerwelle nicht zum Vorbild nehmen möchtest weil er nicht deine politische Meinung vertritt, dann vielleicht Tyler Oakley oder Ingrid Nielsen. Vom Bundestag und vom Britischen House of Commons weiß ich, dass sie min. ein offen trans* Mitglied haben. Aber es gibt Orientierungen, für die es keine Vorbilder gibt. Und gerade die sind leider die, die es nötig hätten und dringend Vorbilder brauchen.
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