Auch ich bedanke mich. Ihr dankt so oft für die 5€, die ich Euch gebe. Deswegen hier auch mal der Dank zurück.
Beiträge von Macmillian
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Lieber Tom, lieber Robin,
ich verfolge schon seit Giga-Tagen eure Arbeit und höre vor allem die Podcasts sehr gerne. Umso mehr habe ich mich gefreut, als im letzten Feedback-Podcast eine sprachwissenschaftliche Frage gestellt wurde. Da ich germanistischer Linguist bin, freue mich sehr, euch endlich mal mit meinem Wissen zu unterstützen. Ich versuche, ohne allzu viele Fachtermini auszukommen:
Das Phänomen, dass Verben, die die Art der örtlichen Lage bezeichnen (wie etwa „liegen“, „stehen“, „wohnen“) im Infinitiv mit „haben zu“ verwendet werden, ist regionalsprachlich. Wenn jemand Sätze sagt wie „Ich habe meine Schwester neben mir zu wohnen“ oder „Du hast da noch ein Bier zu stehen“ dann kommt dieser jemand sehr wahrscheinlich aus dem Berliner / Brandenburger Raum.
– Exkurs –
Man kann solche Verteilungen in dem wunderbaren „Atlas zur deutschen Alltagssprache“ der Universität Salzburg und der Université de Liège einsehen. Auch sind Verteilungen zu anderen sprachlichen Phänomenen oder Wörtern erhellend. So wird Frühstücksgebäck etwa in Norddeutschland „Brötchen“ genannt, um Berlin herum „Schrippe“, in Südwestdeutschland „Weck“ oder „Weggli“, noch weiter südlich „Laaba“ oder „Mütschli“. Ich selbst habe mich früher immer darüber aufgeregt, dass die Leute aus dem Rheinland immer Artikel vor Eigennamen setzen („Gleich kommt noch der Klaus und bringt die Uschi mit“).
– Exkurs Ende –
Ich weiß, dass Robin aus dem Ruhrgebiet kommt und deshalb genauso fassungslos auf den „zu stehen haben“-Ausdruck blickt wie ich. Ich weiß nicht mehr, ob Du schon einmal gesagt hast, woher Du kommst, Tom. Ich meine mich aber zu erinnern, dass Du im Podcast schonmal gesagt hast, Du hättest noch eine Feedback-Frage auf Deinem Zettel „zu stehen“. Wenn Du im Berliner Raum großgeworden bist, würde das diese Verwendung erklären.
Grammatisch gesehen ist es so: Es gibt im Deutschen ja immer zwei Infinitive, den mit und den ohne „zu“. Welcher von beiden verwendet wird, ist meistens sehr klar festgelegt. Bei einigen Konstruktionen aber ist die Verwendung regional, dialektal oder von der Niveaustufe, die man wählt (Register genannt) her variabel. Manche Sprecher verwenden „brauchen“ etwa ohne „zu“ („Du brauchst nicht abspülen“) manche mit („Du brauchst nicht abzuspülen“).
Das Phänomen des „zu stehen haben“-Ausdrucks wird auch „Brandenburgischer Infinitiv“ genannt und vom Duden als „falsch“ bezeichnet. Wir Linguisten sehen das hingegen nicht ganz so verklemmt und interessieren uns vor allem dafür, welche Funktion eine solche Konstruktion erfüllt und welche Unterschiede es zwischen „Ich habe hier ein Bier stehen“ und „Ich habe hier ein Bier zu stehen“ gibt. Ich habe zwar noch keine Studie dazu gelesen aber ich könnte mir vorstellen, dass es eine Bedeutungsverschiebung gibt, die durch die Nähe mit solchen „haben+zu“-Konstruktionen entsteht, die eine Notwendigkeit oder einen Befehl ausdrücken („Du hast Dich ruhig zu verhalten!“). Möglicherweise – aber das ist nur Spekulation – erfüllt ein „zu“ hier also die Funktion, eine Notwendigkeit auszudrücken, etwa die, dass die letzte Feedback-Frage noch gelesen werden muss. Fernab Brandenburgs sagt man sowas dann vielleicht einfach anders.
Nochmals ein großes Lob an euch und eure Arbeit. Meine Patreon-Unterstützung macht sich immer wieder aufs Neue bezahlt. Das einzige, was mich stört ist, dass ihr zu wenig über „Doshin the Giant“ und „Race the Sun“ sprecht. Ansonsten finde ich Euch klasse.
Lieben Gruß
Dat war ich. Frug mich grad, warum das nicht da ist. So! Ich hab nämlich drei Beiträge schon und nicht nur zwei.
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5. - Overcooked
4. - Octopath Traveler
3. - Kingdom: New Lands
2. - Mario Odyssey
1. - Zelda: Breath of the Wild -
Hier ist euer Community-Germanist,
ich konnte der Selbstgeißelung von Robin nicht tatenlos zuhören. "weil es sehr viel mehr wie ein Computerspiel wirkte als wie ne echte Welt" ist doch total korrekt. "Ich bin stärker als wie du" ist falsch. Das "als" nimmt hier schon die Komparation vor und das "wie" ist also zu viel. Aber das "wie" in Deinem Satz Robin ist ja Teil der Konstruktion "es sieht aus wie". Man kann also sagen, dass der Satz eigentlich so heißt: "weil es sehr viel mehr wie ein Computerspiel wirkte als wie ne echte Welt (wirkt)". Das wirkt hier fallen zu lassen ist vollkommen legitim und der Satz korrekt.
Ich finde ohnehin, dass Ihr gutes Deutsch sprecht.
Lieben Gruß,