Naruto Manga:

• Die letzten 100-150 Chapter waren wie ein zäherKaugummi. Kampfszenen ohne Ende, Dialoge ohne Ende, Rückblenden ohne Ende,erneute Kampfszenen, etc. Zwischendurch gab es die eine, oder andereinteressante Nebengeschichte oder Charakter-Erklärung, aber insgesamt fand ichden vierten Shinobi-Weltkrieg furchtbar langatmig.
• Nejis Tod war komplett unnötig und für mich inkeinster Hinsicht nachvollziehbar. Der einzige Grund, warum Kishimoto ihn hatsterben lassen, ist der pseudo-dramatische Effekt. In der Geschichte selbstergibt das nämlich überhaupt keinen Sinn, da hier die Leute eigentlich ständigwiederbelebt werden (das teilweise sogar auf eine super plumpe Art und Weise)und man sich irritiert fragt, warum man dann Neji nicht retten konnte. Zudemtrauert die ganze versammelte Shinobi-Truppe lauthals um Neji, erwähnen dabeiaber mit keinem Wort all die anderen Tausend tote Menschen, die ringsum vonHolzspeeren durchlöchert liegen. Soviel zum Thema „Drama“.
• Unzählige Wiederholungen. Man merkt, dassKishimoto auf seine magische 700 hingearbeitet und zwischendurch gemerkt hat,dass die Geschichte aber eigentlich irgendwo um 650 rum bereits aufhört. Alsobastelt er Dutzende unnötige Chapter mit rein, zeigt zum hundertsten Mal dieselben alten Rückblenden, schreibt die selben Dialoge, erwähnt wieder und immerwieder das Motiv der Freundschaft und des Zusammenhalts, bla bla bla.
• Wie unsympathisch ist denn bitteschön Sasuke undwie plump war er in den letzten zehn Chaptern?! Die Welt ist gerettet,endlich! Nach unzähligen Kämpfen und Dialogen! Sasuke: Ahahaha! Denkste! Jetztschnapp ich mir alle Bestien und zerstöre die Welt und hau dir auf die Fresse,Naruto! Naruto: Echt jetzt? Sasuke: Nu klar. *trollface* -____-“
• Den nächsten Punkt nenne ich einfach mal„Lächerliches“. Wie lächerlich einfach ist es denn in diesem Manga, die Augenhin- und herzutauschen?! Gerade am Ende, als Madara sich KakashisSharingan-Auge schnappt, hält er nur die Hand hin, dann hin zu seinem Gesicht –voilà, jetzt sind es seine Augen. Im Manga sind es genau drei Bilder! WillKishimoto uns hier eigentlich verarschen? Und das Ganze passiert nicht nur einMal. Wenn man dann bedenkt, dass in alten Kapiteln die Leute teilweise Tagegebraucht haben, bis deren Augen nach der Transplantation funktioniert haben,dann sind die letzten 50 Chapter großer Quatsch. Hier wechselt man die Augen indrei Sekunden, als wären es kleine Glasmurmeln. Und die Liste geht natürlichauch weiter: die halbe Welt explodiert und keiner stirbt so richtig, Orochimarumacht (wie gefühlt jeder Bösewicht) eine charakterliche 180 Grad Wendung, Chakrawird irgendwann unerschöpflich und hängt nur noch vom eigenen Willen ab, uvm.
• Absolute Übertriebenheit. Apropos „die halbeWelt explodiert“. Das, was in den letzten 70 Chaptern passiert, toppt dochalles in Dragon Ball oder One Piece, ohne auch nur mit der Wimper zuzucken. Vorbei sind die Tage der gewöhnlichen Ninja-Kämpfe! Jetzt kann jederfliegen, Dimensionen werden aufgerissen, „die Welt selbst greift Naruto an“(Zitat aus dem Manga), es wird gegen Götter gekämpft, alle Berge undLandschaften explodieren, das Wetter wird auf’s Extremste manipuliert, aus demNichts werden Steinbrocken so groß wie der Mond erschaffen – und am Ende stehtman vor Nejis Grab. *hust* Ich verstehe, dass Kishimoto ein episches Finalewollte, aber die letzte Schlacht lässt alle Kämpfe davor dermaßen lächerlichwirken, dann man sich fragt, was das Ganze davor eigentlich überhaupt sollte.
• Wiederholungen über Wiederholungen. Puuh, hatder Manga viel Backtracking. Aber auch der Weltkrieg verläuft stets nach demselben Muster: Bösewicht greift an -> Naruto & Co. halten ihn auf ->schlagen zurück -> Bösewicht rappelt sich wieder auf -> mutiert zu einemnoch größeren und stärkeren Bösewicht -> schlägt zurück -> Naruto &Co. halten ihn auf -> man sieht die dramatische Vorgeschichte ->Bösewicht wird besiegt -> neue Gefahr entsteht -> alles nochmal von vorn.Das ist leider das typische Shonen-Problem.
• Fokus auf die Augenkünste. Jaaaa, das ist so ‘neSache. Gerade in den letzten 150 Chaptern hatte ich das Gefühl, dass dieAugenkünste im Grunde alles sind. Wer die Badass-Augen hat, gewinnt. Oder werdie Bestien kontrolliert. Deswegen wird auch munter hin- und hergetauscht. DasSharingan verändert sich gefühlte 341 Mal, indem Kishimoto ein paar Kreise mehrin die Pupille zeichnet und dem Ganzen einen fancy Namen gibt. Es wirkt erneutlächerlich, wie normale Shinobi da mit ihren Feuer-Jutsus um sich schießen oderihre Kunais werfen, wenn Sasuke oder Madara alles mit einem Wimpernschlagaufhalten kann.

Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass ich mit Naruto eine Menge Spaß hatte. Gerade die letzten drei Chapter fand ich wieder richtig schön und bewegend, denn man wächst schon irgendwie mit all den Leuten da zusammen. Den Abschluss hat Kishimoto daher, meiner Meinung nach, ganz gut hinbekommen. Insgesamt lässt sich aber festhalten, dass der Manga ab der Erklärung des vierten Shinobi-Weltkriegs zunehmend an Qualität abnimmt und sehr, sehr langatmig wird. Bis dahin hätte ich den Manga als wirklich gut und unterhaltsam bezeichnet, aber die never ending story, die danach folgt, hat es mir – in Kombination mit den oben genannten Kritikpunkten - sehr schwer gemacht.

Das darauf folgende Special rund um Boruto und Sarada kann man sich durchaus geben. Ist eine nette, kleine Geschichte, die einem die neuen Charaktere vorstellt und erklärt. Der Bösewicht ist auch hier wieder leider sehr vorhersehbar und eindimensional, aber was will man machen.

Naruto "The Last":
Ein sehr gut animierter Naruto-Film, der inhaltlich aber eine Nullnummer ist. Prinzipiell mag ich den Ansatz von „The Last“ – eine romantische Darstellung dessen, wie Naruto und Hinata ein Paar wurden. Auch die Rückblenden auf die alten, gemeinsamen Schultage fand ich sehr schön. Das Problem dabei ist leider alles andere. Der Film besitzt einen langweiligen und austauschbaren Bösewichten mit dem altbekannten Motiv – natürlich mal wieder die Augenkräfte. Das Schwierige an der Sache ist allem voran aber die erneute Übertriebenheit. Der Mond soll auf die Erde krachen. Nuff said.

Weiterhin besitzt der Film einige Logik-Fehler, denn am Anfang des Film sieht man, wie Hinata von einem Gebäude runterstürzt und der Film einem suggeriert, dass sie dabei sterben könnte – als erwachsene, voll ausgebildete Kunoichi, die im vierten Shinobi-Weltkrieg mitgekämpft hat. Nur so nebenbei. Und unser Held Naruto rettet sie selbstverständlich mit ausgebreiteten Armen. Später im Film sieht man sie dann selbst riesige Entfernungen in der Luft zurücklegen und wie sie locker von einem schwebenden Brocken zum anderen hüpft. Ah ja. Aber auch weitere Logik-Fehler schleichen sich immer wieder ein, sodass man das Ganze irgendwann nicht mehr richtig ernst nimmt.

Leider kann auch die romantische Geschichte nicht so recht überzeugen. Ich mag Naruto in diesem Film und Hinata ist wunderschön, aber meine Fresse, ist das eine Klischee-Romanze! Da trieft alles herzchen-rosanen Zuckerguss. Zumal die Romanze dermaßen altbacken präsentiert ist, dass man sich fragt, ob bekannte Romance-Größen aus dem Anime-Bereich extra ignoriert wurden. Dagegen wirken selbst Clannad, Kanon oder True Tears wie die komplexesten Liebesdramen. Ein Präsentationsniveau eines Kimi ga Nozomu Eien, Suzuka oder Kimi no Na wa braucht man hier also schon gar nicht erst suchen. „The Last“ ist hier sehr, sehr rudimentär, kitschtig und ohne jegliche Überraschung.

Stilistisch gesellen sich noch die schlechte Schnittarbeit und die fehlende Atmosphäre dazu. Das hat mich wirklich enttäuscht, denn eigentlich habe ich mich auf „The Last“ sehr gefreut. Am Ende bekommt man einen richtig gut aussehenden Anime-Film, der aber in kaum einer anderen Hinsicht sonst überzeugen kann. Hardcore-Fans und all jene, die Naruto und Hinata als (Klischee-)Pärchen erleben wollen, können einen Blick riskieren, aber allen anderen würde ich von „The Last“ dringlichst abraten.

Boruto-Film / Manga:
Der Boruto-Film hat mir deutlich besser gefallen als „The Last“. Er ist zwar stellenweise nicht ganz so gut animiert wie sein Vorgänger, besitzt aber eine nachvollziehbare Struktur und bringt einem sowohl die technologiesierte Welt, als auch die neuen Charaktere auf eine schöne Weise näher. Natürlich gibt es auch hier den obligatorischen Nemesis und einen Feuerwerk-Endkampf, bei dem man drei mal raten darf, wie er ausgeht. Aber alles in allem ist es dennoch ein unterhaltsamer und wirklich nett aufgemachter Film über Boruto, seine Freunde und seinen Vater. Da kann ich durchaus eine Empfehlung aussprechen, auch wenn die Manga-Version, die ich ebenfalls schnell überflogen habe, noch etwas kohärenter und feiner daherkommt.